Volmetal. . Gegen den sauren Boden im Hagener Süden geht die Forstbetriebsgemeinschaft Volmetal vor. Helikopter kalken den Wald.

Gefühl in den Füßen, Gefühl in den Händen, dazu Routine und der Blick in den Spiegel, der den Bereich unterhalb der Maschine zeigt. Franz Schmidt, Helikopterpilot, leistet hier, tief im Hagener Süden, mit seinem Fluggerät so etwas wie Akkordarbeit.

Denn an seinem Hubschrauber befindet sich ein Seil, daran wiederum ein Kübel mit einem Streuteller, der nach unten hin spitz zuläuft. 800 bis 1000 Kilo Kalk transportiert Schmidt bei jeder seiner kurzen Touren. Das pulverisierte Gestein regnet hinab auf die Wälder am Volmetal.

Humusschicht im Wald wird immer dünner

Wanderwege im Hagener Süden zum Teil gesperrt

Einige Wanderwege im Hagener Süden sind derzeit für Fußgänger und Mountainbiker aus Sicherheitsgründen während der Kalkung gesperrt.

Die Forstbetriebsgemeinschaft Volmetal bittet die Bürger, sich an die Sperrungen zu halten.

Zur Wohnbebauung sowie zur Autobahn hält der Helikopter einen Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern ein.

Es regnet hinab, weil es in den letzten Jahrzehnten immer wieder geregnet hat. Und zwar sauer. So sauer, dass der Boden bleibenden Schaden nehmen könnte, wenn die Forstbetriebsgemeinschaft Volmetal in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Wald nicht gegensteuern würde.

„Die Humusschicht wird immer dünner, die Schadstoffe aus der Luft erreichen dann die unteren Bodenschichten und schließlich das Grundwasser“, sagt Christian Rose, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Volmetal, zu der sich 120 Privatwaldbesitzer zusammengeschlossen haben, „letztlich haben die Maßnahmen, die wir hier ergreifen, nicht nur etwas mit einer funktionierenden Forstwirtschaft zu tun, sondern dienen auch dem Schutz des Grundwassers.“

Autobahn 45 wird nicht mit Hubschraubern überflogen

Hubschrauber fliegen nahezu täglich über dem Volmetal. Die Forstbetriebsgemeinschaft lässt von einer Spezialfirma den Waldboden kalken.
Hubschrauber fliegen nahezu täglich über dem Volmetal. Die Forstbetriebsgemeinschaft lässt von einer Spezialfirma den Waldboden kalken. © Michael Kleinrensing

Dass man überhaupt tätig werden müsse, hänge vor allem mit den veralteten Kohlekraftwerken zusammen, die ihre schädlichen Abgase in die Luft pusteten. „Waldboden“, sagt Christian Rose, „ist das Kapital eines jeden Forstbetriebs. Die Versauerung des Bodens mindert dieses Kapital irreversibel.“

Zwei Helikopter sind in den nächsten rund zweieinhalb Wochen noch im Volmetal unterwegs. Bebaute Flächen, viel befahrene Straßen und die Autobahn 45 werden mit dem Kübel aus Sicherheitsgründen nicht überflogen. „Insgesamt werden von Hohenlimburg bis zum Volmetal rund 933 Hektar gekalkt“, sagt Jens Eilers, Revierleiter in Dahl, „bei drei Tonnen pro Hektar entspricht das am Ende rund 2800 Tonnen Kalk.“

Ein Tankstopp der Helikopter pro Stunde

Während der Hubschrauber in der Luft steht, befüllt ein Radlader den Kübel neu.
Während der Hubschrauber in der Luft steht, befüllt ein Radlader den Kübel neu. © Michael Kleinrensing

Dass die riesige Menge gleichmäßig verteilt werden kann – dafür sorgen Pilot Franz Schmidt und ein Kollege, der mit seinem Bagger den Kübel immer wieder neu befüllt, während der Helikopter in der Luft auf der Stelle stehen bleibt. „Die bereits abgeflogenen Stellen kann ich auf meinem Navigationsgerät erkennen“, sagt Franz Schmidt, der aus Gewichtsgründen nur wenig Treibstoff mitnimmt und jede Stunde zu einem kurzen Tankstopp landen muss.

Es wurde höchste Zeit, dass der Boden in den Wäldern im Hagener Süden wieder gekalkt wird. „Der PH-Wert ist viel zu niedrig“, sagt Jens Eilers, „das haben Bodenproben bestätigt. Wir haben aber auch gemerkt, dass auf den Buchenflächen die natürliche Verjüngung mehr und mehr ausgeblieben ist. Das ist ein deutliches Warnsignal. Dazu kommen bestimmte Pflanzen, die sich plötzlich ausbreiten. Eine Versauerung kann man auch an der Vegetation erkennen.“

Kalkmischung soll für zehn Jahre halten

Die spezielle Kalkmischung, die aus Lennestadt herbeigefahren wird, soll dem entgegenwirken. Eine kostspielige, aber nachhaltige Maßnahme. „Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten zehn Jahren nicht mehr nachlegen müssen“, so Christian Rose. Immerhin: Das Land und die Europäische Union beteiligen sich an den Kosten. „Alleine könnten wir ein so flächendeckende Kalkung nicht bezahlen.“