Hagen. . Während Investoren beklagen, dass die Windkraft in Hagen ausgebremst werde, fordert die Bürgerinitiative Gegenwind größere Abstände zu Häusern.

Das Thema Windkraft spaltet die Bewohner auf den Höhen im Hagener Süden. Auf der einen Seite steht die Bürgerwind Hagen Süd GbR – eine Gesellschaft um Grundbesitzer, die selbst Windräder bauen und Bürger beteiligen wollen. Auf der anderen Seite Anwohner wie Andrea Wyskott-Blauscheck, die sich in der Bürgerinitiative Gegenwind engagiert. Mit der Frau, deren Haus im Örtchen Stube nur 286 Meter von einem bestehenden Windrad steht, sprach unsere Zeitung über den Konflikt.

Sie arbeiten für das Umweltzentrum. Windkraft ist gut für das Klima. Wie können Sie da gegen Windräder sein?

Andrea Wyskott-Blauscheck setzt sich für größere Abstände in den Außenbereichen ein.
Andrea Wyskott-Blauscheck setzt sich für größere Abstände in den Außenbereichen ein. © Michael Kleinrensing

Andrea Wyskott-Blauscheck: Darum geht es uns doch gar nicht. Niemand spricht sich hier komplett gegen die Windkraft aus. Aber es geht um vernünftige Abstände. Wir sind nicht gewillt, uns mit dem zufriedenzugeben, was die Verwaltung jetzt plant. 400 Meter Abstand zu Wohngebäuden im Außenbereich sind viel zu wenig. Dagegen werden wir uns wehren. Unsere Erfahrungen zu den bestehenden Anlagen geben uns Recht: Sie sind bedrängend und zu laut.

Aber die Verwaltung argumentiert, dass der Windkraft ausreichend Raum gegeben werden müsse...

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Das mag ja sein. Wobei man schon die Frage stellen muss, was das genau bedeutet. Letztlich ist es aber das Mindeste, dass bei der Festlegung von Abständen der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand Berücksichtigung findet. Zum Beispiel die Aussage der WHO, dass Windenergieanlagen 45 dBA Lärm aus Gesundheitsschutz tagsüber einhalten sowie der Infraschall mehr Berücksichtigung finden müsse. Das ist hier in Hagen sicherlich nicht der Fall. Wenn man aber zu geringe Abstände festlegt, wird die Windkraft keine Akzeptanz finden. Im Landesentwicklungsplan werden schon sehr bald voraussichtlich 1500 Metern Abstände zu Wohngebieten im Innenbereich festgeschrieben - weit mehr als die, über die wir gerade in Hagen diskutieren.

Was fordern Sie konkret?

Wir fordern die dreifache Höhe eines Windrads plus eine großzügige Pufferzone als Abstand zum nächstgelegenen Dorf und Einzelhäuser im Außenbereich. Das würde für die aktuell in der Diskussion stehenden 400 Meter bedeuten, dass bei einer zu erwartenden Mindestgröße von 150 m hohen Windrädern noch nicht einmal der dreifache Abstand eingehalten wird. Nur mit einer solchen erheblich besseren Abstandsregelung könnte ich als Anwohnerin einigermaßen leben. Aber: So wird es wohl kaum kommen.

Warum haben Sie den Glauben an größeres Abstände aufgegeben?

Die Windkraft ist für Investoren das lohnendste Geschäft seit langem. Und ich rede hier nicht von denen, die auf den Höhen im Süden wohnen, Flächen zur Verfügung stellen und gemeinsam einzelne Windräder bauen wollen. Es gibt zwei weitere Großinvestoren, denen es anscheinend um Maximierung ihrer Gewinne geht. Dafür braucht man große, wirtschaftliche Anlagen. Das neue Windrad, das direkt an der südlichen Stadtgrenze hinter Bölling auf Schalksmühler Gebiet entstanden ist, ist 180 Meter hoch. 180 Meter und mehr – das sind die Dimensionen, über die wir hier reden.

Aber die Investoren sagen, dass nur neun neue Windräder gebaut und alte zurückgebaut werden...

Im Hagener Süden drehen sich bereits mehrere Windräder. Einige könnten repowered werden.
Im Hagener Süden drehen sich bereits mehrere Windräder. Einige könnten repowered werden. © Michael Kleinrensing

Glauben Sie mir: Ich habe mit den Zusagen von Investoren leidvolle Erfahrungen gemacht. Wenn sich an den Mindestabständen und den Größen der Windkraftzonen nichts mehr ändert, stehen hier 96 Hektar zur Verfügung - das entspricht 134 Fußballfeldern. Und wenn pro drei Hektar nur eine Anlage gebaut wird, können es schnell bis zu 30 Windrädern werden, von denen wir noch nicht genau sagen können, welche Dimensionen sie einmal erreichen werden. Wir reden hier über große Industrieanlagen zum erheblichen Teil im Wald. Das muss man der Bevölkerung einmal klar machen. Hinzu kommt, das ältere Anlagen – wo immer das möglich ist – „repowered“ (auf- bzw. umgerüstet) werden und weiterlaufen.