Breckerfeld. Die Telekom hat den Zuschlag für den weiteren Breitbandausbau im EN-Kreis bekommen. Sie startet aber nicht in Breckerfeld.

Die Nachricht klingt ernüchternd. Besonders für all jene, die in aller Ruhe einen Kaffee kochen können, während der Rechner daheim mühsam eine Internetseite aufzeichnet. Denn: Auch in den nächsten Jahren können sie sich noch eine sinnvolle Beschäftigung suchen, während das weltweite Netz nur stottert. Denn die Deutsche Telekom startet zwar den Breitbandausbau. Allerdings nicht wie erhofft in Zurstraße, sondern irgendwo im Norden des Kreises.

Das war eine der Botschaften, mit denen Ulrich Schilling, Breitbandbeauftragter des Ennepe-Ruhr-Kreises im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Breckerfeld aufschlug. Eine andere: „Seit einer Woche liegt die Zusage für die Förderung durch den Bund vor“, so Schilling. Weil ganz Ähnliches für den Anteil des Landes gelte, fehlten jetzt nur noch die Unterschriften des Landrates und der Telekom – und schon könne er starten, der Ausbau in Regionen, in denen derzeit keines Glasfaserkabel liegen.

Mehr als 200.000 Euro muss die Stadt Breckerfeld zahlen

Erfolgreiche Nachverhandlungen

Ursprünglich sollten 99 Prozent über das Vectoring-Verfahren erschlossen werden (Glasfaser nur bis zum Verteilerkasten).

Nach Nachverhandlung steht jetzt fest: Rund 50 Prozent aller Häuser erhalten jetzt Glasfaser bis vor die Tür.

Rund drei Millionen betragen die Kosten für den Ausbau. Lediglich rund 800.000 Euro muss die deutsche Telekom selbst aufwenden. Über die Landes- und Bundesförderung sowie den städtischen Eigenanteil in Höhe von 209.100 Euro wird die Wirtschaftlichkeitslücke für den Telekommunikationsgiganten geschlossen. Allerdings beruht dieses in Stein gemeißelte Zahlenwerk auf Berechnungen aus dem Jahr 2017, in dem die Glasfaserverlegung pro laufendem Meter noch mit 75 Euro veranschlagt war. Mittlerweile, so Schilling, kalkuliere man mit bis zu 145 Euro – abhängig auch davon, ob man tatsächlich graben müsse oder ob ein unterirdisches Vortriebsverfahren eine Alternative sein könne.

Festgeschrieben ist nach der Ausschreibung aus 2017 ein Erschließungsgrad von 87,92 Prozent. Ab Vertragsunterzeichnung bleiben der Telekom dann drei Jahre, um diesen kreisweit zu erreichen. „Übrig bleiben damit für Breckerfeld noch 327 Haushaltsanschlüsse, die nicht gefördert werden“, so Schilling. Betroffen seien davon vor allem kleinere Ortschaften und Einzelgehöfte. Allerdings sei es möglich, im sogenannten „sechsten Call“ zum Breitbandausbau noch einmal einen Förderantrag zu stellen.

Telekom entscheidet über Reihenfolge des Ausbaus

Auch interessant

Einzige Alternative: DSL per Satellit. „Es gibt beispielsweise einige Bauern, für die schnelles Internet aus Produktionsgründen dringend nötig ist und die schon jetzt so angeschlossen sind“, so Schilling. Der Nachteil: hohe Kosten.

Wie genau und in welcher Reihenfolge Breckerfelder Ortschaften nun erschlossen werden, ist noch völlig offen. „Die Detailplanung läuft an“, sagt Ulrich Schilling, „sie liegt allerdings in den Händen der Telekom.“ Man achte allerdings auf mögliche Synergien. Wenn beispielsweise die AVU Leitungen erneuern müsse, mache es Sinn, Glasfaserkabel gleich mit zu verlegen.

Politik hat kein Verständnis für Verzögerung

Auch interessant

Bei der Politik stieß zumindest der Zeitrahmen auf wenig Verständnis: „Niemand hat mehr Verständnis für einen solch langen Prozess“, so Gerd Peters (Wählergemeinschaft), der darauf verwies, dass es bereits 2014 einen gemeinsamen Antrag im Kreis zum Breitbandausbau gegeben habe. „Dass ein so hoher Eigenanteil an Breckerfeld haften bleibt, halte ich für skandalös. Das ist eine Strafe für unsere solide Haushaltsführung.“ Kommunen im Nothaushalt bleiben von Kosten verschont.

Das bemängelt auch Bürgermeister André Dahlhaus: „Es geht eben nicht nach Steuerlast der Kommunen. Und so werden Flächenkommunen wie Breckerfeld extrem benachteiligt.“ Man habe als Verwaltung immer wieder versucht, den Bereich Zurstraße zu pushen – letztlich sei das misslungen.