Hagen. . Mit dem außergewöhnlichen Projekt „Das Klavier in der Volme“ erinnert die Kooperative K in Hagen an das Schicksal der Juden in der Pogromnacht.

Die Namen der umgebrachten Juden und Widerstandskämpfer hängen auf gelben Bannern an der Brücke Rathausstraße. Die blauen Container stehen im Stadtgebiet verteilt. Und dann ist da noch dieses gelbe Klavier auf großen Rollen, das einem Kunstprojekt zur Pogromnacht seinen Namen gibt und ab dem 9. November auf Tournee durch die Stadt geht.

„Das Klavier an der Volme“ – so heißt eines der ungewöhnlichsten und größten Kunstprojekte der letzten Jahre, das die Vereinigung Kooperative K um Dietmar Schneider und Slavica Stoltenhoff konzipiert hat. Es läuft vom 9. bis zum 17. November verteilt über die gesamte Innenstadt.

Metzgerei und Wohnung verwüstet

Auch interessant

„Das Klavier wird dabei zu einem mobilen Mahnmal“, sagt Slavica Stoltenhoff, „die Farbe Gelb steht für das Stigma, mit dem die Juden ab dem 13. Jahrhundert belegt worden sind und das in der Nazi-Diktatur eine traurige Renaissance erlebte.“ Dieses Symbol – ein Musikinstrument, das aus den 20er Jahren stammt – geht zurück auf das Instrument des Hagener Juden Simon Cohn, der eine Rossschlachterei in der Straße Am Hohen Graben gegenüber der Synagoge betrieb.

„In der Pogromnacht wurden seine Wohnung und seine Metzgerei durchsucht und verwüstet. Möbelstücke landeten auf der Straße. Sein Klavier schließlich in der Volme.“ Cohn selbst wurde brutal verprügelt, schwer verletzt und starb später an den Folgen dieses Überfalls, an dem SA, SS und auch Kursteilnehmer der staatlichen Gauführerschule teils in Zivil beteiligt waren.

Kunstprojekt umfasst 15 Bausteine

Dietmar Schneider und Slavica Stoltenhoff -von der Kooperative K legen Hand an: Dieses Klavier rollt ab Freitag durch Hagen.
Dietmar Schneider und Slavica Stoltenhoff -von der Kooperative K legen Hand an: Dieses Klavier rollt ab Freitag durch Hagen. © Kleinrensing

15 Bausteine umfasst das Kunstprojekt, das von 40 Hagener Unternehmen unterstützt wird. Einer davon ist das Projekt „Zurück in die Zukunft“. Hagener Schüler und Bürger sind aufgefordert, auf dem Theaterplatz an einer großen Installation mitzuwirken. 1400 Skulpturen sollen so entstehen, die für 1400 zerstörte Synagogen stehen.

Termine und Stationen

Dies sind die Veranstaltungen im Rahmen des Projektes „Klavier in der Volme“ sowie die Stationen des Gelben Klaviers:

Freitag, 9. November: 10.30 bis 16 Uhr: Gedenkveranstaltung in der Synagoge, Potthofstraße 16.

  • Samstag, 10. November, 17 Uhr: Das Gelbe Klavier vor dem Schumacher-Museum; 20.30 Uhr: Eröffnung des Kunstprojekts „Das Klavier an der Volme“, Am Hohen Graben 6; 22.30 Uhr: Grabenstraße 28, Ausstellungseröffnung mit Jewish-Arabic Sounds.

  • Sonntag, 11. November: Das gelbe Klavier an der Johanniskirche (9 Uhr), auf dem Theatervorplatz (10.30 bis 16 Uhr); 20 Uhr: Tanzperformance im Ladenlokal, Bodelschwinghplatz.

  • Montag, 12. November: Das Gelbe Klavier auf dem Boeler Marktplatz (14 bis 15 Uhr); auf dem Theaterplatz (15 bis 16 Uhr); 18 bis 19 Uhr: Klaviersession, Am Hohen Graben 6; 19 Uhr: Montagskino, Am Hohen Graben 6; 20.30 Uhr: Millhoff-Center, Grabenstraße 28, Indoor-Filmvorführung.

  • Dienstag, 13. November: Das gelbe Klavier auf dem Boeler Marktplatz (14 bis 15 Uhr), auf dem Theatervorplatz (15 bis 16 Uhr); 18.30 Uhr: Gesprächsrunde mit einer Zeitzeugin (unter Vorbehalt), Millhoff-Center, Grabenstraße 28.

  • Mittwoch, 14. November, 10 bis 11 Uhr: Das gelbe Klavier auf dem Markt in Altenhagen (10 bis 11 Uhr), in der Augustastraße (13 bis 14 Uhr), auf dem Bodelschwingh­platz (14 bis 15 Uhr), Theatervorplatz (15 bis 16 Uhr); 18 bis 22 Uhr: Jam-Session mit Klavier und mitgebrachten Instrumenten, Am Hohen Graben, sowie Konzert mit „Mut“.

  • Donnerstag, 15. November: Das gelbe Klavier am Hasper Torhaus (13 bis 14 Uhr), am Pflegeheim Haus Bettina, Heilig-Geist-Straße 12 (14 bis 15 Uhr), auf dem Wilhelmsplatz (15 bis 16 Uhr). 19.30 Uhr: Tanzperformance mit Mitgliedern der Hagener Ballett-Compagnie, Bodelschwinghplatz.

  • Freitag, 16. November: Das gelbe Klavier am Wilhelmsplatz (9 bis 10 Uhr), auf dem Elseyer Dorfplatz (12.30 bis 13.30 Uhr), auf dem Theatervorplatz (14 bis 16 Uhr).

  • Samstag, 17. November: Das gelbe Klavier in der Innenstadt (12 bis 15 Uhr), auf dem Theatervorplatz (15 bis 16 Uhr), an der Synagoge, Potthoffstraße 16 (19 Uhr); Audiovisual-Performance-Collage, Synagoge (19,30 Uhr) und Millhoff-Center (22 Uhr); 23.15 Uhr: Tanz-Video-Performance, Hagener Ballett-Compagnie, Millhoff-Center, Grabenstraße 28.