Hohenlimburg. Warum ist Schloss Hohenlimburg „finanziell ausgeblutet“? Viele Hohenlimburger geben Fürst Bentheim dafür die Schuld – und dieser reagiert.

„Schloss Hohenlimburg finanziell ausgeblutet“ – beim Lesen dieser Schlagzeile packte Anja Brand die „pure Bosheit“, wie sie in einem Leserbrief schrieb. In einem Rundumschlag rechnete Sie vergangene Woche mit dem Fürstenhaus ab. Tenor: Die Probleme von Schloss Hohenlimburg sind hausgemacht. Was sagt Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg dazu?

In einer ausführlichen Stellungnahme reagiert er auf den Leserbrief von Anja Brand sowie weitere Zuschriften von Hohenlimburgern mit ähnlichem Tenor.

Das Heimatmuseum

„Wenn man ein Heimatmuseum leerfegt, alle interessanten Exponate entfernt und nur noch ein paar alte Möbel ausstellt, trägt das kaum dazu bei, dieses „Heimatmuseum“ auch nur im Ansatz sehenswert zu machen“, schrieb Anja Brand.

Der Impuls, das Heimatmuseum zu schließen, ging jedoch nicht vom Fürstenhaus aus, sagt der Schlossherr. „Die Fakten sprechen eine andere Sprache.“ So habe der Kulturausschuss der Stadt Hagen 2002 überraschend beschlossen, den Mietvertrag vom 03.02.1971 zu kündigen, „um die Hohenlimburger Kulturgüter in dem neuen archäologischen Museum im Schloss Werdringen und im Historischen Centrum in Eilpe (geschlossen 2017) unterzubringen.“

Das Kaltwalzmuseum

Auch der Verlust des Kaltwalzmuseums vor zwei Jahren schmerzt viele Hohenlimburger weiter sehr, macht Birgit Wittmers in einer Zuschrift an die Redaktion deutlich: „Nicht nur das mittlerweile leer geräumte Heimatmuseum, nein auch das Kaltwalzmuseum musste weichen. Vielleicht war dem Fürsten nicht bekannt dass Hohenlimburg die Wiege der Kaltwalzindustrie ist.“ Auch Leser Ulrich Höhne fragt „Wer hat das Schloss finanziell ausbluten lassen?“ und schreibt weiter: „Rufen wir nur mal kurz ein paar Dinge ins Gedächtnis: Das Restaurant ist seit Jahrzehnten geschlossen. Das Heimatmuseum nach Hagen abgewandert. Das Kaltwalzmuseum, nach Rechtsstreit, nach Hagen abgewandert.“ Dazu Fürst Maximilian: „Nicht das Fürstenhaus entschied 2017, das Kaltwalzmuseum auszuräumen, sondern der Vorsitzende des Kaltwalzvereins Klaus von Werneburg gegen das Votum seines designierten Nachfolgers Wolfram Schulte, der daraufhin sein Amt niederlegte.“

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Auf Anfrage bestätigt Kirsten Marsteller, Geschäftsführerin des Förderkreises Deutsches Kaltwalzmuseum (KWM), diese Darstellung nur teilweise. Der Entschluss stimmt und Grund dafür sei gewesen, dass dem Museum „unter anderem durch die immer weiter verkürzten Öffnungszeiten und die damit verbundenen stetig sinkenden Besucherzahlen während der normalen Öffnungszeiten die Existenzgrundlage entzogen wurde.“

Der Umzug ins Freilichtmuseum sei jedoch 2017 einstimmig im Vorstand gefallen. „Wolfram Schulte war einer der Befürworter.“ Schon einige Jahre davor habe dem Förderkreis ein Angebot des Freilichtmuseums vorgelegen, das Kaltwalzmuseum dort, im Mäckingerbachtal, einzurichten. „Wir haben dieses Angebot als neue Chance gesehen.“

Der Kooperationsvertrag

„Ist sich Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg überhaupt darüber bewusst was er den Hohenlimburger Bürgern seit Jahren antut?“, fragt Birgit Wittmers weiter. „Das erste Mal seit 1975 freue auch ich mich über eine Entscheidung der Stadt Hagen, den Kooperationsvertrag mit dem Fürstenhaus aufzulösen.“ Laut Fürstenhaus war es nicht die Verwaltung, die 2017 den Kooperationsvertrag gekündigt hat, sondern die Geschäftsführerin der Schloss Hohenlimburg gGmbH, Fürstin Bentheim, „nachdem die städtische Förderung auf einen symbolischen Jahresbetrag von 10 000 Euro abgeschmolzen war.“

Der Blick in die Zukunft

„In den Augen vieler Hohenlimburger muss das Fürstenhaus die Schuld für all das übernehmen, was am Schloss Hohenlimburg schiefgelaufen ist. Aus unserer Sicht steht dem nichts entgegen, wenn sich die Bürger so besser fühlen“, sagt Fürst Maximilian – und blickt nach vorn:

„Die Suche nach einem Schuldigen ist jedoch irrelevant, wenn es um die Entwicklung neuer Möglichkeiten geht, die das Leben aller Hohenlimburger verbessern können.“ Es brauche die Unterstützung aller, um gemeinsam mit Verantwortlichen der Stadt Hagen eine konstruktive und praktikable Lösung zu finden.

Um kostenlosen Eintritt ins Schloss zu ermöglichen, stellt das Fürstenhaus eine „Public-Private-Partnership“ in den Raum (wir berichteten). Dabei würde die Kommune die Kosten für Erhalt und Pflege der Schlossanlage tragen. Erste Gespräche mit der Stadt gab es, bislang allerdings „ergebnisoffen“.