Hagener Freeway Riders schonen Bandido vor Gericht
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Hagen. . Selbst die Beugehaft-Drohung blieb ohne Wirkung. Zwei Freeway Riders, auf die geschossen wurde, zeigen sich äußert wortkarg im Bandido-Prozess.
Im Hagener Rocker-Prozess gegen ein Bandidos-Mitglied, dem versuchter Mord vorgeworfen wird, haben am Donnerstag zwei Mitglieder der verfeindeten Freeway Riders ausgesagt. Doch ganz offensichtlich haben die beiden kein großes Interesse an einer gerichtlichen Aufarbeitung der Schüsse auf einen fahrenden BMW auf der Saarlandstraße. Nach ihren schleppenden und von Erinnerungslücken geprägten Aussagen machte der Vorsitzende Richter Marcus Teich klar, dass beiden Zeugen ein Ordnungsgeld und auch Beugehaft zur Erzwingung einer vollständigen Aussage drohen könnten: „Wir werden uns im Rahmen dieses Verfahrens sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen haben.“
Stationen des Hagener Rockerkriegs
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Rocker wollten zum Oktoberfest nach Essen
Trotz des sperrigen Aussageverhaltens gab es einige Einblicke in das Innenleben der Freeway Riders. Beide Rocker saßen am 13. Oktober in dem BMW; der 35-Jährige am Steuer, der 50-Jährige auf der Rückbank – beide sind Freeways – und auf dem Beifahrersitz befand sich eine junge Frau, die die Lebensgefährtin des Fahrers und die Nichte des 50-Jährigen ist. Ziel des Trios: das Oktoberfest mit Schlagerparty des Essener Freeway-Riders-Chapters. Aber nicht nur die drei, sondern noch mehr heimische Freeway Riders wollten an jenem Abend in die Ruhrgebietsstadt zum Feiern fahren. Treffpunkt war der Pendlerparkplatz an der A-45-Abfahrt Hagen-Süd.
Ab Hauptbahnhof, so geht es aus bisherigen Zeugenaussagen bei der Polizei hervor, soll ein Mercedes Cabrio – am Steuer der 31-jährige angeklagte Bandido – hinter dem BMW hergefahren sein. Eine regelrechte Verfolgungsjagd durch die Stadt soll es gegeben haben, bis auf der Saarlandstraße mindestens vier Schüsse auf den BMW abgegeben worden sein sollen. Einer traf das Auto neben dem Tankdeckel und damit neben dem Benzin-Resservoire.
Das Ganze wäre wohl nie bei der Polizei gelandet, wenn nicht die Lebensgefährtin des Fahrers darauf gedrängt hätte. Und wenn es nicht – so jedenfalls der Stand der bisherigen Ermittlungen durch Zeugenaussagen und Telefonüberwachungen – auf dem Pendlerparkplatz Hagen-Süd das Okay von anderen Freeway Riders gegeben hätte, in diesem Fall die Polizei einschalten zu dürfen: Weil nämlich mit der Lebensgefährtin eine Unbeteiligte ins Visier des Rockerkriegs zwischen Bandidos und Freeway Riders geraten war.
Trotzdem machten der 35-Jährige und der 50-Jährige – beide erschienen mit Anwalt im Zeugenstand – vor Gericht nicht den Eindruck, dass sie bei der Aufklärung des Falls engagiert mithelfen wollen. Schüsse? Davon wollen beide zunächst gar nichts mitbekommen haben, stattdessen habe man an einen Steinschlag geglaubt. Ob sie ein Auto verfolgt habe? Der 35-jährige Fahrer will davon nichts bemerkt, der 50-Jährige auf der Rückbank geschlafen haben.
Und nachdem klar war, dass es Schüsse gegeben hatte? Haben die drei Pkw-Insassen danach nicht intensiv darüber geredet? Und was wurde mit wem auf dem Pendler-Parkplatz besprochen, wo die anderen Freeways warteten? Trotz der außergewöhnlichen Situation konnten sich beide Männer nach eigener Aussage nicht richtig erinnern.
Welche Folgen das für die beiden hat, wird sich noch zeigen. Gegen den 31-Jährigen leitete Staatsanwalt Axel Nölle noch im Gerichtssaal ein Verfahren wegen des Verdachts der Falschaussage ein. Seine Lebensgefährtin wird wohl erst im Mai gehört werden können. Sie hat ein Attest vorgelegt, dass sie derzeit nicht aussagefähig sei.
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