Hagen. . Maren Lewerenz als erste Frau an der Spitze der Arbeitsagentur Hagen. Mit Lob für Jobcenter und OB setzt sie andere Akzente als ihr Vorgänger.

Als sie ihre berufliche Laufbahn vor rund drei Jahrzehnten begann, da hieß die Arbeitsagentur noch Arbeitsamt. Jetzt steht Maren Lewerenz (51) an der Spitze der Arbeitsagentur in Hagen – und damit leitet erstmals eine Frau die Behörde. Im Interview setzt sie andere Akzente als ihr Vorgänger Marcus Weichert, der sich oft auch über sein eigentliches Amt hinaus politisch geäußert hatte.

Frau Lewerenz, kannten Sie Hagen schon, bevor Ihnen das neue Amt angetragen wurde?

Maren Lewerenz: Oh ja. Ein Teil meiner Familie lebt in Unna. Das ist ja nicht weit weg. Insofern kannte ich vorher schon Hagen. Und auch die Frage, die sich ja offensichtlich viele Hagener stellen: Gehören wir eher zum Ruhrgebiet oder eher zum Sauerland?

Werden Sie nach Hagen ziehen?

Ich habe ja schon eine schöne Wohnung hier. Ich pendel derzeit noch zwischen Nürnberg, wo mein Mann arbeitet, Hamburg, wo ein großer Teil meiner Familie lebt, und Hagen. Ich habe aber auch bereits schöne Wochenenden in Hagen genießen können.

Sie waren in Hamburg, Nürnberg, aber auch im prosperierenden München tätig. Im Vergleich dazu: Hat es Hagen besonders schwer?

Hagen hat als Kommune in der Haushaltssicherung begrenzte Möglichkeiten der Gestaltung. Und immer noch sind hier die Auswirkungen

Diplom-Verwaltungwirtin ist in Hamburg aufgewachsen

Maren Lewerenz (51) ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie ist in Hamburg aufgewachsen, hat Diplom-Verwaltungswirtin gelernt und hat in der Hansestadt seit 1987 für die Bundesarbeitsagentur gearbeitet. Im Jahr 2002 wechselte sie in die Arbeitsagentur-Zentrale in Nürnberg und hat dort unter anderem in den Bereichen Beteiligungsmanagement und Berufliche Rehabilitation sowie als Trainerin in der Führungsakademie gearbeitet.

In der Stadt München war sie stellvertretende Geschäftsführerin des dortigen Jobcenters.

des Strukturwandels deutlich. Auf der anderen Seite gibt es aber einen sehr hohe Fachkräftenachfrage. Schauen wir nur auf den eigentlichen Kernbereich der Arbeitsagentur, also die Bezieher von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch III (SGB III), also den Kurzzeitarbeitslosen: Wir haben hier in Hagen etwa 2000 SGB-III-Bezieher, darunter aber einen hohen Anteil von Ungelernten. Auf der anderen Seite haben wir aber auch rund 2600 offene Stellen. Nur passen hier oft Bewerber und Angebot nicht zusammen.

Was wollen Sie dagegen tun?

Es ist Zeit, in Menschen zu investieren. Der Schlüssel zum Fachkräftebedarf ist Qualifizierung. Was schon unter erheblichem Einsatz von finanziellen Mitteln für Fort- und Weiterbildung unserer Kunden getan wird, werden wir weiter intensivieren. Und zwar gezielt in den Bereichen, in denen hier vor Ort eine große Nachfrage besteht. Das sind etwa die Alten- und Krankenpflege, Metallverarbeitung oder Lager und Logistik.

Die Arbeitsagentur ist aber auch – zusammen mit der Stadt – Teil des Jobcenters, das sich um die Langzeitarbeitslosen kümmert. Haben Sie die auch im Blick?

Zunächst einmal: Ich erlebe ein sehr hohes Engagement der Jobcenter-Geschäftsführerin Andrea Gebhardt. Sie kann auf gute Integrationsleistung von Hartz-IV-Beziehern in den Arbeitsmarkt verweisen. Wir haben jetzt rund 750 Bezieher weniger als noch vor einem Jahr. Und ich habe auch nach meine ersten Gesprächen mit Oberbürgermeister Erik O. Schulz den Eindruck, dass er sehr, sehr offen für die Themen des Jobcenters ist und sich in hohem Maße mit diesen identifiziert. Deshalb finde ich, dass das Jobcenter in Hagen sehr gut aufgestellt ist.

Woran machen Sie das fest?

Man sieht dazu zum Beispiel daran, dass sich Frau Gebhardt und ihr Team schon jetzt auf den von der Bundesregierung geplanten sozialen Arbeitsmarkt für Menschen, die schon länger als sieben Jahre

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Leistungsbezieher sind, einstellt und diesen für Hagen vorbereitet. Damit kann man nicht erst anfangen, wenn das Gesetz beschlossen ist. Es hängt von dem Engagement aller Beteiligten ab, ob wir in Hagen einen großen Sprung nach vorne machen möchten und Langzeitarbeitslosen gute Beschäftigungsmöglichkeiten bieten – eine Frage des sozialen Konsens.

Arbeitgeberservice, Integration Point für Migranten und die Jugendberufssagentur sind drei gemeinsame Einrichtungen von Jobcenter und Arbeitsagentur, die unter Ihrem Vorgänger eingerichtet wurden. Behalten Sie diese bei?

Ja, auf jeden Fall. Das ist ein sehr gut vorbereiteter Weg, wie ich ohnehin ein gut aufgestelltes Haus vorfinde. Hoch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eine gute Führungsmannschaft, die eine hohe Reputation in der Bevölkerung und bei den Betrieben genießen. Unsere Aufgabe ist es, einen Ausgleich am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu schaffen und einen Übergang in die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Die enge Zusammenarbeit zwischen Agentur und Jobcenter ist dafür eine gute Voraussetzung.

Ihr Vorgänger Marcus Weichert hat sich auch öffentlich politisch geäußert, das Verhältnis zum Oberbürgermeister galt als gespannt. Was ist von Ihnen zu erwarten?

Zunächst einmal sehe ich mich in meinem Amt zur Neutralität verpflichtet. Natürlich werde ich mich auch in Diskussionen einbringen. Vor allem, wenn es um Arbeitsmarkt- und Standortfragen geht und meine Expertise gefragt ist. Natürlich habe ich zum Beispiel eine Meinung dazu, wie wichtig neue Betriebsansiedlungen und eine gute ICE-Anbindung für Hagen und den Arbeitsmarkt ist. Sie werden es aber nicht erleben, dass ich mich in einen parteipolitischen Diskurs begebe.

Sie sind die erste Frau an der Spitze der Hagener Arbeitsagentur. Sehen Sie es auch als Aufgabe, mehr Frauen in Ihrem Haus in Führungsposition zu bringen?

Das Thema Frauenförderung hat generell einen hohen Stellenwert bei der Arbeitsagentur. Sicher sind - wie in vielen anderen Bereichen - Frauen in obersten Führungspositionen in einigen Bezirken noch unterrepräsentiert. Ich freue mich, wenn ich Frauen auf diesem Weg begleiten kann.