Hagen. Silke Beyer aus Hagen ist Tierpsychologin. Sie hat sich auf Katzen spezialisiert und greift ein, wenn diese auffälliges Verhalten zeigen.

Wenn Silke Beyer in ihrer Arbeit als Tierpsychologin tätig wird, dann hat sie keine Couch, auf die sie ihre Patienten legt, damit sie sich ihren Ballast von der Seele reden können. Die 53-Jährige hat auch kein Behandlungszimmer. Ihr hauptsächliches Arbeitsgerät ist das Telefon, mit dem sie ihre Patienten kontaktiert, wenn sie nicht direkt zu ihnen rausfahren kann, weil die Entfernung zu weit ist. Denn in ihrem Bereich ist eines unerlässlich: Den Patienten in seiner gewohnten Umgebung beobachten.

Dabei muss der Begriff „Patient“ zur Klärung etwas genauer erklärt werden: Die eine Hälfte muss zwingend in ihrer gewohnten Umgebung bleiben – die mit dem Fell. Die andere Hälfte nennt sich Herrchen, Halter, Mama, Dosenöffner oder welche Begriffe sonst sich Katzenhalter augenzwinkernd einfallen lassen, wenn es um die Beziehung zu ihrem Haustier geht.

Extreme Verhaltensauffälligkeit

Silke Beyer ist eine ausgebildete Tierpsychologin und Verhaltenstherapeutin, die sich auf die Beziehung zwischen Mensch und Katze spezialisiert hat. Die Hagenerin greift immer dann ein, wenn Verhaltensauffälligkeiten auftreten wie Koten und Urinieren außerhalb der Toilette, Vokalisieren – sprich häufiges Mauzen – Aggressionsverhalten und vieles mehr. Zuweilen hat hier ein Tierarzt bereits körperliche Beschwerden ausgeschlossen.

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Tierpsychologen können in vielen Bereichen ausgebildet werden – Hund, Katze, Pferd. Die Möglichkeiten sind groß. In Silke Beyers Fall war es ein einjähriges Fernstudium an der Schweizer Akademie für Tiernaturheilkunde, durch das sie die Kenntnisse in der allgemeinen und speziellen Ethologie gewonnen hat. Dies hat ihr ein wissenschaftliches Arbeiten im Bereich der Verhaltensforschung- und Therapie ermöglicht. „Die Ausbildung war sehr umfangreich. Alle vier Wochen musste ich eine Prüfung ablegen, um später zur Hauptprüfung zugelassen zu werden“, beschreibt sie ihre Studienzeit.

Eine kontinuierliche Teilnahme an Seminaren ist unerlässlich

Das Netzwerk an Tierpsychologen und ihr gegenseitiger Austausch sei groß – auch wenn dies in der Öffentlichkeit noch nicht allzu sehr bekannt sei. Mittlerweile werde aber die Ernsthaftigkeit ihrer Tätigkeit immer mehr angenommen – auch von Tierärzten. Silke Beyer „begrüßt es sehr“, dass Tierärzte nun immer häufiger Tier und Halter zu Tierpsychologen vermitteln, wenn sie mit ihren Möglichkeiten nicht weiterkommen.

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Doch wie gehen Tierpsychologen eigentlich vor? Die 53-Jährige lässt sich die Probleme und Historie des Zusammenlebens zwischen Mensch und Tier genauestens beschreiben und besucht ihre Patienten vor Ort. „Ich lasse die Halter mit ihrer Katze nie zu mir kommen, denn das bedeutet Stress für das Tier. Wenn, dann komme ich in die Haushalte“, erläutert sie.

Ist der Weg zum Patienten zu weit, verschafft sie sich telefonisch einen Überblick über Lebensumstände und Verhaltensauffälligkeit des Tieres. „Ich bin in meiner Arbeit abhängig von Bildern, Videos, detaillierten Beschreibungen und vielem mehr. Ich stelle sehr viele Fragen, lasse die Halter in einen Redefluss kommen“, erklärt sie. Und fügt hinzu: „Oftmals sind es Winzigkeiten, die dem Halter als nicht relevant erscheinen, die mir einen Hinweis auf das Problem geben.“

Die Kunst ihrer Arbeit: Dem Halter das Gespräch mit ihr gar nicht wie eine Therapiesitzung, sondern eher wie eine muntere Plauderei über sein Haustier erscheinen zu lassen. Dann gebe er so viele alltägliche Informationen des Zusammenlebens preis, aus denen sie ihre Schlüsse ziehen und Handlungsanweisungen geben könne.

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„Der Mensch ist nämlich manchmal das viel größere Problem als das Tier“, verrät sie. Denn auch durch Unwissenheit der Grundbedürfnisse einer Katze komme es manchmal zu Problemen. „Damit meine ich nicht, dass die Halter ihre Katze nicht lieben. Viele sehen in ihr ein Familienmitglied, erkennen nur ihre Bedürfnisse nicht.“

Handlungsanweisungen

Hat Silke Beyer das Problem erkannt, gibt sie den Haltern quasi als Therapie Handlungsanweisungen und Empfehlungen für den richtigen Umgang mit dem Haustier mit auf den Weg. „Damit meine therapeutische Beratung funktioniert, ist eines ganz wichtig: Ich lebe nicht mit der Katze zusammen, ich kann nichts verändern. Der Halter selbst muss das Handwerkszeug, das ich ihm gebe, nehmen und die Sache selbst in die Hand nehmen.“

Ganz private Vorliebe

Silke Beyers Berufswahl beruht auch auf ihrer ganz privaten Vorliebe für Katzen, die sie seit über 30 Jahren selbst besitzt – darunter sowohl Wohnungskatzen als auch Freigänger.

Sie ist telefonisch zu erreichen unter 01525/3900203 oder über ihre Homepage
www.tierpsychologin-beyer.de

Hier finden sich auch viele weitere Informationen über ihre Preise, Leistungen und Qualifikationen.

Katzen, das betont die Expertin, seien keine süßen Kuscheltiere, kein Spielzeug, keine anspruchslosen Wesen. Es seien Tiere mit einem sehr komplexen Charakter. „Im gewissen Sinn handelt es sich um kleine Erwachsene, die sich domestizieren. Sie zeigen dem Menschen ganz genau, was sie möchten und was nicht.“