Haspe. . Die Historie der italienischen Küche in Hagen ist mit der Familie Bucco verknüpft. Hier verschmelzen geschmacklich Heimweh und lokale Impulse.

Die Geschichte der Pizza in Hagen ist eine Geschichte, die durch die Integrationsdebatte aktueller nicht sein könnte. Es ist eine Geschichte von Gastarbeitern, vom Essen gegen das Heimweh, kreativen Einfällen und dem Ankommen. Von neuer Heimat und Hasper Gemeinschaftsgefühl.

Im Mittelpunkt steht die Familie Bucco und ihr „Ristorante da Salvatore“. Seit Jahrzehnten eine Institution der italienischen Küche in Hagen und seit 2016 im wunderschönen Ur-deutschen Ambiente der „Alten Reichsbank“ in der Haenelstraße 52: Draußen deutscher Schiefer, drinnen italienische Tavernen-Atmosphäre.

Radiosendung bringt Durchbruch

„Wir sind nicht die erste Pizzeria in Hagen, aber die erste, die die Möglichkeit gegeben hat, im Lokal zu sitzen“, schildert der 42-jährige Salvatore Bucco. Die Buccos kamen Mitte der 60er-Jahre als Gastarbeiterfamilie aus Apulien nach Deutschland. Salvatore senior und Maria Bucco wollten mit ihrem Restaurant ein Lokal für ihre italienischen Mitbürger eröffnen.

Die Verhältnisse für die Gastarbeiter, so der gleichnamige Enkel, waren schwierig. Deutschland war gefühlt „die Fremde“. Das Heimweh groß. Die italienische Küche kaum verbreitet. Das „Ristorante da Salvatore“ eröffnete 1972 und sollte an Italien erinnern. Es war ein schlichtes Bierlokal an der Altenhagener Straße.

Geniestreich des Papas

„Meine Großeltern haben dafür gesorgt, dass alle etwas zu Essen hatten, es ihnen gut ging. Doch es war kaum Geld da. Die Mägen waren voll, aber die Kosten nicht gedeckt“, schildert Bucco. Was war zu tun? 1974 dann „der Geniestreich von Papa.“ Nicola Bucco beschloss, „in der eigenen Stadt für Bewegung zu sorgen.“ Eine Radiosendung mit Max Schauzer und Hans Rosenthal war in aller Munde. Nicola Bucco lud die beiden kurzerhand nach Hagen ein. 40 Leute kamen aus dem Radioteam.

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Von Frank Möller

„Das war der Startschuss.“ Das Ristorante sprach sich herum. In der Küche stand Liliana Bucco und zauberte Gerichte aus Familienrezepten. Sie ist auch heute noch die Chefin der Küche.

Für die echte italienische Pizza gab es Unterstützung durch „Don Gennaro“, einen waschechten neapolitanischen Pizzabäcker. Er kreierte die Pizza Salvatore: das Markenzeichen des Ristorante. „Es hat sich mit der Zeit viel getan. Man kann sagen, die Hagener und wir sind geschmacklich miteinander groß geworden“, beschreibt Salvatore Bucco die Mischung aus den alten Rezepten der Heimat und den immer neuen kreativen Ideen, die die Speisekarte der Buccos bestimmen. „Die Leben haben sich vermischt.“

Viele 90. Geburtstage

Viele alteingesessene Hasper feiern ihren 90. Geburtstag nicht etwa in einem traditionell deutschen Restaurant, sondern bei den Buccos. Die Silvesterfeiern „sind für uns Freunde-Abende geworden. Das Leben findet hier im Restaurant statt.“

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Ein wichtiger Aspekt – auch für Buccos eigene Identität. „Man ist italienisch aufgewachsen, lebt aber in Deutschland. Ich bin gebürtiger Hagener und Italiener. Da ist die Frage logisch: Wer bist du, wo gehörst du hin?“, schildert der 42-Jährige. Und fügt hinzu: „Irgendwann kommt der Moment, in dem man sich sein Zuhause schafft und dann ist es egal, ob man Italiener oder Deutscher ist.“ Salvatore Buccos Zuhause ist das „Ristorante da Salvatore“ – ein Ort, an dem Deutsche die italienische Kultur kennenlernen und die Italiener Deutschland genießen können.

„Der Hasper hat seine ganz eigene Mentalität, er ist vereint in kleinen Grüppchen. Wenn hier mehr 90-Jährige ihren Geburtstag bei uns feiern als in jedem anderen Hagener Viertel zuvor, wenn sie dich als Gastronom so eingeladen haben, Teil eines Viertels zu sein, dann hast du es geschafft“, freut sich Salvatore Bucco.