Hagen. „Dieser Strick bedeute das Todesurteil“. Johanna Dannhäuser aus Hagen dachte an einen Drohbrief. Doch es ist ein Spendenaufruf. Sie ist empört.

Als Johanna Dannhäuser (69) den Umschlag aus dem Briefkasten nahm, war sie starr vor Schreck: „Ich dachte, da will mir jemand etwas anhaben.“ Denn auf dem Papier war ein aufgerollter, grüner Strick abgedruckt, den man leicht als Galgen interpretieren konnte, und daneben stand: „Dieser Strick bedeutet das Todesurteil.“

Erst nachdem sie ihre Brille aufgesetzt hatte, ebbte der Pulsschlag der Hagenerin wieder ab. Nun erst wurde sie gewahr, dass es sich bei der Postsendung nicht um einen Drohbrief, sondern um eine Werbebotschaft handelte.

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Im Umschlag befand sich ein Schreiben an die „sehr geehrte Frau Dannhäuser, gezeichnet von einem gewissen Heli Dungler, der ihr mitteilte, dass Cempaka geschlachtet werden sollte und in letzter Sekunde gerettet worden sei. Bei Cempaka handele es sich offenbar um einen Straßenhund, der aus einem Käfig auf dem Markt der indonesischen Stadt Tomohon befreit worden sei. Neben einem Bild, das das Tier und den ominösen Strick vom Briefumschlag zeigt, wird Frau Dannhäuser um eine Spende gebeten: „15, 30 oder 50 Euro oder jeder andere kleine oder große Betrag.“

Organisation warnt selbst vor Schock-Bildern

Johanna Dannhäuser hat, obwohl selbst Tierfreundin, nicht einen Cent gespendet. Und sie hat sich auch die Info-Flyer der Stiftung Vier Pfoten, die das Schreiben verschickt hat, nicht angesehen. Denn dort wird in drastischen, teils auch verstörenden Bildern gezeigt, wie Hunden in Indonesien bei lebendigem Leibe das Fell abgefackelt, wie sie mit Knüppeln erbarmungslos zu Tode geprügelt und wie sie zur Schlachtbank geschleift werden. „Vorsicht, die Fotos sind wirklich erschreckend“, warnt die Organisation zartbesaitete Gemüter.

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Wie gesagt, Johanna Dannhäuser hat sich einen Blick auf die Bilder denn auch erspart. Dennoch ist sie empört über die ungeschminkten Methoden, mit denen die Stiftung Vier Pfoten um Spenden buhlt. „Wenn man Menschen aufrütteln möchte, finde ich das okay, aber doch nicht mit schockierenden Bildern.“ Erst der Umschlag mit dem Strick, der sie in Angst versetzt habe, und dann noch die Warnung vor kaum zu ertragenden Fotos – gleichzeitig verbunden mit der Bitte um eine Spende: „Das geht nicht. Das ist absolut geschmacklos“, sagt die Hagenerin, die selbst einen Hund besitzt.

Tierärztin: „Spaziergang durch die Hölle“

Die Stiftung Vier Pfoten, 1988 von Helmut Dungler in Wien gegründet und nach eigenen Angaben mit Büros in 15 Ländern vertreten, verteidigt die Aufmachung des Werbebriefs: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären und mit aller Dringlichkeit auf diese schwersten Formen von Tiermisshandlung hinzuweisen“, berichtet Pressesprecher Oliver Windhorst (siehe Interview).

Tatsächlich zeigt der Flyer Szenen von Tierquälerei, die man nicht für möglich halten sollte. Die Tierärztin Katherine Pokal wird mit dem Satz zitiert: „Die Tiere schrien vor Schmerzen. Viele bekamen Krampfanfälle, bevor sie schließlich mit einem Flammenwerfer getötet wurden. Über diesen Markt zu gehen ist ein Spaziergang durch die Hölle.“

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Johanna Dannhäuser bleibt jedoch bei ihrer Meinung, dass die Tierschutzorganisation in ihrem Brief die Grenze des Vertretbaren überschritten habe. Eine Spende kommt für sie deshalb auch nicht in Frage.