Hagen. Sie hat ihre Firma für Haustierservice 2018 in Hagen gegründet und kann sich kaum vor Aufträgen retten. Anke Roski betreut vor allem Katzen.

Sie sei jetzt wirklich glücklich, sagt Anke Roski (43). Anfang des Jahres hat sie ihren alten Job an den Nagel gehängt, seitdem dreht sich ihr berufliches Leben ausschließlich um Tiere. Sie hat sich mit einem Haustierservice selbstständig gemacht und kann sich vor Aufträgen nicht retten. In den bevorstehenden Sommerferien ist sie komplett ausgebucht. „Nein, ich nehme keine Termine mehr an. Ich habe so viel zu tun, dass ich theoretisch drei Leute einstellen könnte.“

„Katze und Haus“ heißt ihr Unternehmen, das sie im vergangenen Jahr gegründet hat. 21 Jahre lang hatte sie, immer beim gleichen Arbeitgeber, in der IT- und Dienstleistungsabteilung gearbeitet, zwei Kinder groß gezogen, als sie vor der Frage stand, ob sie von Teilzeit- wieder in Vollzeitbeschäftigung wechseln sollte. Sie habe darüber nachgedacht, ob das denn schon alles sei, was die Zukunft für sie bereit halte: „Der Beruf hat mich ja nicht ausgefüllt. Ich wollte noch etwas anderes vom Leben haben.“

Firmengründung im Nebenerwerb

Online-Studium

Anke Roski beschäftigt sich auch mit Ernährungsberatung für Tiere und hält zu diesem Thema einen Vortrag am Mittwoch, 10. Juli, um 18 Uhr in der Physiotherapie Grobe, Wasserloses Tal 47a.

Zudem absolviert sie derzeit ein Online-Katzenpsychologiestudium an der Akademie für Tiernaturheilkunde in der Schweiz.

Also beließ sie es beim Teilzeitjob und gründete, quasi im Nebenerwerb, ihre Firma für Haustierbetreuung. Mit Tieren hatte sie es doch schon immer gut gekonnt. Roski hat ja selbst einen Hund, drei Katzen, einen Hamster, ein Aquarium und zwei Papageien. Und deshalb weiß sie auch, dass man, um dem Haustier gerecht zu werden, Zeit für es braucht. Dass es problematisch ist, wenn man in den Urlaub fahren will. Einen Hund kann man ja mitnehmen, aber eine Katze...

Nach kurzer Zeit, dem Auslegen von Infoflyern in einer Tierarztpraxis und einem Infostand auf dem Emster Markt, hagelten die Aufträge nur so auf sie herein. Die meisten Kunden sind Katzenbesitzer, die in den Urlaub fahren oder aus beruflichen Gründen länger von zu Hause fort sind. In ihrer Abwesenheit kümmert sich Anke Roski um die Katzen, füttert sie, spielt und schmust mit ihnen. Neben Tierliebe ist Vertrauen ihre Geschäftsgrundlage, denn sie nimmt die Tiere nicht mit zu sich nach Hause, sondern betreut sie in den vier Wänden ihrer Kunden: „Alles andere würde nur Stress für die Katzen bedeuten. Denn anders als Hunde sind sie viel mehr auf ihre Umgebung als auf ihren Halter fixiert.“

Seit Januar setzt Anke Roski voll auf Tierservice

Anke Roski kümmert sich vor allem um Katzen, deren Besitzer in den Urlaub gefahren sind.
Anke Roski kümmert sich vor allem um Katzen, deren Besitzer in den Urlaub gefahren sind. © WP | Michael Kleinrensing

Daher überlassen ihr die Tierbesitzer bereitwillig den Schlüssel zu ihrem Haus bzw. zur Wohnung. Über Mund-zu-Mund-Propaganda sprach sich die Haustierbetreuung von Anke Roski bald so weit herum, dass sie ihren alten Beruf Ende Dezember endgültig aufgeben und sich voll und ganz dem Tierservice widmen konnte. Bezahlen lässt sie sich nach dem zeitlichen Aufwand, die halbe Stunde kostet zwölf, die volle Stunde 20 Euro. Dass viele Hagener bereit sind, so viel Geld für die Betreuung ihres geliebten Haustiers auszugeben, überrascht Roski nicht: „Ich bin genauso und verstehe das. Wir Tierhalter lieben unsere Tiere und wollen das Beste für sie.“ Die Leute wollten ihre Katze nicht in eine Tierpension geben, weil ein Tier das nicht verstehe und meine, es würde für immer aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen. Nebenbei bemerkt, so Roski, könnten ihre Kunden das Geld als haushaltsnahe Dienstleistung von der Steuer absetzen.

Auch acht Hundebesitzer gehören zu den Klienten der Hagenerin. Allerdings handelt es sich ausschließlich um Besitzer, denen der Beruf oder eine Krankheit nicht genügend Zeit für ihren Vierbeiner lassen. Also führt Anke Roski die Hunde zum Gassigehen aus und füttert sie. Die klassische Bilderbuchfamilie (Mann arbeitet, Frau mit zwei Kindern zu Hause, Golden Retriever) gebe es nicht mehr, sagt die Tierbetreuerin: „Höchstens noch in Ausnahmefällen. Immer mehr Menschen wollen ein Haustier, aber keiner hat Zeit, sich um es zu kümmern.“

Fernseher für die Katze, Musik für Papageien

Diesen Widerspruch löst sie mit ihrem Ein-Frau-Betrieb auf. Anke Roski könnte zwar Mitarbeiter einstellen, doch das ist angesichts der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Kunden und der Überlassung des Hausschlüssels ein kniffliges Thema. Deshalb bleibt sie vorerst allein mit den Tieren, macht jedoch alles so, wie der Kunde es wünscht. „Wenn ich für die Katze den Fernseher anmachen soll, dann tue ich das. Und wenn der Papagei klassische Musik hören soll, dann schalte ich Musik ein.“ Dass sie auch den Briefkasten leert und die Blumen gießt, gehört ebenso zum Service wie das tägliche Foto vom geliebten Haustier, das sie dem Besitzer aufs Handy in den Urlaub nachschickt.

Auch interessant

So sind aus Fremden Kunden geworden und aus Kunden Freunde. Die Tierliebe verbindet Anke Roski mit ihren Auftraggebern: „Es sind Menschen, denen ihre Tiere sehr wichtig sind. Es ist großartig. Es sind einfach die besseren Menschen.“ Sie macht gar kein Geheimnis, daraus, dass sie ihr berufliches Glück gewonnen hat.