Hagen. Unter den Großstädten Deutschlands ist Hagen die serviceunfreundlichste mit Blick auf das Digital-Angebot. Die Stadt arbeitet an diesem Problem.
Hagen ist laut aktueller Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) die serviceunfreundlichste Großstadt in ganz Deutschland. Schlusslicht hinter Chemnitz und Herne. In den einzelnen untersuchten Service-Bereichen wie Wohnen, Bauen, Bürgerservice oder Unternehmerservice gibt es nur selten Städte, die so schlecht bewertet werden wie Hagen.
Die Studie, die Hagen diese Ohrfeige verpasst, wurde von „Haus und Grund“, Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, in Auftrag gegeben. Die kommunalen Internetauftritte der 100 größten deutschen Städte wurden von je zwei Testern unabhängig voneinander geprüft. Wie gut sind die Kommunen digital im Bürger- und Wirtschaftsservice aufgestellt? Wenn man so will: Wie digital, flexibel und modern reagieren Verwaltungen auf die Wünsche und Anliegen von Bürgern.
Deckt sich mit Ergebnissen der WP-Serie
Bauen (Platz 88 von 100), Bürgerservice (Platz 94 von 100), Unternehmerservice (Platz 100 von 100) und „Familie und Freizeit“ (Platz 87 von 100) sind Lebens- und Gesellschaftsbereiche, in denen Hagen besonders schlecht abschneidet. Das deckt sich übrigens in der analogen Welt mit den Ergebnissen der großen Serie „Was braucht Hagen?“, die unsere Zeitung zum Start der laufenden Legislaturperiode 2015 veröffentlicht hat. Und auch das letzte Bürgerbarometer unserer Zeitung im Jahr 2017 forderte im Kern, dass Familienfreundlichkeit und Bürgerservice gestärkt bzw. verbessert werden.
„Mein klares Ziel ist es, langfristig unter die ersten 50 Städte der Studie zu kommen“, sagt Volker Ruff, Chef der Hagen-Agentur, also der Wirtschaftsförderung in Hagen. „Wir sind ja beispielsweise mit drei Internet-Auftritten unterwegs“, sagt Ruff. Er meint hagen-online.de (freizeit, Kultur, Wirtschaft und Bildung in Hagen), hagenagentur.de (Wirtschaftsförderung und mehr, Seite aktuell wegen Umbauarbeiten nicht erreichbar) und hagen.de (Seite der Stadt Hagen). Ruff: „Auch wenn die Studie nur die digitalen und nicht die allgemeinen Leistungen der Stadt bewertet, müssen wir dennoch besser werden. Ein Beispiel ist der digitale Bauantrag, der ja möglich ist. Aber das Angebot ist viel zu versteckt und nicht gut genug präsentiert.“
Kämmerer Christoph Gebersmann als Dezernent für Finanzen, Controlling und interne Dienste, erklärt: „Zentrale Fragestellung der Studie war die Auffindbarkeit der digitalen Serviceleistungen. Die Studie hat nicht untersucht, ob die abgefragten Leistungen tatsächlich bei den Gemeinden vorhanden sind oder nicht.“ Im Dezember 2019 und Januar 2020 habe eine Störung der Suchmaschine auf www.hagen.de vorgelegen, da Sicherheitseinstellungen des Dienstleisters SAP umgestellt worden seien. Genau in diesem Zeitraum habe das Institut für Wirtschaft die Daten auf den Seiten der kommunalen Verwaltungen abgefragt. Gerbersmann: „Das heißt nicht, dass der Servicegedanke unseres städtischen Internetauftritts durchaus noch verbesserungswürdig ist, gibt aber eine weitere Erklärung dafür, dass Hagen in der Studie auf den hinteren Rängen landet.“
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Corona bindet Kapazitäten in der Hagener Verwaltung
Aktuell könne die bestehende „Task Force Digitalisierung“ die Studie nicht evaluieren, da sämtliche personelle und zeitliche Kapazitäten aufgrund der Situation rund um den Coronavirus gebunden seien. In Absprache mit den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung sei eine grundlegende Überarbeitung des Internetauftrittes geplant.
Der 2017 ins Leben gerufene Hagener Unternehmerrat hatte unter anderem mehrfach kritisiert, dass das digitale Angebot bei der Betreuung und Gewinnung neuer Unternehmen für Hagen im vergleich zu umliegenden Städten ungenügend sei.