Hagen. . Wie ticken die Hagener? Für das Bürgerbarometer 2017 der Stadtredaktion wurden 400 Menschen zu zwölf Themenbereichen befragt.

Die Hagener Stadtredaktion von WP/WR startet das Bürgerbarometer Hagen. In zwölf Folgen wird bis zum 13. Mai auf der Basis einer repräsentativen, wissenschaftlich begleiteten Meinungsumfrage dargestellt, wie Hagens Bürgerinnen und Bürger ticken, welche Positionen sie in ganz verschiedenen Themenbereichen vertreten - von der Sauberkeit und der Verkehrssituation über die Zufriedenheit mit dem Oberbürgermeister und den Parteien bis hin zum Baumwipfelpfad und vielem mehr.

Es ist der nächste große Schritt, mit dem die WP/WR-Stadtredaktion den Hagener Bürgern eine Stimme geben will, um an einem Zukunftsplan für Hagen zu arbeiten: Und somit ist das Bürgerbarometer ganz eng verzahnt mit der großen Serie „Was braucht Hagen?”, in der im Herbst 2015 mit vielen Bürgern und Experten zwölf Themenbereiche analysiert und viele Ideen dazu gesammelt worden sind. Diese Serie erhält nun mit dem Bürgerbarometer eine wissenschaftliche Ergänzung.

Stolzes Ergebnis für Hagen

Zum Auftakt liefert das Bürgerbarometer eine Nachricht, die die Statistiker als mäßig bewerten, langjährige Hagener hingegen als überraschend empfinden dürften. Denn: 71 Prozent der Befragten leben „sehr gerne“ oder „gerne“ in dieser Stadt. Hagen reiht sich in einem NRW-weiten Quervergleich auf dem vorletzten Rang ein. Was daran liegt, dass es mit 20 Prozent der Befragten einen recht hohen Anteil an unentschlossenen Bürgern gibt und immerhin noch jeder Zehnte sagt, dass er nicht gerne hier lebt.

Was die Statistiker nicht wissen, ist, dass der Hagener als jemand gilt, der ein zwiespältiges Verhältnis zu seiner Stadt hat. Er geht hier nicht weg. Aber er meckert auch gern. Dass Bürgerbarometer zeigt aber, dass ein großer Teil – wenn es darauf ankommt – ein positives Bekenntnis zu Hagen abgibt. Eine Zahl, die man in Hagen mit stolz zur Kenntnis nehmen sollte. Denn sie ist ein Zeichen, dass Hagen ein Ort ist, an dem man ein gutes und zufriedenes Leben führen kann.

FAQ - Wer wurde befragt? Sind die Ergebnisse repräsentativ? Hier die wichtigsten Antworten zum Bürgerbarometer

Wer hat die Studie im Auftrag von WP/WR durchgeführt?

Sabine Lauderbach: Ich bin Kommunikationswissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Marketing & Handel der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen. Bereits seit Ende 2007 arbeitet die Forschungsstelle für Verlagsmarketing an der Konzeption, Durchführung und der Auswertung der Bürgerbarometer. Mittlerweile wurden von uns mehr als 30 Bürgerbarometer begleitet. Unser Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Käuferverhaltensforschung. Hierzu setzen wir verschiedene Methoden und Techniken der empirischen Sozialforschung ein. Hier liegt auch der Anknüpfungspunkt zu den Bürgerbarometern.

Wie viele Personen wurden befragt und nach welchen Kriterien wurden sie ausgewählt?

Lauderbach: Der Untersuchungsaufbau des Bürgerbarometers zielt darauf ab, ein möglichst genaues Meinungsbild aller Hagener Bürgerinnen und Bürger zu zeichnen. Es wurden 400 Personen aus Hagen befragt, was eine vergleichsweise umfangreiche Stichprobe darstellt. Dabei erfolgte die Auswahl der Befragten soweit wie möglich nach dem Zufallsprinzip. Die Basis bildete zwar das Telefonbuch, denn man benötigt ja irgendeine Grundlage, aus der man die einzelnen Personen für die Befragung auswählen kann. Dazu wurden extra auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Damit Unschärfen vermieden werden, erfolgte eine zufällige Auswahl der Personen, die angerufen wurden. Um gerade auch berufstätige Personen zu erreichen, wurde extra auch in den Abend hinein und auch am Wochenende telefoniert.

Sind die Ergebnisse repräsentativ?

Lauderbach: Die Stichprobe entspricht in ihrer Struktur hinsichtlich der Merkmale Alter, Geschlecht und Stadtteilzugehörigkeit der Struktur der gesamten Hagener Bevölkerung. Sie spiegelt also die reale Verteilung der Hagener Bevölkerung über diese Merkmale wider. All diese Punkte sprechen für die Aussagekraft des Bürgerbarometers. Dabei ist die Größe der Stichproben weniger gewichtig als die Art der Ziehung, also nach welchem Verfahren die Befragten ausgewählt wurden. Wir verwenden eine Auswahl nach dem Zufallsprinzip, denn nur diese Art der Auswahl garantiert eine Repräsentativität der Aussagen.

Aber um die Frage zu beantworten, wir haben die Stichprobe so groß gewählt, dass ein Konfidenzintervall von 95 % erreicht wird. Ein Konfidenzintervall ist ein Wahrscheinlichkeitsbereich, der die Präzision der Ergebnisse für die Population, d.h. hier für die gesamte Hagener Bevölkerung angibt. Zur Erklärung, der „wahre“ Wert kann natürlich nicht gemessen werden, dazu müssten wir in der Tat jede Hagenerin und jeden Hagener befragen. Wir sprechen daher immer von einem Wahrscheinlichkeitswert. Bei einer Stichprobengröße von 400 werden die gefundenen Ergebnisse weniger als 5% vom „wahren“ Wert abweichen.

Genügt die Studie wissenschaftlichen Ansprüchen?

Lauderbach: Auch wir arbeiten vornehmlich mit Zufallsstichproben und einem Standard-Konfidenzintervall von 5%. Insofern, ja.

Inwieweit lassen sich die Zahlen mit den Ergebnissen von Bürgerbarometern in anderen Städten vergleichen?

Lauderbach: Das lässt sich nicht so pauschal beantworten. Beispielsweise wurde auch mal ein Büba in der Gemeinde Alpen durchgeführt, diese ist natürlich nicht mit einer Großstadt wie Düsseldorf zu vergleichen. Man sollte hier für einen Vergleich vor allem die Nachbarstädte und Städte in ähnlicher Lage und Größe berücksichtigen

Wem nützt das Bürgerbarometer? (Bürgern, Politik, Stadtverwaltung)

Lauderbach: Die Bürgerbarometer-Befragung setzt an der unmittelbaren Lebensumwelt der Befragten an. Vor diesem Hintergrund waren die Bürger sehr gerne bereit, an unserer Befragung teilzunehmen und sie haben die Themen auch durchweg positiv aufgenommen. Das zeigt sich auch an dem großen Anteil der Befragten, die sich im Nachgang an die Befragung dafür bedanken, dass wir sie gefragt haben. Die Ergebnisse des Bürgerbarometers können durchaus z. B. in Politik und Verwaltung Orientierung geben. So lässt sich daraus konkreter Handlungsbedarf in den betrachteten Bereichen ableiten. Außerdem können sie nicht nur als Grundlage lokalpolitischer Entscheidungen dienen, sondern auch private Initiativen dabei unterstützen, auf Missstände aufmerksam zu machen und diesbezüglich Abhilfe zu schaffen. Für die Lokalpolitik bieten die Ergebnisse zudem die Möglichkeit zu reflektieren, ob die Themen, die aktuell in der politischen Diskussion sind, überhaupt noch mit den Augen der Bürgerinnen und Bürger gesehen werden.