Hagen. . Nur in Duisburg und Oberhausen sind die Menschen noch übergewichtiger als in Hagen. Gerade immer mehr junge Menschen sind fettleibig.
NRW-weit leben laut einer Donnerstag veröffentlichten Studie des Landesamtes für Statistik in Hagen, Duisburg und Oberhausen die meisten übergewichtigen Menschen.
Fast 60 Prozent der Hagener Gesamtbevölkerung leiden an Übergewicht. 18 Prozent sind sogar adipös. Tendenz: stetig steigend. Die Zahl der Fälle im Adipositaszentrum im Evangelischen Krankenhaus in Haspe hat sich in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht. Das Alarmierende: Immer mehr jüngere Hagener sind von Übergewicht und Fettleibigkeit betroffen.
45 Prozent der Hagener Männer sind übergewichtig
Das Durchschnittsgewicht des Hagener Mannes lag 2017 bei 87 Kilogramm bei einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,78 Metern. Die Frauen wogen 71,3 Kilogramm bei 1,65 Metern Größe. Knapp 20 Prozent der Männer sind in Hagen adipös. Bei den Frauen sind es 17 Prozent. Übergewichtig sind 45,4 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen.
Normalgewichtig hingegen sind 31 Prozent der Männer und rund 47 Prozent der Frauen. Bei den vorliegenden Daten handelt es sich um Ergebnisse der Mikrozensus-Zusatzbefragung auf freiwilliger Basis bei Personen in privaten Haushalten.
Zusammenhang zwischen sozialen Strukturen und Übergewicht
Dr. Claas Brockschmidt, Leiter des Adipositas-Zentrums am Mops, erkennt eine deutliche Verschiebung. „Wir haben immer mehr jüngere und viele ältere Menschen, die an Adipositas leiden.“ Im AdipositasZentrum geht es ab einem Body-Mass-Index (BMI, er berechnet das Verhältnis von der Körpergröße zum Gewicht) von 40 los. Die schwersten Patienten haben einen BMI bis zu 80. Normal ist ein BMI zwischen 18,5 und 25.
Die meisten Betroffenen leiden unter extremem Druck und sind oft in Berufen unterwegs, in denen sie funktionieren müssen und belastet sind. „Wir sehen zum Beispiel viele Pflegekräfte hier. Probleme mit Adipositas sind typisch für Berufe, in denen man sich nicht regelmäßig ernähren kann“, sagt Brockschmidt.
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Der Chefarzt sieht einen Zusammenhang zwischen den schwierigen sozialen Strukturen in Hagen und dem Übergewicht der Menschen. „Der soziale Druck spielt eine große Rolle. Wir haben 1100 Patientenkontakte jährlich. Noch vor fünf Jahren waren es 150.“
In manchen Fällen hilft nur noch eine Operation
Ab einem BMI von 50, so der Chefarzt, habe man auf konservativem Wege kaum noch eine Chance zur Heilung. Dann helfe nur noch ein Eingriff. Brockschmidt: „Ich glaube, die Stadt muss noch mehr tun. Das fängt in den Schulen an, wo mehr Prävention betrieben werden muss. Die Stadt muss hier Programme auflegen.“
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Derartige Programme gab es bislang wenig. Die Kindergärten und Schulen betreiben Prävention eher aus sich selbst heraus. „Wir haben bei uns nun eine Sport- und Gesundheitswissenschaftlerin angestellt, mit der wir im Rahmen eines Pilotprojektes in Wehringhausen auch das Thema Ernährung und Vermeidung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in den Fokus nehmen“, erklärt Richard Matzke vom Gesundheitsamt. Die Dame hat ihren Dienst am 1. Oktober, also vor 25 Tagen, aufgenommen. Matzke: „Früher gab es in Hagen einen Arbeitskreis Adipositas. Dieser besteht aber nicht mehr.“
Immer mehr Einsätze für die Feuerwehr
Auch bei der Feuerwehr spürt man den Anstieg an übergewichtigen Menschen in Hagen. Feuerwehr-Chef Veit Lenke: „Der Einsatz unserer Schwerlasttrage, mit der Menschen bis zu 220 Kilogramm Körpergewicht transportiert werden können, wird immer häufiger nötig.“
Es gab allein einen spürbaren Anstieg von 2017 auf 2018. Im vergangenen Jahr waren es zwei oder drei Einsätze im Monat. In diesem Jahr kommt die Trage bereits vier- bis sechsmal monatlich zum Einsatz.