Hagen. . In Hagen gab es am Freitag Warnstreik-Aktionen im Kaufland Hohenlimburg und bei Smyths Toys in Vorhalle. Die Gewerkschaft will weiter kämpfen.
Es ist kein leichtes Spiel, einen Arbeitskampf im Einzelhandel zu führen. Das weiß Monika Grothe als langjährige Sekretärin bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aus Erfahrung. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad in den Geschäften ist oft niedrig, 97 Prozent der Beschäftigten sind Frauen und in den allermeisten Fällen sind es keine Vollzeitstellen. Da bleibt wenig Zeit und Raum, um sich als Belegschaft zu organisieren.
Beschäftigte aus großen Betrieben
Entsprechend froh war Monika Grothe am Freitagvormittag, als sie 70 Beschäftigte mit gelben Warnstreik-Westen im Kultopia in Hagen begrüßen konnte. Es laufen derzeit zähe Tarifverhandlungen im Einzelhandel, erst am Abend zuvor war eine erneute Runde zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern gescheitert.
Daher hatte Verdi in ganz Nordrhein-Westfalen zu Warnstreiks aufgerufen. Aus Hagen waren Beschäftigte von Smyth Toys Tools, dem frühere Toys’R’us in Vorhalle, und aus der Kaufland-Filiale in Hohenlimburg dabei. Aber auch aus Witten hatten sich Streikende des dortigen Kaufhofs auf den Weg ins Kultopia gemacht, aus Menden Beschäftigte der Kaufland-Filiale in Bösperde.
Kaufland: Keine Beeinträchtigungen für die Kunden
Die Kaufland-Filialen in Menden und Hohenlimburg hätten trotz der Warnstreiks regulär geöffnet, so Sprecherin Anna Münzing: „Die Kunden können wie gewohnt ihre Einkäufe tätigen.“
Die Durchführung von Streikmaßnahmen sei eine legitime Möglichkeit für Arbeitnehmer, ihre Forderungen zum Ausdruck zu bringen. „Selbstverständlich respektieren wir die Teilnahme unserer Mitarbeiter an Streiks“, so Münzing. Das Unternehmen lege Wert auf eine faire Bezahlung. Als eines der ersten Unternehmen in der Branche habe Kaufland bereits 2010 einen internen Mindestlohn eingeführt.
Mithin also eher Verdi-Mitglieder aus größeren Geschäften. Und auch deren Betriebe, darüber hatte sich niemand Illusionen gemacht, konnte der Warnstreik nicht wirklich lahmlegen. Dennoch schwor die stellvertretende Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Südwestfalen, Bettina Schwerdt, auf den weiteren Kampf ein: „Es gibt keine Bewegung. Die Löhne sind viel zu niedrig. Und dann wird allerorten geklagt, dass die Ausbildungsplätze im Einzelhandel gar nicht mehr besetzt werden können.“
Mit Dirk Kasimiersch, dem Betriebsratsvorsitzenden bei Kaufland Hohenlimburg, hat der heimische Verdi-Bezirk auch ein Mitglied der Verhandlungskommission im aktuellen Tarifstreit in seinen Reihen. Er konnte aus erster Hand von den gescheiterten Verhandlungen berichten, die nun am 1. Juli weitergehen sollen.
Ziel: Allgemeinverbindlichkeit
Für Monika Grothe war das Streik-Treffen im Kultopia am Freitag ein wichtiges Zeichen der Solidarität angesichts der schwierigen Umstände: „Wir haben viele Frauen im Einzelhandel, die nur einige Stunden arbeiten dürfen, obwohl sie vielleicht mehr wollen. Bei denen nutzen Arbeitegeber das als Druckmittel: Wenn du dich gut verhältst, kannst du vielleicht mehr arbeiten. Da wird natürlich nicht gestreikt.“ Deshalb kämpfe man aktuell auch so darum, dass die Tarifverträge als allgemeinverbindlich erklärt werden und alle Beschäftigten – ob der Arbeitgeber den Tarif anerkennt oder nicht – davon profitieren.
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Verdi fordert für Beschäftigte eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent, mindestens aber 163 Euro, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Arbeitgeber hätten bislang lediglich eine Anhebung der Löhne um 1,5 Prozent zum 1. Mai 2019 und weitere 1,0 Prozent ab dem 1. Mai 2020 angeboten.
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