Hagen. . Maike Schmidt ist Polizistin und Vorsitzende der „Blaulichtpfoten“: So will sie sich bei der Hunde-Vermittlung von schwarzen Schafen abgrenzen.

Die Polizeibeamtin Maike Schmidt (36) ist Vorsitzende des Hagener Vereins Blaulichtpfoten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, herrenlosen Hunden aus Rumänien ein Zuhause in Deutschland zu geben. Die Schlagzeilen rund um den ebenfalls auf diesem Gebiet tätigen Verein Pfoet­chenalarm Hagen, dem das Veterinäramt den Import von Hunden untersagt hat, macht sie betroffen.

Allein 2017 soll Pfoetchenalarm 271 Vierbeiner vermittelt haben. Bringen Sie auch so viele Hunde nach Deutschland?

Maike Schmidt: Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass so viele Hunde eingereist sein sollen. Die müssen ja auch alle untergebracht werden. Vermittlungen müssen sehr gründlich geplant werden, es hat niemand etwas davon, wenn ein Hund nicht artgerecht vermittelt wird. Es kommt beim Tierschutz nicht auf Quantität, sondern auf Qualität an. Wir haben seit 2016 etwa 80 Hunde nach Deutschland vermittelt.

Auf welcher rechtlichen Grundlage vermitteln Sie die Tiere?

Ich habe die Erlaubnis nach §11 Tierschutzgesetz. Um diese zu erhalten, musste ich einiges an Fachwissen vorweisen. Wir nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil, um unser Wissen aufzufrischen. Des Weiteren haben wir eine eigene Tracesnummer erhalten. Traces ist ein europäisches, tierärztliches Informationssystem, bei dem die Veterinärämter miteinander verbunden sind. Jeder Hund wird vor der Ausreise registriert.

Gebühr zur Deckung der Unkosten

Um die Unkosten für eine Vermittlung zu decken, erhebt der Verein eine Gebühr: für Hunde bis zum sechsten Lebensjahr 320 Euro, bis zum zehnten Lebensjahr 270 Euro.

Noch ältere Hunde werden gegen ein ganz geringes Entgelt überlassen.

Wie stellen Sie sicher, dass die Hunde gesund sind?

Wir suchen die Hunde in Rumänien persönlich aus. Das heißt, wir sind zweimal im Jahr vor Ort, helfen, bauen Brunnen und Hütten, füllen Futterlager auf und suchen nette Hunde für die Vermittlung aus. Diese erhalten einen Namen, einen Chip, den EU-Ausweis und Impfungen. Eine Garantie auf den Gesundheitszustand kann niemand geben.

Läuft der Transport nach Deutschland tierschutzgerecht ab?

Wir haben zurzeit zwei Transportunternehmen, die wir nutzen. Einen für die Hunde aus Campulung, der Fahrer ist Tierarzt, und einen für die Hunde aus Braila, der von einem Ingenieur geführt wird. Beide sprechen fließend Englisch, damit sie sich in Deutschland verständigen können. Jeder „unserer“ Fahrer ist schon in eine deutsche Polizeikontrolle geraten. Es ist richtig und wichtig, dass die Transporter kontrolliert werden, um die ganzen schwarzen Schafe und den illegalen Welpenhandel in den Griff zu bekommen.

Arbeiten Sie mit dem Hagener Veterinäramt zusammen?

Das ist quasi unser Chef. Das Veterinäramt entscheidet darüber, ob man Hunde vermitteln darf, eine eigene Tracesnummer erhält und was für Auflagen einzuhalten sind. Das bedeutet auch für uns eine gewisse Sicherheit.http://Verein_Pfoetchenalarm_aus_Hagen_darf_keine_Hunde_mehr_importieren{esc#216261157}[news]

Was kostet eine Vermittlung? Was geschieht mit dem Geld?

Für die Vermittlung von Hunden wird je nach Alter eine Schutzgebühr bis zu 320 Euro erhoben. Das Geld wird für unsere Arbeit verwendet (Kastrationen, Tierarztkosten, Futter etc.). Es muss aber eine Gebühr geben; wenn wir die Hunde verschenken würden, würde jeder einen Hund haben wollen, egal, ob er für die Haltung geeignet ist oder nicht. Reist ein „Oldie“ oder Hund mit Behinderung aus, zahlen wir ohnehin drauf.

Wie stellen Sie sicher, dass die Hunde in gute Hände kommen?

Wenn man sich bei uns für einen Hund bewirbt, muss man einen Fragebogen ausfüllen. Wir möchten wissen, ob Hund und Mensch zusammenpassen. Wir vermitteln keine Welpen an 80-Jährige und keine Herdenschutzhunde in Mietwohnungen im Acht-Parteinhaus. Damit ecken wir manchmal an, aber wir müssen mit den Entscheidungen leben können und bei einer Fehlvermittlung geradestehen. http://Hagener_Blaulichtpfoten_–_Die_Retter_der_traurigen_Hunde{esc#216107271}[news]

Haben Sie den Eindruck, dass andere mit dem Leid von Tieren Geld verdienen wollen?

Das auf jeden Fall. Ich habe den Verein ja gegründet, weil mir die traurigen Bilder von gequälten Hunden und nach Geld bettelnden Aufrufen bei Facebook und Co zu denken gegeben haben. Ich wollte wissen, was dahintersteckt und habe mich auf den Weg nach Rumänien gemacht. Man muss ganz einfach sagen, dass viele Bilder gefälscht sind. Die abgebildeten Hunde gibt es gar nicht, die Geschichte dazu ist erfunden oder Menschen stecken sich das Geld privat ein. Manch ein selbst ernannter Tierschützer macht sich ein schönes Leben von den Spenden.

Warum helfen Sie rumänischen Hunden? Gibt es in Deutschland nicht genug zu tun?

Oh je, erhielte ich jedes Mal einen Euro, wenn mir diese Frage gestellt wird, wäre ich reich. Also, wir machen „nicht nur“ Auslandstierschutz, wir helfen überall, wo Tiere in Not geraten. Wir unterstützen u.a. die Hagener Tiertafel. Für uns Blaulichtpfoten ist aber klar, dass Tierschutz nicht an der Landesgrenze aufhören darf. Niemand kann sich aussuchen, wo und wie er geboren wird. Ein Hund wollte nicht auf den Straßen Rumäniens geboren werden, mit ansehen, wie seine Mutter totgefahren wird und bettelnd durch die Dörfer rennen, wo er im schlimmsten Fall misshandelt wird. Die Zustände sind grauenvoll. Wer einmal da war, würde nie wieder sagen, dass man dort nicht helfen soll.