Hagen. . Bürgerwind hat Gegenwind. Im wahrsten Sinne. Die Initiative, die auf den Höhen im Süden Windräder bauen möchte, muss eine große Hürde nehmen.
- Auf der Zielgeraden spüren die Initiatoren der Initiative Bürgerwind Süd starken Gegenwind
- Der Widerstandformiert sich vor allem in Hohenlimburg, wo Bürger fürchten, künftig von Windkraftanlagen auf den Bergen umzingelt zu sein.
- Der nächste Schritt auf dem Weg zum Bau neuer, effizienterer Anlagen ist die Offenlegung eines neuen Flächennutzungsplans im Herbst.
Wenn er aus dem Fenster seines Wohnzimmers schaut, sieht er auf dem Höhenzug jenseits des kleinen Tals gleich sechs Windräder. Geht es nach Landwirt Christian Rose dürfen es gerne mehr werden. Neun – um genau zu sein. Denn bis zu drei Anlagen möchten er und die Bürgerwind Süd GbR gemeinsam mit dem Energieversorger Mark-E bauen. Doch auf der Zielgeraden spüren die Initiatoren, die die Menschen im Hagener Süden an den Erträgen beteiligen wollen, Gegenwind.
Der kommt von einer gleichnamigen Initiative aus einer Gegend, auf die die Anlagen im Hagener Süden aufgrund der Entfernung keine Auswirkungen haben dürften. Der Widerstand gegen neue Anlagen auf Hagener Stadtgebiet formiert sich vor allem in Hohenlimburg, wo die Bürger fürchten, künftig von Windkraftanlagen auf den Bergen umzingelt zu sein.
16 Gesellschafter bei Bürgerwind
Der nächste Schritt auf dem langen Weg zum Bau neuer, effizienterer Anlagen ist die Offenlegung eines neuen Flächennutzungsplans im Herbst. In dem soll festgelegt werden, wo neue Anlagen entstehen können. Neben dem Areal oberhalb des Schlosses Hohenlimburg und weiterer Flächen sind darin auch zwei Flächen auf dem Höhenzügen im Süden verzeichnet, auf denen Christian Rose, Ansgar Berger und 14 weitere Gesellschafter die Windräder mit einer maximalen Gesamthöhe von 150 Metern realisieren wollen.
Kommt kein neuer Flächenplan, wäre es das Aus
Seit Ende Februar allerdings besucht die Initiative Gegenwind mit einem eigens in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten die Fraktionen. Ergebnis der Expertise: Hagen braucht gar keinen neuen Flächennutzungsplan. Der bestehende weise ja Flächen für Windräder aus und sei damit rechtssicher. Würde sich die Politik entsprechend positionieren, so wäre das für Rose und seine Mitstreiter gleichbedeutend mit dem Aus für ihre Windkraftpläne.
„Wir alle haben ja bereits erheblich in die Planung und in notwendige Gutachten investiert“, argumentiert der Landwirt, „wenn jetzt eine Mehrheit umschwenken würde, so wäre das. als würde man mitten in einem Fußballspiel ab der 70. Minute den Sechzehn-Meter-Raum auf 25 Meter erweitern. Jetzt alles wieder auf Null zu stellen, macht keinen Sinn. Abgesehen davon, dass wir die Rechtssicherheit eines solchen Vorgehens anzweifeln.“
Engagement in der Region
Aus seiner Sicht müssen neben den Interessen der „Gegner“ auch die der Menschen berücksichtigt werden, die Flächen einbringen, die Energiewende befördern und damit letztlich auch Geld verdienen wollten. „Bleibt der Flächennutzungsplan unverändert, sind nur an den zehn Standorten, an denen sich bereits jetzt Windräder drehen, neue Anlagen theoretisch genehmigungsfähig“, so Dr. Arndt Bohrer, Abteilungsleiter regenerative Energien bei Mark-E, das gerade ein neues Windrad an der Versetalsperre in Betrieb genommen hat und weitere Projekte in der Region plant. „Eine Anlage ist bereits am alten Standort erneuert worden. Für viele weitere kommt das aber nicht in Frage. Die neuen Anlagen sind aus Gründen der Wirtschaftlichkeit höher. Abstandsregelungen lassen sich nicht einhalten. Faktisch wäre das gleichbedeutend mit dem schleichenden Ende der Windkraft in Hagen.“
Die Anlagen der Bürgerwind GbR und der Mark-E sind für Bohrer ein Paradebeispiel für ein sinnvolles Projekt: „Das ist der Klassiker für eine dezentrale Versorgung, die ja von allen gewünscht wird“, so der Jurist und Ingenieur, „die Energie, die hier einmal erzeugt werden soll, wird im direkten Umfeld verbraucht.“
Immerhin: Zumindest der Artenschutz – das haben die Prüfungen laut Rose und Berger ergeben – macht den Plänen der Bürgerwind Süd GbR keinen Strich durch die Rechnung. Sie hoffen darauf, dass der Beschluss zu Änderung des Flächennutzungsplan von der Verwaltung vorgelegt und von der Politik abgesegnet wird.
Mit dem Antrag zur Genehmigung der Anlagen würden dann die Kriterien geprüft, die das Bundesimmissionsschutzgesetz vorgibt (BimSch). Dabei geht es unter anderem um eine mögliche optische Bedrängung und vorgeschriebene Abstände.
>> Verwaltung arbeitet an Offenlage
Kommen neue, größere Windkraftanlagen in Hohenlimburg und im Hagener Süden oder nicht? Und wenn ja: wie viele?
Die Bürgerwind Süd GbR geht davon aus, dass sich auch mit einem neuen Flächennutzungsplan in ein paar Jahren nicht mehr Windräder als derzeit in Hagen drehen. Zwar seien mehrere potenzielle Flächen ausgewiesen, bei einigen sei aber nicht sicher, ob auch wirklich gebaut werde. So gäbe es beispielsweise laut Christian Rose in Priorei ein Areal, dass der Eigentümer für eine Windkraftanlage gar nicht zur Verfügung stellen wolle. Bestandsanlagen müssten in den kommenden Jahren zurückgebaut werden.
Die Verwaltung bereitet derweil die Offenlage des neuen Flächennutzungsplans vor. „Letztlich ist es dann eine Entscheidung der Politik, wie sie damit umgehen will“, erklärt Baudezernent Thomas Grothe. Bislang habe sich aus seiner Sicht nichts geändert: „Wir haben den Auftrag, für den kommenden Herbst diese Offenlage vorzubereiten. Daran halten wir uns.“ Mit dem neuen Teilflächennutzungsplan versuche man, einen Kompromiss hinzubekommen, der die verschiedenen Interessen berücksichtige