Hagen. Derzeit kann die Hagener Erschließungsgesellschaft kein einziges Baugrundstück anbieten. Darüber ärgern sich Familien.
Die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) hat aktuell nicht ein einziges Baugrundstück im Angebot. Wie Geschäftsführer Hans-Joachim Bihs mitteilte, gebe es in Hagen zwar zahlreiche Menschen, die gern ein Eigenheim bauen und beziehen würden, er müsse sie jedoch bei entsprechenden Anfragen auf die Zukunft vertrösten: „Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr wieder Grundstücke werden anbieten können. Derzeit ist nichts zu machen.“
Zu den Hagener, die seit etlichen Monaten vergeblich auf Grundstückssuche sind, gehört Markus Weber aus Fley. „Es ist aussichtslos etwas zu finden.“ Derzeit bewohnt er mit Frau und Tochter noch eine geräumige Wohnung, doch spätestens wenn das zweite Kind da ist, benötigte die Familie eine neue Bleibe. Weber sagt, er habe zwar schon überlegt, in eine Nachbarstadt auszuweichen, würde aber gern in Hagen bleiben und bauen: „Wir sind der Stadt und vor allem Fley sehr verbunden und wollen hier nicht weg.“
Dauerthema im Freundeskreis
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In seinem Freundeskreis gebe es andere junge Familien, die ebenfalls seit Jahren erfolglos auf der Suche nach einem Baugrundstück sind: „Das ist bei uns ein Dauerthema. Wir sind alle sehr enttäuscht, dass die Stadt angesichts der großen Nachfrage so untätig ist und keine neuen Wohngebiete erschließt.“
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Tatsächlich stellt eine kürzlich veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft der Stadt Hagen in Sachen Wohnungsbau ein schlechtes Zeugnis aus. So seien von 2016 bis 2018 in der Stadt 153 neue Wohnungen errichtet worden, benötigt wurden aber 192. Dies entspricht einer Unterdeckung von 20 Prozent. Nun gibt es auch in anderen Großstädten zu wenig Wohnraum. Das Besondere an der Situation in Hagen ist laut Bihs, dass hier „guter, billiger Wohnraum Mangelware ist“, während „schlechter, billiger Wohnraum“ in ausreichendem Maße zur Verfügung stehe.
Mit dem Bau von Ein- oder Mehrfamilienhäusern bzw. Reihenhäusern in neuen Wohngebieten wird in der Regel „guter Wohnraum“ geschaffen. Nach Auskunft von Bihs sind es denn auch vor allem junge Familien in gesicherter finanzieller Lage, die auf seinen Wartelisten stehen und die auf der Suche nach einem Bauplatz in die Röhre schauen.
HEG immer auf der Suche
Angesichts dieser Bewerberandrangs halte die HEG ständig Ausschau nach geeignetem Baugrund und wurde erst kürzlich zwischen Gehrstraße und Krähen-/Sperberweg in Eppenhausen fündig, wo die städtische Tochtergesellschaft eine 1,7 Hektar große Grünfläche, auf der seit 1957 Baurecht besteht, von einem Privatmann erwerben konnte. „Im nächsten Jahr wollen wir dort mit der Erschließung beginnen“, hofft Bihs auf die Errichtung von 25 bis 30 Einfamilienhäusern.
Immerhin nicht der einzige Lichtschimmer für Bauwillige. Auch an der Kuhlenhardt (Kuhlerkamp), auf Haßley (unweit des Wasserturms), in der Dahmsheide (Altenhagen), am und hinter dem Loheplatz (Emst/Krähenweg) und in der Keplerstraße (Dahl) ist 2020 oder 2021 die Erschließung neuer Wohngebiete geplant. Es werde wohl nicht schwierig werden, alle Grundstücke in kürzester Zeit zu vermarkten, prophezeit Bihs: „Im Gegenteil: Wir haben so viele Bewerber, ich könnte jedes Grundstück zweimal verkaufen.“