Hagen. Das Leben von Förderschüler David Zurnieden steht auf der Kippe. Der Verein Fit for Future aus Hagen eröffnet dem 22-Jährigen neue Perspektiven,
Er schmeißt den Motor an, gibt einmal Vollgas und lässt die Blätter durch die Luft fliegen. Er spürt die ganze Kraft des orangefarbenen Gerätes, das er auf dem Rücken trägt. „Ganz schön viel Power“, sagt David Zurnieden und lächelt.
Ganz schön viel Power – die hat auch David selbst. Und so scheint es, als würde der 22-Jährige, der mit sieben Geschwistern aufwuchs, der eine Förderschule besuchte und der irgendwann zu Hause ausziehen muss, „weil das alles nicht mehr ging“, mit dem Laubbläser seinen eigenen Weg freimachen. Einen Weg in eine neue, in seine eigene Welt. „Ich fühle mich erwachsen“, sagt er.
Jeden Tag eine neue Aufgabe
Er fühlt sich nicht nur erwachsen. Er ist es auch. Er gibt Vollgas, lebt sein eigenes Leben. Er wohnt in einem Zimmer einer Wohngruppe in Haspe, er hat in der Jugendbegegnungsstätte Don Bosco in Rummenohl am anderen Ende der Stadt einen Job, der ihn erfüllt. Er hilft Hausmeister Petar Komljenovic. David repariert Möbel in der Werkstatt. Er hat gerade einen neuen Duschkopf installiert, die Heizkörper im Haus entlüftet und jetzt das Laub vom Bolzplatz auf dem Hof fortgeblasen.
„Es gibt jeden Tag etwas Neues zu tun“, sagt David Zurnieden. „Ich bin zufrieden. Ich bin glücklich, dass ich hier hier sein kann.“
Das Leben auf der Kippe
Zufrieden war David nicht immer. Es gab da eine Zeit, in der ziemlich viel schief lief. „Ich mache heute keine Scheiße mehr“, sagt er, wenn er ein paar Jahre zurückblickt und nickt, als wolle er sich selber Mut zusprechen. Damals lief ein Prozess gegen ihn. Das Leben des ehemaligen Förderschülers stand auf der Kippe. „Ich hatte die falschen Freunde, habe zu viel getrunken“, sagt er noch.
Es ist die Zeit, in der er sich an Georg Berger erinnert. An jenen Mann, den er von der Caritas kennt und der sich mit anderen im Verein „Fit for Future“ für Jugendliche engagiert, die durch sämtliche Netze des Sozialstaates zu fallen drohen. Für Jugendliche wie David. „Zuhause ist er nicht mehr klargekommen. Seine Eltern waren getrennt. Er lebte bei seiner Mutter. Es gab ständig Streit mit seinem Bruder“, sagt Georg Berger, „hinzu kamen Probleme in der Werkstatt der Lebenshilfe in Witten und letztlich natürlich das Strafverfahren.“
Berger und die anderen ehrenamtlichen Helfer schalteten sich ein. Sie stellten David Zurnieden einen Anwalt an die Seite. Sie eröffneten ihm eine neue Lebensperspektive: Er fand Arbeit in der Caritas-Werkstatt im Lennetal und ein Zuhause in einer Wohngruppe der Stiftung Bethel vor Ort an der Berliner Straße.
„Ich habe in der Werkstatt gearbeitet, war im Garten- und Landschaftsbau tätig“, sagt David Zurnieden. „Aber das war oft dieselbe Tätigkeit. Das hat mir auf Dauer nicht ausgereicht.“ Als Georg Berger von der freien Stelle in der Bildungsstätte erfährt, ist das für David eine Riesenchance. Er kann dort eine dreimonatige Probezeit absolvieren. Er überzeugt und wird übernommen. „Formal ist das jetzt ein Außenarbeitsplatz der Caritas-Werkstatt“, sagt Georg Berger. Ein Job, passgenau für den 22-Jährigen. „Ich glaube, viele Mitarbeiter aus der Werkstatt hätten sich nicht getraut, einen solchen Schritt zu gehen.“
Durch Berlin in der Luxus-Limousine
Beratung in Innenstadt
Der Verein Fit for Future engagiert sich Jugendliche und junge Erwachsene, die es aufgrund von psychischen oder körperlichen Einschränkungen schwer haben, in der Welt der Erwachsenen alleinen zurechtzukommen.
Viele dieser jungen Menschen fallen durch alle sozialen Netzwerke.
Der Verein hat ein Beratungsbüro an der Rathausstraße 39 und ist zu erreichen unter 02331/8422910.
David aber hat die Power, er hat die Kraft, er blüht auf. An seiner Arbeitsstelle und in seiner Wohngruppe, in der er sich nach und nach auf ein Leben in einer eigenen Wohnung vorbereitet. „Neulich habe ich mit einigen Mitbewohnern einen Trip nach Berlin gemacht“, erzählt David.
Dann strahlt er und die Erinnerungen sprudeln nur so aus ihm heraus: „Wir hatten ein Hotel mit W-Lan. Ich war ja das erste Mal in Berlin. Wir haben eine Limousine am Straßenrand gesehen, den Chauffeur gefragt, ob er uns fährt. Dann haben wir uns eine Stunde lang für ein Taschengeld durch Berlin kutschieren lassen. Das war total krass.“
Wer den Verein Fit for Future unterstützen möchte - die WP hat im Rahmen der Weihnachtsaktion ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN 71 450 500 010 100 180 000, Verwendungszweck „Fit for Future“. Spender, die eine Spendenquittung erhalten möchten, müssen das Stichwort WP-Weihnachtsaktion und ihre Adresse auf dem Überweisungsträger vermerken.