Die Linke will, dass die Hindenburgstraße in Hagen umbenannt wird. Der Vorschlag von Grünen-Urgestein Hildegund Kingreen ist überzeugender.

Paul von Hindenburg war im Kern ein Demokratie-Verächter, Mitbegründer der (falschen) Dolchstoßlegende, wonach die Sozialdemokraten die eigentliche Schuld an der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg hatten. Und am Ende hat er auch Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Paul von Hindenburg war aber auch in der ersten deutschen Demokratie das mit Mehrheit gewählte Staatsoberhaupt, bei seiner letzten Wahl sogar mit Unterstützung der Sozialdemokraten, die so Hitler verhindern wollten.

Darf heute, im Jahr 2019, noch eine Straße in Hagen nach diesem Mann benannt sein? Damit beschäftigt sich jetzt die Politik auf Antrag der Linkspartei. Die will den Namen tilgen und die Straße im Bahnhofsviertel nach Mehmet Kubaşık aus Dortmund, einem der Opfer der rechtsradikalen NSU-Terroristen, benennen. Der Bezirksvertretung Mitte fällt es zu, diese Frage zu entscheiden.

Die hat den Beschluss nun noch einmal vertagt: Erst soll die Expertise von Hagens Chef-Historiker Ralf Blank zur Person Hindenburgs eingeholt werden. Dann soll auch noch geklärt werden, welche Kosten mit einer Umbenennung einher gehen könnten und ob am Ende Regressansprüche von Anliegern drohen.

Das ist alles gut so. Überlegenswert ist aber schon jetzt, ob nicht der Vorschlag von Hildegund Kingreen – Grünen-Urgestein und unverdächtig, ein Hindenburg-Fan zu sein – umgesetzt werden sollte: Der Name Hindenburg bleibt, das Schild wird aber ergänzt um Informationen zu seiner Person, also auch zu seinen Schattenseiten. Hindenburg gehöre nun mal zur Geschichte, seinen Namen einfach zu tilgen, sei der falsche Weg, man sollte sich besser mit ihm auseinandersetzen. Schließlich würden auch nicht alle historischen Denkmäler abgerissen, die zum Teil auch kriegsverherrlichend seien.

Dass Straßen heute nicht mehr nach Massenmördern wie Adolf Hitler oder Hermann Göring benannt sind, ist natürlich völlig richtig. Eine umstrittene Figur wie Hindenburg kann eine demokratische Gesellschaft ertragen. Michael Koch