Hagen. . Einer der wohl unrühmlichsten Tage der deutschen Geschichte – die Pogromnacht am 9. November 1938 – darf niemals vergessen werden. Diese Botschaft untermauert die Stadt Hagen in diesem Jahr mit besonderem Ehrgeiz. Schließlich jährt sich in diesem Herbst der Schreckenstag, an dem die systematische Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung zahlreicher Juden begann, zum 80. Mal.
Einer der wohl unrühmlichsten Tage der deutschen Geschichte – die Pogromnacht am 9. November 1938 – darf niemals vergessen werden. Diese Botschaft untermauert die Stadt Hagen in diesem Jahr mit besonderem Ehrgeiz. Schließlich jährt sich in diesem Herbst der Schreckenstag, an dem die systematische Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung zahlreicher Juden begann, zum 80. Mal.
Hagener Künstler, Schüler und die Jüdische Gemeinde stellen ein großes Programm auf die Beine und möchten damit eine neue Form der Erinnerungs- und Gedenkkultur schaffen.
Neues Konzept soll auch Jüngere ansprechen
Zum Hintergrund: Die Stadt Hagen lädt in jedem Jahr am 9. November zu einer Gedenkveranstaltung ein. „Beim letzten Mal nahmen an der Veranstaltung im Ratssaal samt anschließendem Schweigemarsch gerade mal 40 Personen teil“, zieht Peter Mook eine ernüchternde Bilanz.
Der Ehrenamtsbeauftragte der Stadt Hagen weiter: „Daraufhin wurde beschlossen, ein neues Konzept für bzw. um den 9. November herum zu entwickeln. Ein Konzept mit mehr Aktivitäten und mit einem Programm, das auch jüngere Menschen anspricht.“
Erinnerung an Schreckensnacht
Das Ergebnis? Die Jüdische Gemeinde, die Künstlervereinigung Kooperative K, das Kulturzentrum Pelmke, der Jugendring Hagen, die Stadt Hagen und weitere Partner haben „Bausteine“ geplant, die die Schreckensnacht ins Gedächtnis rufen und „erlebbar“ machen soll.
Das gelbe Klavier
Ein Hauptbaustein ist sicherlich das Projekt „Das gelbe Klavier“. „Die Farbe Gelb dient seit ewigen Zeiten der Stigmatisierung jüdischer Menschen, Gelb ist die Farbe des diffamierenden Judensterns“, sagt Dietmar Schneider, Projektkoordinator der Kooperative K.
270 Gemeindemitglieder
Die jüdische Gemeinde hat 270 Gemeindemitglieder, die aus Hagen und etlichen anderen Städten stammen.
Die Gedenkveranstaltung findet am Freitag, 9. November, um 10.30 Uhr in und an der Synagoge statt; sie endet mit einer symbolischen Umarmungsaktion aller Besucher.
In Erinnerung an das am 9. November 1938 in die Volme geworfene Klavier wird ein gelbes Klavier zu Schulen, Seniorenheimen, Marktplätzen und anderen Standorten im Stadtgebiet transportiert und darauf dort gespielt. Die Max-Reger-Musikschule unterstützt die Aktion, die vom 12. bis 17. November von jeweils 10 bis 18 Uhr läuft.
Weitere Bausteine: Gelbe, an Stahlseilen in die Volme gelassene Zahlen-Banner erinnern an die Todesopfer, zerstörte Synagogen und an weitere wichtige Zahlen der Geschichte.
Außerdem werden gelbe Banner, versehen mit Namen jüdischer Mitbürger, Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter an Brücken und weiteren gut einsehbaren Orten angebracht.
Elf Info-Container
Elf Info-Container (u.a. am Bahnhof, am Theater und am Rathaus) geben Einblicke in das Leben jüdischer Mitbürger.
Vor der Synagoge steht ein Info-Point. „Hier soll sich jeweils von 16 bis 22 Uhr ein Treffpunkt etablieren“, sagt Hagay Feldheim, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, „es gibt bei uns Infos rund um das gesamte Projekt und von hier starten Stadtrundgänge zum Thema ,Judenverfolgung während des Nationalsozialismus’.“
Ein Baustein beinhaltet das Projekt „Skulpturenbau mit Schülern“. Der niederländische Künstler Leon Duniec baut ab Mitte Oktober in einem großen Zelt auf dem Theaterplatz insgesamt 1400 Ytong-Blöcke als Symbol für 1400 während der Pogromnacht in Deutschland zerstörten Synagogen auf. Am 8. November wird das Zelt in den Ferdinand-David-Park verlagert.
Balletttänzer in Ladenlokalen
Der Jugendring präsentiert vom 5. bis 8. November Teile der Wanderausstellung „Jugend und Leben im Nationalsozialismus“ in vier weiterführenden Schulen. Und in drei leerstehenden Ladenlokalen in der City und in Wehringhausen tanzen Balletttänzer und verdeutlichen, dass viele Menschen damals einfach zugeschaut haben.