Breckerfeld. . Das Jahr 2018 endete für Breckerfeld mit einem Aprilscherz der Bezirksregierung, die Tempo 50 in der Innenstadt forderte. Jetzt kommt es anders.
Ein Überschuss in der Kasse, Tempo 50 bleibt im Ortskern und die Aufwertung der Glörtalsperre vor Augen – diese positiven Nachrichten zum Abschluss des Jahres sind nur einige der Themen, zu denen Bürgermeister André Dahlhaus zum Ende des Jahres Stellung nimmt.
Im Dezember hat die Bezirksregierung die Stadt ja mit einem Aprilscherz überrascht – Tempo 50 im Ortskern. Bleibt es dabei?
André Dahlhaus: Nein. An Tempo 30 im Ortskern wird sich nichts ändern. Das gilt sowohl für den unmittelbaren Ortskern als auch für den Abschnitt zwischen Rathaus und Kreisverkehr. Da haben wir mittlerweile die mündliche Zusage aus Arnsberg.
Also war alles nur ein Missverständnis?
Na ja: Die Stellungnahme der Bezirksregierung zu der Thematik war nur schwer nachzuvollziehen. Ich hätte mir schon gewünscht, dass man sich die örtlichen Gegebenheiten anguckt, bevor man so eine Forderung zu Papier bringt.
Offen bleibt aber dennoch, wie Fußgänger sich sicherer im Ortskern bewegen können...
Der Rat die Verwaltung beauftragt, zu prüfen, ob im Bereich des Rathauses ein Überweg am Ostring möglich ist. Wir werden Gespräche mit dem Straßenverkehrsamt führen und gucken, ob und wie man einen Übergang realisieren kann. Das Problem könnten die Zufahrten sein. Aber der Tenor des Antrags, für mehr Sicherheit zu sorgen, ist ja völlig richtig.
Daneben gibt es die Initiative des Stadtmarketingvereins, mit einer Smiley-Tafel Autofahrer zu animieren, auch wirklich 30 zu fahren...
Das halte ich für eine sehr gute Maßnahme. Es gibt jetzt die Möglichkeit, die Anlage an unterschiedlichen Standorten aufzubauen.Darüber hinaus werden wir verschiedene Prüfaufträge aus der Lärmaktionsplanung abarbeiten. Die Umsetzung von Maßnahmen liegt allerdings bei Straßen.NRW oder dem Straßenverkehrsamt. Dabei geht es beispielsweise um eine mögliche Blitzanlage oder einen Streifen für Radfahrer im Bereich des Alten Friedhofs. Ziel bleibt es, die Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer im Ortskern zu erhöhen.
Die Anwohner am Brauck haben gegen das Gewerbegebiet mobil gemacht. Wie sieht das die Stadt?
Die Bedenken muss man ernst nehmen. Ich hoffe, dass zuletzt klar geworden ist, dass der Rat sich an dieser Stelle kein klassisches Industrie-, sondern lediglich eine Gewerbegebiet vorstellen kann. Darüber hinaus mag es sein, dass wir nicht alle erforderlichen Grundstücke bekommen. Da müssen wir überlegen, welche Konsequenzen das nach sich zieht. Wir lassen gerade unterschiedliche Szenarien untersuchen, wie und ob man das Gewerbegebiet an dieser Stelle trotzdem realisieren kann.
Eine Enteignung ist ausgeschlossen?
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob so etwas überhaupt rechtlich möglich wäre. Aber das kommt für uns hier in Breckerfeld auf keinen Fall in Frage.
Aber Stillstand kann sich die Stadt doch nicht leisten...
Das ist richtig. Wir haben schon vor vielen Jahren das letzte gewerbliche Grundstück verkauft. Wir als Stadt haben zumindest seither keine Option mehr, interessierten Unternehmen Flächen anzubieten. Das müssen wir ändern. Gleichwohl gibt es ja mit der Ansiedlung von Nelson Automotive in der ehemaligen Winterhoff-Halle sowie dem früheren Standort von ZL-Microdent durchaus positive Botschaften auf wirtschaftlichem Gebiet. Hier sind aufgrund der Neuansiedlung jetzt mehr als 100 weitere Arbeitsplätze hinzugekommen.
Das Areal, auf dem an der Klevinghauser Straße ein Neubaugebiet entstehen soll, wird zunächst archäologisch untersucht. Entsteht dort demnächst ein Archäologie-Park anstelle des Baugebiets?
(lacht) Das glaube ich nicht. Aber ein erhöhter Aufwand kann da schon auf uns zukommen. Der Auftrag für die Untersuchung ist raus. . Falls es die Witterung zulässt werden im Januar vier sogenannte Bagger-Schürfungen vorgenommen – jeweils 100 Meter lang und sechs Meter breit und 80 Zentimeter tief. Ich hoffe, dass der Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes im Jahr 2020 erfolgen kann, so dass anschließend mit der Vermarktung und Erschließung begonnen werden kann.
Breckerfeld bleibt schuldenfrei und hat nach dem Jahresabschluss für 2017 sogar noch 132.000 Euro - was macht die Stadt mit all diesem Geld?
Es ist ja kein Geld übrig. Sondern wir haben einfach vorsichtig, vielleicht etwas pessimistischer geplant. Das Geld wandert jetzt zurück in die Ausgleichsrücklage. Aber wir dürfen nicht vergessen: Seit 2009 haben wir insgesamt ein strukturelles Defizit im Ergebnishaushalt. D.h. die Aufwendungen waren rd. 3,5 Millionen Euro höher als die Erträge. Damit war 2015 die Rücklage aufgezehrt.
Was wird aus dem Gipfelkreuz am Wengeberg, auf dem ja der höchste Punkt des Ruhrgebiets liegt?
Ich hoffe, es kommt im nächsten Jahr. Ursprünglich wollten wir schon in diesem Monat im Kulturausschuss eine Planung vorstellen. Aber das ganze Projekt ist eben doch ein bisschen umfangreicher als gedacht. Das Kreuz soll angegliedert werden an einen Rundweg, der im Ortskern starten und zum Gipfelkreuz führen soll.
Noch liegt die Glörtalsperre trocken. Was tut sich 2019?
Zunächst hoffe ich, dass die Glör pünktlich zur Saison so viel Wasser führt, dass man auch wieder darin baden kann. Dazu kommt dann die Attraktivierung des Badebereichs, den die Betreibergesellschaft ja in Angriff nimmt, sowie der Ausbau der Zufahrtsstraße. Da laufen gerade die Planungen. Daneben haben wir sehr positive Gespräche mit den Waldbesitzern geführt, deren Grundstücke an der Zufahrt zur Jugendherberge liegen. Ich denke, dass wir auch diese Straße 2019 sanieren können.
Welche Großprojekte hat die Verwaltung denn noch auf der Agenda?
Wir werden das Schulzentrum an das schnelle Internet anschließen, damit das Medienkonzept auch umgesetzt werden kann. Das neue Elektro-Akustische Warnsystem wird installiert. Und schließlich müssen wir ein neues Regenklärbecken im Bereich des Gewerbegebietes bauen. Da steigen wir jetzt in die Abstimmung mit der unteren Wasserbehörde bzw. der Landschaftsbehörde ein. Die Kosten liegen bei mehr als einer Million Euro.
Welche Wünsche haben Sie denn für das nächste Jahr?
Ich wünsche mir, dass das gute Klima im Rat anhält. Es ist wirklich gut, wie wir da trotz manchmal unterschiedlicher Meinungen zusammenarbeiten. Und ich hoffe, dass die Projekte, die wir auf der Agenda haben, auch so umgesetzt werden, wie wir uns das vorstellen.