Wehringhausen. Hundedame Lila kennt in Hagen-Wehringhausen jeder: Nach einer tückischen Rückenmarksentzündung benötigt der Chihuahua zum Laufen einen Rollator.
Ja, ist das denn die Möglichkeit? Der Hund läuft auf zwei Beinen, aber er flitzt durch den Park wie ein rasender Zwerg, tollt mit anderen Hunden herum und kläfft Passanten an, als sei er der Oberaufseher von Wehringhausen. Der Hund ist klein, er stellt wohl eine Mischung aus Chihuahua und Yorkshire dar, und obwohl ihm das Leben übel mitgespielt hat und er nur mit Hilfe eines Fahrgestells laufen kann, lässt er sich nicht unterkriegen. „Lila ist so ein toller Hund“, sagt Nicole Schmidt (42): „Um nichts in der Welt würde ich ihn wieder hergeben.“
Sie hat aber auch einiges erlebt mit ihrer Hundedame, gelacht haben die beiden zusammen und geweint und ums Leben gezittert. Als Nicole Schmidt die Hündin vor sechs Jahren in Obhut nahm, war deren Gesundheit noch ausgezeichnet.
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Lila war ein agiler, lauffreudiger Chihuahua-Mischling, bis sie eines Tages nach einem Spaziergang lahmte und Nicole Schmidt zuerst glaubte, jemand habe ihr auf die Pfote getreten. Doch es dauerte nicht lange, da konnte das Tier nicht mal mehr mit dem Schwanz wedeln: „Die Muskulatur hatte sich zurückgebildet, Lila war total kraftlos“, erinnert sich Nicole Schmidt an diese schlimme Zeit: „Die Hinterläufe versagten den Dienst.“
Tückische Entzündung
Ein Veterinär in einer Tierklinik diagnostizierte eine tückische Rückenmarksentzündung und empfahl Nicole Schmidt, den Hund, falls das Leiden nicht binnen einer Woche zurückgehen sollte, einschläfern zu lassen. Schließlich sei ein Hund zu einem Leben auf vier Pfoten geboren und nicht auf zweien, argumentierte der Mediziner.
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Die Krankheit verschwand nicht wieder. „Doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich Lila nicht einschläfern lassen durfte“, sagt Nicole Schmidt. „Und dann habe ich einfach gekämpft, damit sie zurück ins Leben kommt.“
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Kämpfen, das bedeutete: Den Hund herumtragen, da er sich nur noch mühsam voranschleppen konnte. Durch sanften Druck auf Blase und Darm nachhelfen, dass Lisa ihre Notdurft verrichten konnte, denn dazu war sie allein nicht mehr in der Lage. Ertragen, dass ein Hinterlauf amputiert werden musste. Ertragen, dass Lila vor Schmerzen wimmerte. Und dann die Therapie: Blutegel (damit die Entzündung verschwand), Unterwassergymnastik, Akupunktur, Massagen – Nicole Schmidt investierte viel Zeit und Geld, damit Lila gesund wurde.
Selbstbewusst wie eh und je
Und sie wurde (fast) wieder gesund. Das Rückenmark heilte aus, Lila verspürt keine Schmerzen mehr. Und auch wenn ihr Rumpf verkümmert ist und der verbliebene Hinterlauf unbrauchbar und sie ohne sanfte Nachhilfe nicht mehr allein aufs Klo gehen kann, so wirkt sie doch wieder quietschfidel.
Eine Firma für Rehatechnik für Tiere passte ihr einen Rollwagen an, mit dem sie laufen und spielen kann wie in ihren besten Tagen. Ihrem Selbstbewusstsein hat es jedenfalls keinen Abbruch getan, dass sie jetzt auf einen Rolli angewiesen ist.
Orthopädische Hilfe für Tiere
Nicht nur Rollstühle bzw. Laufwagen, auch Orthesen und Prothesen für Hunde helfen den Tieren nach einer Verletzung bzw. Krankheit wieder auf die Beine.
Und auch weitere Hilfsmittel finden inzwischen recht häufig Anwendung. So gibt es spezielle Sonnenbrillen für Hunde, die vor Hornhaut- oder Bindehautentzündung schützen. Aber auch Brillen mit Sehstärke für kurzsichtige Hunde gibt es.
Auch für Katzen sind entsprechende medizinische Geräte auf dem Markt.
In Wehringhausen hat der neunjährige Zweibeiner mit dem Hunderollstuhl eine Art Kultstatus erlangt, hier kennt jeder Nicole Schmidt und ihren Hund. Ob sie denn sagen würde, dass sich der große Aufwand für Lila gelohnt habe? Darauf möchte Nicole Schmidt keine Antwort geben. Aber die Empörung über eine solche Frage ist ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.