Hagen. . Die Pogromnacht jährt sich am 9. November zum 80. Mal. Die jüdische Gemeinde bietet mit dem Historiker Dr. Günter Müller drei Rundgänge an.

Den Holocaust ausblenden, das unvorstellbare Leid, das Millionen Menschen in Deutschland und tausende in Hagen erfahren mussten – das wollen, das können Dr. Günter Müller und Eva Feldheim nicht. Aber sie wollen auch den Alltag der Juden in den Fokus stellen.

Den vor der Machtergreifung, den nach 1933 und schließlich den nach der Pogromnacht, die sich am 9. November zum 80. Mal jährt. Drei Rundgänge (siehe Infobox) bieten der ehemalige Geschichtslehrer und das Mitglied der jüdischen Gemeinde an – am 12., 13., und 14. November.

Fabrikmäßige Tötung von Millionen nicht vorstellbar

„Mit der Pogromnacht war für das Ausland, aber auch für die Menschen in Deutschland endgültig offensichtlich, in welche Richtung die Reise geht“, sagt Müller über jenen Tag, an dem auch in jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört, Existenzen vernichtet und Menschen schwer verletzt und getötet wurden.

„Die Frage, die bleibt: Konnten sich die Menschen vorstellen, wohin das führen würde? Ich glaube nicht. Eine fabrikmäßige Tötung von Millionen Menschen lag außerhalb der Vorstellungskraft.“

Eine Mehrheit blieb in Hagen

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1938 lebte, so Müller, rund die Hälfte der Juden in der Stadt, die hier schon bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten wohnte. „Und auch nach 1938 blieb die große Mehrheit hier – in einer Stadt, die ihnen eigentlich nichts mehr geben konnte.“ Viele hätten vor der Abwägung gestanden: gehen oder bleiben. „Aber je älter die Menschen waren, je begüterter und je verwurzelter, desto schwerer fiel der Entschluss“, so Müller, „dazu kam die Ungewissheit: Wie geht es im Ausland weiter?“

Die Flucht, das Bleiben – das spielt bei den Rundgängen eine Rolle. „Aber wir gehen auch der Frage nach, wie die Juden vor 1933 in Hagen lebten“, sagt Müller, „haben sie sich wohl gefühlt, wurden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt? Wie haben sie gelebt, wie waren sie politisch orientiert? Und wie war das Verhältnis untereinander?“

Viele Ostjuden bleiben in Westeuropa

Denn: Rund ein Drittel der jüdischen Gemeinde im Jahr 1930 hatte osteuropäische oder russische Wurzeln. „Diese Ostjuden kamen ab 1900 in großer Zahl nach Westeuropa“, so Müller, „das Ziel waren die USA. Aber viele sind geblieben.“

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