Hagen. Weggeworfene Kippen, ausgespucktes Kaugummi, Hundekot – die 16 Waste Watcher in Hagen gehen energisch gegen die Verschmutzung der Stadt vor.

15 Männer und eine Frau haben das Erscheinungsbild dieser Stadt verändert. Positiv verändert. Einer von ihnen ist Frank Lebeus (51): „Ich glaube, ich arbeite für eine gute Sache. Dass Hagen schöner wird.“

Lebeus ist, wie seine 14 Kollegen und die eine Kollegin, Waste Watcher (Müllbeobachter). Er gehört zu einem von acht Teams, das illegal am Straßenrand entsorgten Müll nicht bloß beseitigt, sondern vor allem die Verursacher ermittelt. Und das mit nachhaltigem Erfolg: 995 Verwarnungs- und 897 Bußgelder hat die Stadt seit Beginn des Waste-Watcher-Projekts im vergangenen April verteilt und dadurch rund 90.000 Euro eingenommen. „Wir akzeptieren nicht mehr, dass Leute ihre Kippen oder ihren Müll einfach fallen lassen“, sagt Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der die Stadtsauberkeit zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte gemacht hat und den Waste Watchern ein gutes Zeugnis ausstellt: „Hagen ist sauberer geworden.“

Müllgebühren sind gestiegen

150 Tonnen Müll haben die Waste Watcher im vergangenen Jahr eingesammelt, das entspricht der Ladung von gut 15 Lastwagen. Die Müll-Sheriffs sind stets in Zweier-Teams unterwegs, ein Mitarbeiter wird von der Stadt Hagen gestellt, der Kollege vom Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB).

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Sebastian Lummel (33) war früher bei der Müllabfuhr und hat sich als Waste Watcher beworben, weil es ihm ein persönliches Anliegen ist, dass seine Heimatstadt sauber aussieht: „Wenn ich mit Frau und Kind durch Hagen gelaufen bin, ist mir aufgefallen, wie verdreckt die Stadt ist. Und dagegen möchte ich etwas tun.“

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Der Einsatz der Waste Watcher soll auch der Mehrheit der Stadtbevölkerung, die ihren Abfall ordentlich entsorgt, aber über den Gebührenhaushalt auch für die Beseitigung illegalen Mülls bezahlen muss, eine gewisse Genugtuung verschaffen. Zwar mussten die Müllgebühren in Hagen im Jahr 2019 nicht zuletzt wegen der Einstellung der Waste Watcher um 7,4 Prozent angehoben werden, denn die Müllbeobachter-Teams schlagen mit Kosten von rund 1 Million Euro pro Jahr zu Buche. „Doch die Waste Watcher finden totale Akzeptanz“, sagt der erst seit Dezember im Amt befindliche HEB-Geschäftsführer Uwe Unterseher-Herold: „Die Mitarbeiter sind aber auch motiviert und arbeiten sehr konsequent.“

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Fahndung nach Hinweisen

Tatsächlich besitzt Hagen mit den Waste Watchern eine Vorreiterfunktion in Deutschland, nur wenige andere Städte – etwa Hamburg und Pforzheim – schicken ebenfalls Müll-Sheriffs auf die Straßen. Um die Verursacher ihres Einsatzes ausfindig zu machen, öffnen die Waste Watcher auch Müllsäcke, um darin nach Hinweisen Krankmeldungen, Kontoauszügen oder Adressaufklebern zu fahnden.

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Manchmal klingeln sie in der Nachbarschaft und fragen, ob jemand etwas beobachtet hat. Wen sie beim Wegschnippen einer Zigarette beobachten, der wird mit mindestens 50 Euro zur Kasse gebeten. Hundebesitzer, die die Hinterlassenschaft ihres Vierbeiners nicht beseitigen, werden ebenso bestraft wie Leute, die ihr Kaugummi auf den Boden spucken. „Ich habe keine Hemmungen, jemanden anzusprechen“, sagt Sebastian Lummel: „Das gehört zu meinem Job, und den lebe ich.“