Hohenlimburg. Es sollte ein Wahlkampf-Zeichen sein. Doch die Rückkehr von Gerold Vogel gerät vorerst zum unangenehmen Bumerang für die Hagener SPD.

Die als positive Nachricht im frühen Wahlkampf verkündete Rückkehr von Ex-Thyssen-Betriebsrat Gerold Vogel in die SPD wird zum Bumerang für den Unterbezirksvorstand. Denn der SPD-Ortsverein Hohenlimburg, wo Vogel den Regeln entsprechend wieder aufgenommen werden müsste, weil er in Hohenlimburg wohnt, lehnt den 62-Jährigen entschieden ab. Vogel war im Streit 2014 aus der SPD ausgetreten, weil er nicht nachvollziehen konnte, wieso die Genossen sich nicht ebenfalls hinter OB-Kandidat Erik O. Schulz stellten, der zuvor aus der SPD ausgetreten war und als parteiloser Kandidat später von CDU, Grünen und FDP getragen wurde.

Das sagt der Ortsverein

„Abgelehnt haben wir Gerold Vogel, da er auf unser Schreiben nicht reagiert hatte“, erklärt Philipp Kranzbühler als Sprecher für den Ortsverein Hohenlimburg. Vogel habe 2014 mehrere Mandatsträger persönlich beleidigt. „Zudem warf er der Hagener und Hohenlimburger SPD schwerwiegende Punkte vor, darunter billige Polemik und Peinlichkeiten. Ich habe in dem Schreiben am 5. November Vogel über die Beratung des Ortsvereins informiert und eine Frist gesetzt, um ihm die Möglichkeit zu geben, zum Sachverhalt Stellung zu nehmen.“ Eine Antwort darauf habe es nicht gegeben, weshalb man Vogel folglich ablehne.

Auch interessant

Im Ortsverein herrsche Enttäuschung darüber, dass ein Mitglied eine Partei verlasse, sich dabei völlig erbost über Partei und einzelne Mitglieder echauffiere, dann aber ausgerechnet zum Start der Wahlgänge für die Kommunalwahl wieder ankomme und sich weder bei der Partei, noch bei den betroffenen Mandatsträgern entschuldige.

Auch interessant

Zu Vogels Kritik an der Arbeit des SPD-Ortsvereins Hohenlimburg nimmt Philipp Kranzbühler als Ortsvereins-Sprecher Stellung: „Jeder, der den Ortsverein Hohenlimburg kennt, weiß, dass sich dieser seit über 130 Jahren für das Wohl aller Hohenlimburger Bürger einsetzt und diese Intention auch zukünftig verfolgt. Bürgersprechstunden sowie Mandate innerhalb der Bezirksvertretung Hohenlimburg als auch dem Hagener Stadtrat sprechen für sich. Dass die SPD eine langjährige Krise durchlebt, ist unstrittig und leider bittere Realität.“

Auf Bundesebene angefangen, ziehe sich die Problematik der fehlenden Mehrheiten über die Landesebene bis hin zur Kommunalebene, so dass auch der Ortsverein Hohenlimburg davon nicht verschont bleibe. „Den Vorwurf, der Ortsverein Hohenlimburg kümmere sich nicht mehr um die Belange der Bürger, weisen wir folglich eindeutig zurück. Wir sind jedoch sehr verwundert, dass Herr Vogel seine Kritik ausschließlich über die Presse artikuliert“, so Kranzbühler.

Auch interessant

Das sagt Gerold Vogel

Gerold Vogel glaubt indes, dass es dem Ortsverein Hohenlimburg nicht gut tun werde, ihn nicht aufzunehmen. Schließlich verspreche sich der Unterbezirksvorstand ja etwas von Vogels neuem Engagement in der SPD und der Ortsverein Hohenlimburg spiele in der lokalen Politik kaum noch eine wahrnehmbare Rolle. „Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass die SPD in Hohenlimburg vor die Hunde geht“, sagt Vogel. Die Mehrheiten in der Bezirksvertretung Hohenlimburg seien geschrumpft und die letzten Wahlergebnisse seien besorgniserregend aus Sicht der Hohenlimburger SPD gewesen.

Gerold Vogel schied im Jahr 2011 aus gesundheitlichen Gründen bei Thyssen aus. Heute ist er 62 Jahre alt.
Gerold Vogel schied im Jahr 2011 aus gesundheitlichen Gründen bei Thyssen aus. Heute ist er 62 Jahre alt. © WP

Mit Blick auf die SPD-internen Streitigkeiten vor fünf Jahren sagt Vogel: „Ich bin emotional gewesen damals, aber ich fand auch, dass die SPD in Hagen sehr polemisch unterwegs war. Inhaltlich bleibe ich bei dem, was ich gesagt habe. Wenn sich da jemand beleidigt gefühlt hat, dann hätte er mir das 2014 sagen sollen und nicht erst fünf Jahre später. Ich verstehe bis heute nicht, warum die SPD damals nicht auch Erik O. Schulz unterstützt hat.“

Den Querelen um seine erneute Aufnahme in die SPD sieht Vogel entspannt entgegen. „Es wird da eine Entscheidung geben und am Ende setze ich darauf, dass der Ortsverein Hohenlimburg mich doch noch aufnimmt.“ Vogel betont, dass er zum Zeitpunkt der Streitigkeiten und bei seinem Austritt aus der SPD bereits eineinhalb Jahre Mitglied des SPD-Ortsvereins Emst gewesen sei, wo er zwischenzeitlich hingewechselt war. Auf das jüngste Schreiben des Ortsvereins habe er nicht reagiert, weil er das nicht für notwendig erachtet habe.

Auch interessant

Das sagt Timo Schisanowski

Unterbezirksvorsitzender Timo Schisanowski erklärt: „Die Mitteilung des Ortsvereins Hohenlimburg über die Ablehnung des Wiedereintritts von Gerold Vogel enthält keine Begründung. Insofern ist eine Bewertung nicht möglich.“ Eine persönliche Bewertung der Lage gibt Schisanowski nicht ab.

Gegen die Ablehnung seines Aufnahmeantrags könne Vogel Einspruch beim Hagener Unterbezirksvorstand einlegen, der dann darüber zu entscheiden hätte.

„Dass Gerold Vogel sich nach seinem Austritt und der Unterstützung für Erik O. Schulz vor fünf Jahren nun wieder dazu entschieden hat, der SPD beitreten zu wollen und den OB-Kandidaten Wolfgang Jörg sowie unsere Partei zu unterstützen, ist nach wie vor zuallererst ein starkes Signal dafür, dass der amtierende OB seinen Vorschusslorbeeren aus 2014 nicht gerecht geworden ist und viele damalige Unterstützer enttäuscht hat“, schlägt Unterbezirksvorsitzender Timo Schisanowski gleich wieder weitere Wahlkampftöne an.