Hagen. Wolfgang Jörg (SPD) kandidiert bei der Kommunalwahl 2020 für das Oberbürgermeister-Amt und wirbt dabei um die Rückendeckung der Grünen.

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Die Hagener Sozialdemokraten haben sich am Mittwochabend im Parteivorstand einstimmig auf ihren Oberbürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl im kommenden Jahr verständigt: Der langjährige Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg wird sich als aussichtsreichster Konkurrent für Amtsinhaber Erik O. Schulz am 13. September 2020 um das Amt des Verwaltungschefs bewerben. „In Hagen geht es so nicht weiter“, strebt der 56-Jährige eine sozial-ökologische Trendwende an, die gleichzeitig als Einladung an den Grünen-Kreisverband zu verstehen ist, seine Kandidatur zu unterstützen.

„Das ist für mich kein Karrierestreben, sondern ich sehe es als inhaltliche Notwendigkeit an, mich für Hagen zu engagieren. Denn ich muss immer wieder feststellen, dass meine Heimatstadt bei Kommunalvergleichen regelmäßig auf den hinteren Plätzen landet und keine Visionen mehr entwickelt. Hagen droht an vielen Stellen seine Zukunftsfähigkeit zu verlieren. Das ist meine Motivation, einen Politikwechsel einzufädeln“, glaubt Jörg, der im Landtag den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie anführt, an seine Siegchance.

Defizite im Kita- und OGS-Bereich

Wolfgang Jörg ist als langjähriger Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen bestens vernetzt.
Wolfgang Jörg ist als langjähriger Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen bestens vernetzt. © WP | Michael Kleinrensing

Entsprechend attackiert er auch auf seinem politischen Fachterrain: „Wir müssen endlich für die dringend notwendigen Plätze im Kita- und OGS-Bereich sorgen – da hinken wir in Hagen meilenweit hinter anderen Kommunen hinterher. Zudem sind die Elternbeiträge schlichtweg unsozial und familienfeindlich“, setzt der bekennende Schalke-Fan einen klaren sozialpolitischen Akzent.

Weiterer Schwerpunkt – die Verkehrswende: „Es kann nicht sein, dass wir beim Thema Luftqualität immer nur an den Messergebnissen herumfrickeln, anstatt an tatsächlichen Verbesserungen zu arbeiten“, fordert der leidenschaftliche Radfahrer, der selbst auch schon den legendären Tour-de-France-Aufstieg zum Mont Ventoux bezwang. Zudem setzt er auf einen Ausbau des ÖPNV sowie klar separierte Bus- und Fahrradspuren.

Mehr Fördermittel für Hagen

Ebenso möchte er die Fördermittel-Akquise in Hagen auf effektivere Füße stellen und damit die Investitionsfähigkeit der Stadt deutlich verbessern. „Wir können noch viele Dinge für unsere Stadt entwickeln und trotzdem gleichzeitig eine solide Haushaltspolitik betreiben.“

Wehringhauser Wurzeln

Wolfgang Jörg wurde am 24. Januar 1963 in Wehringhausen geboren und verbrachte dort auch seine gesamte Kindheit.

Im Jahr 1983 erwarb der Genosse, der seit 1985 der SPD angehört, die Fachhochschulreife und besuchte die Fachhochschule Dortmund, an der er sich zum Diplom-Sozialarbeiter ausbilden ließ.

Vor seiner Wahl in den NRW-Landtag war der heutige Emster lange Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter seines Vorgängers Wilfried Kramps.

Von September 2004 bis Dezember 2006 war Jörg – wie bereits von 1994 bis 1999 – Mitglied im Rat der Stadt Hagen und agierte u.a. als Vorsitzender des Kultur- und Weiterbildungsausschusses sowie als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft.

Bis zu seiner Wahl in den Landtag im Jahr 2005 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Hagen sowie Vertreter der Stadt Hagen im Regionalverband Ruhr (RVR).

Darüber hinaus hat das Mitglied des Ortsvereins Mittelstadt/Oberhagen über die Jahre verschiedene Parteiämter in Hagen bekleidet.

Unmissverständlich ist die Haltung des 56-Jährigen auch bei der Zuwanderungsproblematik: „Zur Integration von Menschen mit langfristiger Bleibeperspektive gehören der Zugang zum Arbeitsmarkt, zu adäquatem Wohnraum und das Erlernen der deutschen Sprache. Klar ist aber auch, dass die Regeln des Zusammenlebens für alle gelten, ohne Ausnahme“, setzt Jörg die wertkonservative Brille auf. „Das muss man dann aber auch mit allen Zuständigen durchsetzen.“

CDU und FDP setzen auf OB Schulz

Programmatische Eckpfeiler, die als Einladung an die Grünen zu verstehen sind, die Jörg-Kandidatur zu unterstützen. Während CDU und FDP für 2020 sich erneut hinter Schulz geschart haben, gibt es beim grünen Allianzpartner noch kein Parteivotum. „Dies ist ein offenes, ehrliches Angebot“, wirbt der Genosse mit Blick auf den in den vergangenen Jahren erheblich veränderten Politik-Stil der SPD-Ratsfraktion für ein Alternativ-Bündnis zur aktuell bestehenden OB-Allianz.

Amtsinhaber Erik O. Schulz reagierte am Mittwoch auf Anfrage betont zurückhaltend auf die Nominierung seines sozialdemokratischen Herausforderers. Er freue sich, im Rahmen des Wahlkampfes mit den Kandidaten ins Gespräch zu kommen und sich inhaltlich über die Themen auseinanderzusetzen, formulierte der Parteilose. „Ansonsten halte ich es wie zuletzt: mit den Kandidaten reden, nicht über sie.“