Hagen. Ein Ex-Mitarbeiter macht dem Ev. Krankenhaus Haspe Konkurrenz. Christian Erlemeyer berät Adipositaspatienten für die Düsseldorfer Schön-Klinik.

Patienten mit krankhaftem Übergewicht haben in der Hagener-Innenstadt eine neue Anlaufstation. Die Düsseldorfer Schön-Klinik hat ein Beratungsbüro an der Böhmerstraße 44 eröffnet. Das Evangelische Krankenhaus Haspe mit eigenem Adipositaszentrum sieht die neue Konkurrenz vor Ort durchaus skeptisch. Zumal mit Christian Erlemeyer, der sich selbst als Dickenflüsterer bezeichnet und das Hagener Adipositas-Netzwerk aufgebaut hat, ein ehemaliger Mops-Mitarbeiter nun für die Schön-Klinik berät.

„Konkrete Unterstützung auf dem Weg zu einem leichteren Leben“, verspricht die Schön-Klinik in einer Mitteilung übergewichtigen Patienten und verweist darauf, dass sich in Nordrhein-Westfalen mehr als 5000 Menschen wegen Adipositas stationär behandeln lassen. Auf Anfrage erklärt Kilink-Sprecherin Claudia Rieling: „Ein Faktor für die Wahl des Standortes ist, dass in und um Hagen die Anzahl der Adipositaserkrankten sehr hoch ist. 60 Prozent der Hagener sind übergewichtig.“ Ein weiterer sei die Person Erlemeyer, der jetzt offiziell als Koordinator im Fachzentrum für Adipositas-Chirurgie fungiert und Ansprechpartner in der Außenstelle ist.

Viele Patienten aus der Region in Düsseldorf

Klinik in Familienhand

Die Schön-Klinik ist nach eigenen Angaben die größte familiengeführte Klinikgruppe Deutschlands.

Das Klinikum Düsseldorf (ehemals städtisches Krankenhaus) ist auf Erkrankungen der Gefäße, des Herzens, des HNO-Bereichs sowie des Bewegungsapparates spezialisiert.

Das Düsseldorfer Haus ist zertifiziertes Zentrum für Adipositas - ebenso wie das Evangelische Krankenhaus Haspe.

Nach Aussage von Christian Erlemeyer ist es Wunsch, in einem nächsten Schritt Referenzzentrum bzw. Exzellenz-Zentrum zu werden.

Schon vor Eröffnung der Außenstelle hätten sich viele Patienten aus der Region auf den Weg nach Düsseldorf gemacht. Jetzt sei es möglich, eine komplett Vorbereitungsphase für eine Magenverkleinerung sowie die Nachsorge wohnortnah durchzuführen. „Gerade wenn man 250 Kilo oder sogar mehr wiegt, ist jede Autofahrt eine schwere Belastung“, sagt Christian Erlemeyer, der selbst einst 221 Kilogramm auf die Wage brachte, erheblich Gewicht reduziert hat und sich jetzt der 120-Kilo-Marke nähert.

Medizinische Behandlungen bietet die Klinik in Hagen nicht an. Dafür werden Termine für eine Erstuntersuchung in der Schön-Klinik vermittelt. „Bei Bedarf sind wir gern während der gesamten Behandlungsdauer bis zur Nachsorge behilflich“, sagt Chefarzt Dr. Matthias Schlensak. Allein Formalitäten wie die Beantragung der Behandlung bei der Krankenkasse seien eine große Herausforderung.

400 Operationen am Mops

Rund 400 Operationen führt das Adipositas-Zentrum Haspe nach eigenen Angaben pro Jahr durch – rund 200 sind Eingriffe, die den Magen verkleinern. Hinzu kommen nach Angaben der Klinik mehr als 2000 Patientenkontakte, die das Zentrum bislang in der Sprechstunde hatte. Während mehrere Selbsthilfegruppen ihre Postadresse immer noch an der Klinik haben, arbeitet der Gründer der Dachorganisation dieser Gruppen, des Adipositas-Netzwerks Hagen, nun für die Konkurrenz.

Vor diesem Hintergrund betonen die Hasper die hohe Bedeutung einer medizinischen Nachsorge vor Ort für die Patienten. „Am wichtigsten ist, dass 365 Tage im Jahr 24 Stunden am Tag ein spezialisierter Facharzt für Adipositaschirurgie in Hagen-Haspe vor Ort ist“, betont Chefarzt Dr. Claas Brockschmidt. „Denn das größte Risiko für den Patienten ist nicht die Operation, sondern die Gefahr einer späteren Komplikation, die zu Hause auftritt. Kurze Wege und schnelle kompetente Hilfe vor Ort können schwerwiegende Schädigung verhindern.“

Lebenslange Nachsorge

Und weiter: „Die interdisziplinäre Beratung und Behandlung unserer Patienten ist uns sehr wichtig. Durch die Zertifizierung zeigen wir deutlich, dass wir mit unserer großen Erfahrung für alle Patienten dauerhaft an einem Standort höchste Qualität der Versorgung gewährleisten. Das schafft niemals eine Person allein.“ Deshalb sei er stolz auf die engagierte Zusammenarbeit vieler Beteiligter. Im übrigen kämen Patienten nach einer Magenverkleinerung eine Leben lang zur Nachsorge in die Klinik.