Hagen. Um mehr junge Leute für Klassik zu gewinnen, setzt Hagens Generalmusikdirektor Trafton auf Rock von Coldplay sowie Film- und Computerspielmusik.
Um der schwindenden Zuschauerresonanz bei den Hagener Sinfoniekonzerten zu begegnen, will Generalmusikdirektor Joseph Trafton (41) verstärkt junge Leute für klassische Musik gewinnen. Drei Konzerte in dieser Spielzeit richten sich gezielt an ein „junges und junggebliebenes Publikum“, wie es der US-amerikanische Dirigent formuliert.
Den Auftakt macht am kommenden Dienstag ein Filmmusikkonzert in der Stadthalle. Unter dem Titel „Bauhaus & Blockbuster – Zukunftsvisionen“ werden bekannte Soundtracks aus „Game of thrones“, „Star Trek“, „Jurassic Park“, „Alien“ und zahlreichen anderen Science-Fiction-Streifen aufgeführt.
Sinfoniekonzert am Dienstag, 10. September
Das erste Sinfoniekonzert dieser Spielzeit – „Bauhaus & Blockbuster, Zukunftsvisionen“ – findet statt am Dienstag, 10. September, um 19.30 Uhr in der Stadthalle. Eine Einführung ist um 18.45 Uhr.
Aufgeführt wird Filmmusik der Neuzeit, u.a. aus „Star Trek“, „Interstellar“, „Metropolis“, „Jurassic Park“, „Alien“, „Game of Thrones“, „Raumpatrouille Orion“ uvm.
Hinter dem Orchester sind auf einer Leinwand Szenen aus dem Klassiker „Metropolis“ (1927) von Fritz Lang zu sehen, oder zu Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ wird ein neuproduziertes Video nach Wassily Kandinskys szenischer Aufführung in Dessau 1928 gezeigt. „Auf diese Weise stellen wir eine spannende Verbindung zum Bauhausjahr her“, sagt Trafton: „Manche Bauhaus-Gedanken, was Utopie und Ästhetik betrifft, sind ja in modernen Filmen nachzuvollziehen.“
Spezialist für Filmmusik
Dirigiert wird das Konzert von Scott Lawton, der bei Crossover-Projekten unter anderem mit Udo Lindenberg und den Scorpions zusammengearbeitet hat und der als Spezialist für Filmmusik gilt. „Ich hoffe, dass wir viele Menschen erreichen, die sonst keine klassischen Konzerte besuchen“, sagt Trafton, der im Städtchen Bowling Green/Kentucky aufgewachsen ist: „Klassische Musik war mir eigentlich völlig fremd. Ich bin erst durch solche Projekte, wie wir sie jetzt in Hagen planen, zur Sinfonie gestoßen.“
„Sinfonikus“ für 8- bis 12-jährige Kinder in Hagen
Zu den Sinfoniekonzerten des Philharmonischen Orchesters Hagen wird ab sofort neben der Einführung um 18.45 Uhr (für Erwachsene) zur selben Zeit unter dem Titel „Sinfonikus“ ein konzertpädagogisches Programm für 8- bis 12-Jährige angeboten. Bei dieser interaktiven Einführung in die Welt der klassischen Musik werden die jungen Besucher auf spielerische Weise gemeinsam mit den Musikpädagogen Magdalena Rozanska und Jörg Lopper musikalische Meisterwerke entdecken und die dabei eingesetzten Instrumente hautnah erleben und kennenlernen.
Wie funktioniert ein Orchester? Was macht der Dirigent eigentlich? Seit wann gibt es ein Saxophon und ist es aus Gold? Wie lang ist eine Tuba? Wie alt ist eine Geige? Wie wird man Komponist? Auf alle Fragen gibt es (hoffentlich) eine Antwort.
Neben einem Blick hinter die Kulissen der Sinfoniekonzerte setzen sich die Kinder durch Body-Percussion, Tanz, Gesang und Instrumente kreativ mit einem Werk des Programms auseinander und erleben dann gemeinsam mit ihren Begleitpersonen die spannende Atmosphäre eines Live-Konzertes.
Dieses neue Angebot wird vom Theaterförderverein Hagen unterstützt. Das 1. Sinfoniekonzert findet am Dienstag, 10. September, statt. Der Eintritt beträgt 12 Euro und beinhaltet die Teilnahme am „Sinfonikus“ sowie den Besuch des Konzertes.
Karten an der Theaterkasse, unter 02331 207-3218 oder www.theaterhagen.de , an allen Hagener Bürgerämtern, 02331 207- 5777 sowie im WP/WR-Leserladen in der Hohenzollernstraße, Hagen .
Im Februar stellt sich das Philharmonische Orchester der Aufgabe „Beethoven vs Coldplay“. Dann wird die dritte Sinfonie („Eroica“) des Komponisten mit Hits der berühmten britischen Rockband gesampelt. Viele Leute würden wahrscheinlich gar nicht glauben, dass zwei so unterschiedliche Stilarten überhaupt zusammen passen: „Aber ich war selbst auf einem Mashup-Konzert Tschaikovsky vs Drake, und die Menschen haben getobt“, so Trafton.
Soziale Netzwerke isolieren den Menschen
Der Hagener Generalmusikdirektor betont, welch großes Anliegen es ihm sei, junge Menschen ins Konzert zu locken: „Das ist etwas ganz anderes als Spotify oder Youtube.“ Soziale Netzwerke seien durchaus cool, aber sie isolierten die Menschen auch: „Ich schätze das Gemeinsame, es geht mir um das Konzerterlebnis, das einen doch viel mehr berührt.“
Zum Abschluss der Reihe steht im Mai ein Konzert mit Computerspielmusik auf dem Programm des Philharmonischen Orchesters. Seit Tetris habe dieses Genre eine rasante Entwicklung genommen, so Trafton. Er sei selbst kein großer Spieler, gesteht der Branche jedoch zu, Soundtracks geschaffen zu haben, die „schlicht sinfonisch“ zu nennen seien. In seiner Heimat USA könne man Computerspielmusik bereits als eigenständiges Fach an einigen Universitäten studieren.