Hagen. . Arbeit der Politessen hinterfragen, neue Parkplätze in Wohngebieten prüfen. Hagens Parteien reagieren auf Leser-Meinungen aus der WP-Park-Serie.

Parkplatznot, Knöllchen-Ärger, zu enge Parkbuchten und die Frage nach Alternativen. Riesengroß war die Resonanz der Leser auf unsere Parken-Serie im Herbst. Das Thema bewegt die Hagener Bürger. Aber was sagt die Politik?

Wir haben alle Leserreaktionen gebündelt den Fraktionen im Rat geschickt und sie mit vier Fragen rund um das Thema Parken konfrontiert. Bis auf die Fraktion der AfD haben auch alle unserer Redaktion geantwortet.

Hier gibt es die Antworten. Machen Sie sich selbst ein Bild.

Das sagt die CDU

1. Parken in Wohngebieten: Einer nutzt seine Garage als Lagerraum und

Parken in Wohngebieten

Viele Hagener scheinen täglich zu verzweifeln, weil sie in ihrem eigenen Wohnumfeld ihr Auto nicht abstellen können. Muss es aus Ihrer Sicht ein neues Parkkonzept für die Wohngebiete geben: Welche Maßnahmen müsste hier ergriffen werden? Können neue Anwohnerpark-Zonen hier eine Option sein?

stellt sein Fahrzeug auf die Straße. Andere stellen das dritte Auto auf die Straße, wieder andere wollen kostenlos parken, statt einen Lehrerparkplatz zu nutzen. Deshalb wird die CDU-Fraktion im Rahmen des ISEK-Prozesses darauf achten, dass wir für jedes Wohnquartier zeitgemäße Parkraummodelle entwickeln und diese insbesondere in Kooperation mit den großen Wohnungsunternehmen umsetzen.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Parkplätze gibt es in der Innenstadt meist genug. Sie werden nur an wenigen Tagen im Jahr knapp. Unterschiedliche Preismodelle zeigen, dass es einen regen Wettbewerb unter den Anbietern gibt. Ältere Parkhäuser sind meist deutlich enger als neue, dafür aber auch günstiger. Dort, wo die Stadt im Straßenraum neue

Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt:

Zu wenig, zu eng – so kann man die Meinung vieler Bürger zum Parkraum in der Innenstadt zusammenfassen, weil die Autos größer und breiter werden. Hat die Stadt nach Ihrer Ansicht eine Möglichkeit, hier – auch bei privaten Anbietern – regelnd einzugreifen? Müssen zumindest die städtischen Parkflächen so (neu) eingezeichnet werden, so dass sie den Bedürfnissen der größeren Fahrzeuge gerecht werden?

Parkplätze ausweist, werden diese nach den aktuellen Vorschriften angelegt – also lang und breit genug.

3. Knöllchen und Kontrollen: Knöllchen sollen wichtige Verbote durchsetzen und zu vernünftigem Parken animieren. Deshalb unterstützt die CDU-Fraktion die prinzipiell angemessene Arbeit des Hagener Ordnungsamtes. Als Ratsfraktion sehen wir die Arbeit des Amtes im Allgemeinen. Einzelfälle werden uns nicht mitgeteilt. Wir werden uns deshalb 2019 im Umweltausschuss über die Arbeit der Politessen und deren Strategie informieren lassen. Vielleicht erkennen wir Muster, die strategische Veränderungen erforderlich machen.

4. Alternativen: Gerade bei Freizeitverkehren entscheidet nicht der Bedarf, sondern der Wunsch nach individueller Mobilität. Ein besser getakteter Busverkehr insbesondere in den Abendstunden kann hier

Knöllchen und Kontrollen

Die Knöllchen regen die Menschen auf. Ist nach Ansicht Ihrer Fraktion der Kontrolldruck in Hagen zu hoch? Oder halten Sie die Arbeit der Politessen für angemessen?

teilweise helfen. Doch der Busverkehr wird im Vergleich zu den „Eltern-Taxis“ immer zu unflexibel bleiben. Denken wir zurück an 1980er, erinnern wir uns an so Begriffe wie Fahrgemeinschaften und Park-an-Ride. Dazu müssen wir wieder anregen – auch über Vereine und Kultureinrichtungen.

Das sagt die SPD:

1. Parken in Wohngebieten: Die Idee, Parkkonzepte auch für Wohngebiete zu entwickeln, wurde bereits in Haspe diskutiert. Sie ist wichtig, weil ansonsten Hausbesitzer auf die Idee kommen, ihre Vorgärten in Parkplätze umzuwandeln und damit Boden verdichten. Da in reinen Wohngebieten ja meistens auch nur die Anwohner parken, machen Anwohner-Parkzonen kaum Sinn. Hier müsste nach Flächen für neue Parkplätze gesucht werden.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Es gibt zahlreiche Parkhäuser mit ausreichend Parkplätze – auch für größere Fahrzeuge.

Alternativen

Mehr Parkraum in Hagen schaffen oder die Menschen eher dazu bringen, auf das Auto zu verzichten? Welche Lösung bevorzugt Ihre Fraktion? Und mit welchen Maßnahmen will sie sie erreichen?

Dem „Größenwahn“ nachzugeben halten wir für falsch.

3. Knöllchen und Kontrollen: Die verfügbaren Politessen machen ihre Arbeit. Allerdings, ist die Aufregung durchaus verständlich, wenn plötzlich etwa für aufgeschultertes Parken in Wohnstraßen Knöllchen verteilt werden, wo es bis dato keine gab. Hier muss über Neuregelungen nachgedacht werden.

4. Alternativen: Der ÖPNV muss attraktiver werden, auswärtigen Besuchern muss Park & Ride angeboten werden. Dazu hat die SPD-Fraktion mehrfach Vorschläge unterbreitet, die von der Allianz (inklusive Grünen) abgelehnt wurden. Die wachsende Bedeutung des Rades in der Kombination mit dem E-Bike muss ausgeschöpft werden, in dem wir endlich Radwege anlegen und damit die Ortsteile und Quartiere an die Innenstadt anbinden.

Das sagen die Grünen

1. Parken in Wohngebieten: Wer eine Garage oder Einstellplatz besitzt, sollte diesen immer nutzen. Der Bürgersteig gehört den Fußgängern. Aufgeschultertes Parken nur, wenn dafür genug Platz bleibt. In sehr engen Wohngebieten kann über zentrale Parkflächen für Anwohner nachgedacht werden.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Die immer gewaltigeren SUVs sind eine krasse Fehlentwicklung. Neue Parkhäuser haben schon breitere Parkflächen. Weitere Anreize darf es nicht geben. Mittelfristig wird im Zuge eines Verkehrskonzeptes weniger Parkraum in der Innenstadt benötigt.

3. Knöllchen und Kontrollen: Kontrollen sind unbedingt nötig, besonders in der Innenstadt, aber auch in den Nebenzentren. Die Kontrolle von

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Regeln kann man wohl kaum als Schikane werten. Parken auf Fahrradwegen und Bürgersteigen sollte überall vorrangig geahndet werden.

4. Alternativen: In europäischen Großstädten funktioniert es bereits: Ein attraktiver ÖPNV, Fahrradwege und sichere Fußwege animieren die Bevölkerung, das Auto stehen zu lassen oder beispielsweise bei Bedarf auf Carsharing zu setzen. So könnte langfristig in Hagen innerhalb des Rings der Autoverkehr stark zurückgehen. Kleine Elektrofahrzeuge könnten als Verkehrs - und Transportmittel dienen.

Das sagt Hagen Aktiv

1. Parken in Wohngebieten: Eine Erweiterung des Angebots an Anwohnerparkplätzen soll durch eine Erweiterung bzw. Änderung des bestehenden Ratsbeschlusses möglich gemacht werden. Die Situation beim „aufgeschulterten Parken“ in Wohngebieten sollte stadtweit einheitlich geregelt sein und auch so gehandhabt werden, damit einzelne Wohnquartiere nicht spezifisch benachteiligt werden.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Eine Erweiterung der Park & Ride--Plätze sollte nicht in die Fläche gebaut werden. Hier wären Lösungen mit mehrstöckigen Parkhäusern zu bedenken.

3. Knöllchen und Kontrollen: Die Arbeit der Politessen ist generell angemessen. Wir wünschen uns aber, dass nicht nur der ruhende Verkehr

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kontrolliert wird, sondern dass in gleicher Intensität auch andere Verstöße etwa in Sachen Stadtsauberkeit bearbeitet werden.

4. Alternativen: Alle Veränderungen sollten in Übereinstimmung mit dem neuen Mobilitätskonzept sein und nicht zuwiderlaufen. Hagen Aktiv denkt an ein neues Parkraumbewirtschaftungskonzept.

Das sagen Piraten/Bürger für Hohenlimburg

1. Parken in Wohngebieten: Eine wirksame Maßnahme wäre, in viel mehr Bereichen aufgesatteltes Parken auf Gehwegen zu erlauben. Bislang wird dies dort nicht ermöglicht, wo der Bordstein höher als sieben Zentimeter ist. Außerdem muss der Untergrund der Gehwegplatten mit Asphalt unerfüllt sein. Diese Regelungen erscheinen uns unsinnig. Anwohnerparkzonen könnten vielerorts nicht helfen, weil in den meisten Wohngebieten ohnehin nur parkt, wer auch dort wohnt.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Der Trend zu SUVs ist aus ökologischen Gründen bedauerlich, aber von der kommunalen Ebene leider nicht zu beeinflussen. Die Markierungen sind daher sukzessive den Vorgaben zur Parkplatzbreite anzupassen.

3. Knöllchen und Kontrollen: Generell ist der Kontrolldruck nicht zu hoch; allerdings wird aus den falschen Gründen kontrolliert: Um möglichst hohe Einnahmen generieren zu können. Regelmäßig vor die Wand läuft man als Bezirkspolitiker mit Verweis auf das knappe Personal, wenn man gegen das illegale Parken von Lkw in Wohngebieten vorgehen möchte.

4. Alternativen: Stellplatzablösegebühren, die in Hagen von vielen Geschäftsleuten bei Neueröffnungen verlangt werden, sollten zweckgebunden für die Einrichtung neuer Parkplätze eingesetzt werden. Außerdem braucht Hagen dringend einen Autohof für Lkw. Gerade in den Abendstunden muss der ÖPNV deutlich ausgebaut werden.

Das sagt die Linke

1. Parken in Wohngebieten: Ein neues Parkkonzept für Wohngebiete ist nicht notwendig. Erforderlich ist es aber, in den Abendstunden die Anwohnerparkflächen auf Falschparker zu kontrollieren. Hier ist der Blick insbesondere auf Lkw und Firmenfahrzeuge zu richten. In Einzelfällen können neue Anwohnerpark-Zonen, z. B. St.-Josefs-Hospital, eine Option sein.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Im gewerblichen Bereich hat die Stadt keine Möglichkeit regelnd einzugreifen. Wobei wir der Auffassung sind, dass breitere Parkbuchten die Attraktivität eines Parkhauses massiv steigern würde. Die städtischen Parkflächen sollten nicht vergrößert werden, da dies automatisch zu einer Reduzierung der Parkplatzanzahl führt.

3. Knöllchen und Kontrollen: Unter anderem. in der Vorweihnachtszeit ist wieder zu beobachten, dass der Kontrolldruck durch die Politessen notwendig ist

4. Alternativen: Der ÖPNV muss verbessert und günstiger werden. Car-Sharing in Hagen muss ausgebaut werden. Parken und Reisen (Park & Ride) für die Fahrt zum Arbeitsplatz den ÖPNV kostenfrei einzurichten. Auch ist es notwendig, das Radwegenetz auszubauen.

Das sagt die FDP

1. Parken in Wohngebieten: In einigen Vierteln, z.B. in Wehringhausen, ist der Parkdruck so stark gestiegen, dass neue Anwohnerparkzonen unvermeidbar sind. Problematisch ist, dass dort auch vermehrt Kleinbusse von Paketlieferdiensten oder andern Firmen abgestellt werden, die in Wohnvierteln eigentlich nichts zu suchen haben. Bewohnerparkausweise helfen nicht, wenn im Viertel mehr Fahrzeuge als Parkplätze vorhanden sind. Die Stadt muss daher alle Möglichkeiten ausschöpfen, mehr öffentliche Parkplätze in den Wohngebieten zu schaffen. So könnten Baulücken vorübergehend als Parkplatz bewirtschaftet werden.

2. Zeitgemäßer Parkraum in der Innenstadt: Platz ist nicht unendlich vorhanden und eine Vergrößerung der Parkbuchten hat Auswirkungen auf das Gesamtangebot. Inzwischen geht der Trend mittelfristig ohnehin wieder weg vom SUV, hin zu kompakten und sparsamen (Elektro)-Autos. Daher halten wir es auch für wichtiger, möglichst viele Parkplätze mit Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge auszustatten.

3. Knöllchen und Kontrollen: Kontrollen müssen natürlich sein, es ist aber nicht notwendig, dass jeder direkt für eine Überziehung von 10 Minuten bestraft wird. Schön wäre es, wenn man sich vermehrt auf diejenigen Falschparker konzentriert, die wirklich ein Problem für andere Verkehrsteilnehmer darstellen. Dies betrifft z.B. auch Schrottautos oder Fahrzeuge ohne Kennzeichen, die Parkraum blockieren. Hier gibt es Nachholbedarf.

4. Alternativen: Damit Gewerbetreibende in Zeiten des Online-Handels überleben, muss die Innenstadt weiterhin gut mit dem Auto zu erreichen sein. Dazu gehören moderne Parkmöglichkeiten. Die technische Entwicklung weg vom Verbrennungsmotor wird langfristig das Schadstoffproblem lösen. Maßnahmen, die Menschen durch Druck oder finanzielle Belastungen zum Verzicht auf das Auto nötigen, halten wir für falsch und unnötig.