Breckerfeld. . Bewohner und Gewerbetreibende surfen im Schneckentempo: Zurstraße wartet auf den Breitbandausbau. Das sind die Folgen für den Ort.

Preis und Leistung stehen in keinem Verhältnis. 130.000 Euro zahlt Breckerfeld für den Breitbandausbau in bislang nicht erschlossenen Gebieten. Das Ergebnis aber lässt auf sich warten. Davon können die Menschen in Zurstraße ein Lied singen.

Immerhin: Es gibt jetzt ein zartes, ein ganz zartes Lichtlein am Ende eines langen und dunklen Tunnels. Das ebenso langwierige wie bürokratische Bieterverfahren neigt sich dem Ende. Bietergespräche zwischen dem EN-Kreis und möglichen Anbietern haben stattgefunden. Das Ergebnis muss noch von der Bundesnetzagentur abgesegnet werden. Ende April könnte das Verfahren abgeschlossen sein.

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Wann es dann aber mit dem endgültigen Ausbau losgeht, ist offen. Die Verwaltung wird nicht müde, darauf zu drängen, dass Zurstraße zuerst erschlossen wird. „Es ist die größte zusammenhängende Ortslage“, so Bürgermeister André Dahlhaus. Wo allerdings die ersten Glasfaserkabel verlegt werden, ist allein Entscheidung des Telekommunikationsanbieters.

Die Dorfgemeinschaft

Joachim Ham ist Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Waldbauer. Er selbst hangelt sich Monat für Monat mit der Mobilfunk-Variante LTE durch, um das Internet einigermaßen ruckelfrei nutzen zu können. Allerdings: LTE-Pakete sind teuer. „Ich zahle 45 Euro für 30 Gigabyte, die bei einer vierköpfigen Familie aber zur Hälfte des Monats verbraucht sind. Dann kaufe ich für 15 Euro 30 Gigabyte nach. Und immer so weiter.“ Obwohl er Telekom-Kunde ist, kann er die meisten Verträge nicht eingehen, weil die Download-Raten zu hoch sind.

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„Hinzu kommt, dass Neubürger uns permanent ansprechen, wann das Netz-Problem endlich gelöst wird“, sagt Ham. „Das ist ja heute ein so wichtiger Standort-Faktor wie fließendes Wasser."

Der Lokalpolitiker

Ähnliches weiß Axel Zacharias von der Breckerfelder CDU zu berichten. „Wir freuen uns, dass wir Grundstücke anbieten können. Aber mit so einer Internetleistung ist das schwierig“, so Zacharias. Er selbst lebe an der Waldbauerstraße, wo es angeblich eine 2000er-DSL-Leitung geben soll. Tatsächlich erinnere die Geschwindigkeit aber mehr an die Zeiten des 56k-Modems. „Wir sind ja abhängig von Fördergeldern und vom Kreis. Das läuft alles sehr schleppend und zäh für die Bürger.“

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Der Gasthof-Betreiber

Martin Krumme betreibt an der Hauptstraße in Zurstraße den Gasthof „Zur Post“. Sowohl er als auch seine Gäste sind abhängig von einer stabilen Internetverbindung. „Auch wir arbeiten mit LTE. Ich bin ja froh, dass wir überhaupt Internet haben und es an die Gäste weitergeben können“, sagt er. Doch entscheide sich ein Gast zum Beispiel dafür, über das Haus-Netz Filme zu gucken oder größere Datenmengen herunterzuladen, dann sei das für die von ihm gebuchten Daten-Pakete sehr schwierig. Auch im Gasthof ist nach 30 Gigabyte erstmal Schluss, dann wird nachgekauft.

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Hinzu kommt, dass der Gasthof ab und an auch Internet-Bewertungen erhält, in denen er für Qualität und Service sehr gelobt, aber für seine Internetverbindung kritisiert wird. Ohnehin hat der Gasthof einen Standort-Nachteil gegenüber der Konkurrenz in Breckerfeld, die breitbandtechnisch schon an das schnelle Netz angeschlossen ist.

Der Bürgermeister

Bürgermeister Dahlhaus verliert die Geduld. „Ein so langes und zähes Verfahren kann man sich kaum vorstellen. Das ist Bürokratie-Irrsinn.“ Insgesamt 18 Millionen Euro fließen für den Breitbandausbau an Fördermitteln in den EN-Kreis, 1,8 Millionen Euro nach Breckerfeld. Eine Summe, die die Verantwortlichen als Erfolg sehen. Aber: Außer Breckerfeld und Gevelsberg muss keine Kommunen (alle anderen haben einen Haushaltssanierungsplan oder ein Haushaltssicherungskonzept) einen Eigenanteil aufbringen.