Hagen. Gleiche Adresse, bekannte Akteure: Auf einmal taucht die Presswerk Hagen GmbH auf. Soll mit ihr die Rest-Belegschaft bei TWB abgewickelt werden?
Neue Unruhe bei den verbliebenen rund 140 Mitarbeitern des Hagener Automobilzulieferers TWB: Im Handelsregister taucht ein neues Unternehmen mit der gleichen Postanschrift und einem bekannten Akteur als Geschäftsführer auf. Soll TWB und damit auch die Rest-Belegschaft abgewickelt werden?
Die Prevent-Gruppe, zu der TWB gehört, hüllt sich weiter in Schweigen. Eine ausführliche Anfrage der WESTFALENPOST bleibt unbeantwortet. Der Betriebsrat prangert die Sprachlosigkeit der Unternehmensführung an. Die IG Metall sichert ihren Mitgliedern in der Belegschaft indes volle Unterstützung bei möglichen juristischen Auseinandersetzungen zu.
Belegschaft plötzlich ausgesperrt
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Kurze Rückblende: Das eigentliche prosperierende TWB-Werk in der Sedanstraße, das vorwiegend Rücksitzlehnen produziert, war voll in den Strudel des Machtkampfs zwischen dem Volkswagen-Konzern und der Prevent-Gruppe wegen deren Preispolitik geraten. Prevent verlor alle VW-Aufträge, in der Folge gab am Jahresanfang auch im TWB-Werk in Hagen mehr als 200 Kündigungen.
Am 19. September dann eine neue Eskalation: Die verbliebene, rund 140-köpfige Belegschaft, die noch Rücksitzlehnen für Ford, BMW und Toyota sowie Schubkarren-Teile produzierte, wurde nicht mehr auf das Betriebsgelände gelassen. Ohne jede Begründung. Erst Tage später wurde ein Teil der Belegschaft wieder vorgelassen, um an dem Ford-Auftrag zu arbeiten, der Rest wurde auf Widerruf freigestellt. Der Lohn, so die Ankündigung, werde weitergezahlt.
Auf einmal taucht die Presswerk Hagen GmbH auf
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Nun aber blickt die Belegschaft mit Spannung und voller Bangen auf den 1. Oktober: Wird es eine Änderung der Arbeitgeberstrukturen in der Sedanstraße geben? Ein Anzeichen dafür: Seit vergangenen Freitag, 20 Uhr, ist eine „Presswerk Hagen GmbH“ im Handelsregister beim Amtsgericht Hagen verzeichnet. Die Adresse: Sedanstraße 3, also dieselbe wie TWB sie hat. Und einer der drei Geschäftsführer: Admir Smajlovic, der lange Jahre Betriebsratsvorsitzender war, dann aber auf die Arbeitgeberseite wechselte und zuletzt bei TWB Personalchef war.
„Die Verarbeitung von Metall und anderen Materialien für Zwecke der Herstellung von fertigen und halb fertigen Produkten“, ist als Gegenstand der Presswerk Hagen GmbH angegeben. Das würde passen auf die bisher von TWB hergestellten Produkte. Gegründet worden ist diese GmbH laut dem der WP vorliegenden Auszug aus dem Handelsregister bereits am 15. August 2019, angemeldet wurde sie beim Amtsgericht Köln – und zwar als „Altstadtsee 395.VV GmbH“. Im September wurden dann die Namensänderung und die Verlegung des Firmensitzes nach Hagen beschlossen.
IG Metall unterstützt Mitglieder in zweiter Instanz
Der IG-Metall Ortsvorstand hat am Montag beschlossen, die schon gekündigten Gewerkschaftsmitglieder unter den TWB-Mitarbeitern weiter vor dem Arbeitsgericht zu unterstützen.
Wie berichtet, hatten viele in der ersten Instanz einen Sieg vor dem Arbeitsgericht Hagen errungen. Ihre Kündigungen, die als Folge des Machtkampfs mit VW ausgesprochen worden waren, waren für unwirksam erklärt worden.
Sollte TWB-Prevent dagegen nun weiter in der nächsten Instanz vorgehen wollen, dann wird die IG Metall dagegen weiter juristisch kämpfen.
Bei Betriebsrat und IG Metall läuten die Alarmglocken
Bei Betriebsratschef Orhan Aksu läuten alle Alarmglocken: „Wir bekommen ja keine Informationen, obwohl wir es auch mit Anwälten versuchen.“ Es seien aber offensichtlich schon Mitarbeiter aus der Rest-Belegschaft angesprochen worden, ob sie bereit seien, neue Arbeitsverträge zu unterschreiben.
Auch bei der Gewerkschaft IG Metall wird die neue Entwicklung sehr kritisch gesehen. „So ein Vorgehen geht gar nicht. So geht man nicht mit Menschen um“, so Gewerkschaftschef Jens Mütze gegenüber der WESTFALENPOST. Es sei zu befürchten, dass nur noch ein Teil der Rest-Belegschaft samt der verbliebenen Aufträge in eine solche neue Gesellschaft übernommen werden.
„Wir haben uns schon eine rechtliche Einschätzung über unseren Bezirk einholen lassen“, so Mütze. Nach der Gesetzeslage sei solch ein Vorgehen wohl sogar möglich. „Aber wenn dann TWB nur noch eine Hülle ohne Aufträge ist, die in die Insolvenz geführt wird, dann werden wir unseren Mitgliedern jede rechtliche Unterstützung geben, dagegen juristisch zu kämpfen.“