Hagen. Jetzt wird wahr, was in der Mitarbeiterschaft lange befürchtet wurde. Das TWB-Werk in Hagen wird dicht gemacht.
Das Licht geht nun endgültig aus: Das Werk des Automobil-Zulieferers TWB an der Sedanstraße in Eckesey, wo seit vielen Jahren Rücksitzlehnen für VW, BMW und unter anderem Ford gefertigt wurden, wird geschlossen. Damit wird wahr, was rund um die Werkshallen in der Mitarbeiterschaft schon lange befürchtet wurde. Der verlorene Machtkampf der TWB-Eigentümer gegen den Auto-Riesen VW ist das Aus für alle TWB-Arbeiter in Hagen.
„Wir bestätigen, dass der Betrieb geschlossen werden soll, was wir außerordentlich bedauern. Derzeit befinden wir uns mit den Arbeitnehmervertretern in konstruktiven Gesprächen hinsichtlich der weiteren Maßnahmen“, erklärt ein TWB-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung, die am Morgen exklusiv erfuhr, dass dem Betriebsrat von TWB über eine Anwältin bereits die Kündigung des Liefer-Vertrages durch Noch-Haupt-Abnehmer Ford vorgelegt wurde. Nach Informationen unserer Zeitung ist der Vertrag zum 30. Juni dieses Jahres gekündigt worden. Zum 31. Juli soll das Werk in Eckesey dann stillgelegt werden. TWB macht auf Anfrage keine Mitteilung darüber, wie viele Arbeiter nach den Kündigungen zuletzt überhaupt noch in Hagen beschäftigt sind. Autobauer Ford hat bislang nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung reagiert.
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300 Mitarbeiter bereits Anfang des Jahres 2019 entlassen
Anfang 2019 hatte TWB bereits 300 Mitarbeitern in Hagen die Kündigung ausgesprochen. In Schieflage war TWB geraten, weil Hauptkunde VW alle Geschäftsbeziehungen zu TWB-Besitzer Prevent zum 31. März 2019 gekündigt hat. Hintergrund war ein Machtkampf zwischen Prevent und VW, in dessen Folge auch TWB vom großen deutschen Autobauer kalt gestellt wurde. TWB sprach darauf 290 Mitarbeitern die Kündigung aus. Abfindungen stellte man nicht in Aussicht, dafür eine Transfergesellschaft, die die Arbeiter in neue Beschäftigungsverhältnisse vermitteln soll. Die noch verbliebenen rund 80 Mitarbeiter (darunter auch Freigestellte) hoffen vor dem Hintergrund der angekündigten Werkschließung, dass sie vielleicht doch noch eine Abfindung erhalten könnten. Betriebsratsvorsitzender Orhan Aksu: „Dass das Unternehmen keine Insolvenz angemeldet hat, gibt uns Hoffnung, doch noch eine Abfindungen bekommen zu können.“ Manche Kollegen behalten sich wohl auch vor, auf jursitischem Wege in der Presswerk Hagen GmbH unterkommen zu können.
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Mitte der 90er-Jahre schließt TWB einen Vertrag mit Volkswagen ab. Die Hagener bauen fortan Rücksitzlehnen für Audis, Skodas, Seats oder VWs. Anfang 2018 zerschnitt VW das Tuch zwischen Wolfsburg und Hagen. Das hat mit der Prevent-Gruppe zu tun, zu der TWB inzwischen gehört und über die die bosnische Unternehmerfamilie Hastor die Hände hält. Jene Hastors legen sich 2016 mit VW an, drehen heftig an der Preisschraube. VW reagiert mit dem Stopp der Aufträge. TWB und VW streiten sich fortan vor Gericht. Das Oberverwaltungsgericht Düsseldorf stellt in einem Eilverfahren fest: VW ist nicht verpflichtet, weiter Teile von TWB anzunehmen. Der Betrieb in Hagen kommt dadurch fast zum Erliegen. Mehr als 100 Arbeiter lassen sich krankschreiben lassen.
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VW mit hartem juristischen Kurs: Autobauer will 100 Millionen Euro zurück haben
Im Streit mit dem ehemaligen VW-Zulieferkonzern Prevent schlug Volkswagen zuletzt einen harten juristischen Kurs ein. Der Automobilhersteller hat nach Informationen der FUNKE-Mediengruppe Klagen auf Schadenersatz eingereicht und will insgesamt hundert Millionen Euro zurück, die nach Angaben des Unternehmens durch Lieferstopps der beiden Prevent-Unternehmen „ES Guss“ und „Car Trim“ dem Volkswagen-Konzern entstanden sind. Eine Klage für die Skoda-Ansprüche ist beim Landgericht Braunschweig eingereicht. Die Klagen richten sich nach Informationen der FUNKE Mediengruppe nicht nur gegen die Zuliefererfirmen, sondern auch gegen die Prevent-Investmentgesellschaften selbst. Car Trim und ES Guss hatten im August 2016 kurz nach der Übernahme durch Prevent die Belieferung von Volkswagen mit Sitzteilen und Getriebegehäusen eingestellt, um höhere Preise durchzusetzen. Nach VW-Angaben kam es daraufhin zu einem Produktionsstillstand in sechs deutschen Werken, rund 7500 Mitarbeiter in Emden mussten in Kurzarbeit gehen. Um die Produktion nicht weiter zu gefährden, verbesserte VW zunächst die Konditionen für die Zulieferer und kündigte jedoch ab März 2018 alle Verträge mit Prevent und seinen Töchtern.
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TWB hat Schadensersatz-Anspruch gegenüber Audi
Der ehemalige VW-Zulieferer Prevent mit seinem Hagener Unternehmen TWB hat aber in zweiter Instanz vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf Anfang Februar einen Teilerfolg errungen. Nach dem Urteil des Gerichts hat TWB Prevent doch Anspruch auf Schadensersatz. Allerdings nur gegenüber Audi, nicht, wie erhofft, gegen VW. Gegen dieses Urteil kann keine Revision eingelegt werden.Nach Ansicht des OLG waren die im Frühjahr vom Volkswagenkonzern ausgesprochenen ordentlichen Kündigungen zum 31. März 2019 unwirksam. VW hatte, anders als Audi, im Mai 2019 aber zusätzlich noch eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen. Diese sei rechtmäßig erfolgt, urteilte das OLG, und zwar, weil der Zulieferer mit Mitteln der Erpressung wie Lieferstopp eine 25-prozentige Preiserhöhung habe durchsetzen wollen. Genau wegen der Feststellung, dass TWB den Konzern erpresst habe, „begrüßt Volkswagen das heutige Urteil“, erklärte ein VW-Sprecher gegenüber der Westfalenpost.
Seit Anfang Oktober vergangenen Jahres gibt es in Hagen zwei Belegschaften auf dem Gelände des Automobilzulieferers in der Sedanstraße. Die damals im Stillen gegründete „Presswerk Hagen GmbH“ hatte ihre Arbeit aufgenommen. Offensichtlich sollen mit dem Unternehmen die Aufträge für BMW und Toyota sowie die Produktion von Schubkarrenteilen abgewickelt werden. Aber auch das Unternehmen TWB existiert daneben noch weiter. Die verbliebenen Mitarbeiter, die nicht freigestellt worden waren, arbeiten an einer Anlage die Aufträge für Ford weiter ab. Umgeben von einer auf den Boden gepinselten Linie, die die Grenze zwischen den beiden Unternehmen markieren soll.