Hagen. . Während sich der Widerstand gegen neue Windräder formiert, fühlen sich die Investoren von der Hagener Politik verschaukelt.

Der Konflikt um neue Windräder im Hagener Süden und in Hohenlimburg geht in die nächste Runde. Während die Gegner sich weiter für größtmögliche Abstände zur Wohnbebauung einsetzen, die die bislang diskutierten Konzentrationszonen erheblich verkleinern würden, verlieren Befürworter und Investoren langsam die Geduld.

„Seit sieben Jahren läuft der Prozess in Hagen“, sagt Joachim Schulenburg, Leiter der Projektentwicklung bei der Firma SL-Windenergie, „und in alle den Jahren ist es nicht ansatzweise gelungen, eine Verbindlichkeit herzustellen. Der Versuch, örtliche Interessen mit Planungsrecht zu verbinden, ist schlicht gescheitert. Wir sehen hier in Hagen keine Perspektive mehr für die Verabschiedung eines Flächennutzungsplans.“

Unternehmen erwägt Klage gegen die Stadt Hagen

Bis zu neun neue Anlagen auf den Höhen

Laut Auskunft der Investoren geht es in Hagen um bis zu neun neue Anlagen, die in den Vorrangzonen realisiert werden könnten. Derzeit drehen sich im Süden bereits zehn Windräder. Ein Teil dieser Bestandsanlagen werde aber in den nächsten Jahren abgebaut. Zwei sogar, bevor das erste neue Windrad gebaut werden könne.

Die Bürgerwind GbR will auch Anwohner in die Projekte einbinden.

Konsequenz: Das Unternehmen, das mehrere Anlagen realisieren will, erwägt eine Klage vor dem Verwaltungsgericht gegen die Stadt. „Wir werden ausschöpfen, was rechtlich möglich ist“, so Schulenberg weiter.

Dabei betont er: „Es geht uns nicht darum, Projekte außerhalb der diskutierten Vorrangzonen oder mehr Windräder als bislang zu bauen. Aber wir wollen die Energiewende voranbringen. Und dafür brauchen wir Rechtssicherheit. Wir sind ja bereit, eine weitere Minimierung der Flächen zu akzeptieren. Aber die Abstände, die jetzt diskutiert werden, bedeuten Verhinderung. Dieser Eindruck verstärkt sich.“

Bürgerwind GbR fordert Klarheit

Im Hagener Süden drehen sich zehn Windräder. Bestandsanlagen sollen abgebaut werden, neue hinzukommen.
Im Hagener Süden drehen sich zehn Windräder. Bestandsanlagen sollen abgebaut werden, neue hinzukommen. © Michael Kleinrensing

Die will auch die Bürgerwind Hagen Süd GbR, eine Zusammenschluss von 15 Hagenern aus dem Süden, die selbst Flächen auf ihren Flächen in Kooperation mit der Mark-E Windräder realisieren wollen. „Auch wir sind Hagener Bürger“, sagt Ansgar Berger, einer der ehrenamtlichen Geschäftsführer der GbR, „wir haben uns verlassen auf die Zusage, dass in einem Flächennutzungsplan rechtsverbindlich Zonen für die Windkraft ausgewiesen werden. Deshalb haben wir bislang rund 50 000 Euro investiert. Die Politik versucht gerade, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen. Aber das kann nicht klappen.“

Der Klimawandel, so Berger, zeige sich bereits überdeutlich in der Stadt. Beispiele sei der saure Regen, der über Jahre die Böden in den Wäldern belaste oder die Schadstoffproblematik in der Stadt.

Mark-E steckt in der Zwickmühle

In einer gewissen Zwickmühle sieht sich vor diesem Hintergrund die Mark-E. „Wir sehen die Windenergie seit Jahren als regionales Wachstumsfeld“, so Dr. Arnd Bohrer. „Wo immer wir wirtschaftliche Chancen sehen, investieren wir in die Energiewende. Auf der anderen Seite sehen wir uns als kommunales Unternehmen in einer Moderatorenrolle.“ Gleichzeitig teile man die Auffassung der Partner: „Wir brauchen einen zügigen Abschluss. Wenn wir die Thematik breittreten, ist niemandem geholfen.“

Aber: Auch im Süden gibt es Widerstand gegen die Projekte. Andrea Wiskott-Blauscheck, die auf den Höhen 286 Meter von einer bestehenden Anlage entfernt wohnt, engagiert sich in der Bürgerinitiative Gegenwind: „Die aktuelle Vorlage sehe ich mit großer Sorge. Die Abstände, die dort für 180 Meter Hohe Anlagen vorgeschlagen werden, sind viel zu gering. Auch als das Windrad in unserer Nachbarschaft gebaut wurde, hießt es, dass die Lärmbelastung kein Problem sei. Die zugesagten Werte werden aber nicht eingehalten.“