Hagen. . Neuer Torwart der Zweitliga-Handballer kommt wegen den stimmigen Gesamtpakets nach Hagen. Angelrevier wird noch gesucht.
„Mit seiner Verpflichtung haben wir auch ein bisschen Glück gehabt“, gesteht Niels Pfannenschmidt, Trainer der Zweitliga-Handballer des VfL Eintracht Hagen. „Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie man so sagt.“ Die Rede ist von Nils Dresrüsse, von seiner Vita her prominentester Zugang der Grüngelben. Im Nachwuchs-Bereich Europa- und Weltmeister (siehe „Zur Person“) hütete der heute 28-jährige Schlussmann im Jahr 2012 auch zweimal das Tor der deutschen A-Nationaltmannschaft.
Handball bedeutet dem gebürtigen Bielefelder viel. „Aber Handball ist nicht alles“, erklärt Dresrüsse, warum er aus der ersten französischen Liga in die deutsche Zweitklassigkeit wechselte. „Hagen hat sich sehr um mich bemüht und hier passt einfach das Gesamtpaket.“
Erstligaerfahrung sammelte der 1,91 m große Keeper zunächst bei GWD Minden, wo er schon in der Jugend vom aktuellen Eintracht-Übungsleiter Niels Pfannenschmidt trainiert worden war. Ein Wiedersehen gab es später beim TBV Lemgo, für den Dresrüsse fünf Jahre zwischen den Pfosten stand. Eineinhalb Spielzeiten lang war der jetzige VfL-Coach auch dort sein Trainer. Vor zwei Jahren zog es den neuen Eintracht-Schlussmann in die Nähe von Paris. Eigentlich war der gelernte Industriekaufmann und BWL-Fernstudent davon ausgegangen, mit Tremble-en-France-Handball in der ersten französischen Liga zu spielen. Da aber ein anderer Klub im letzten Moment doch noch die Lizenzauflagen erfüllte, fanden sich Dresrüsse und sein neuer Verein unverhofft in Liga zwei wieder. „Aber wir hatten eine sehr starke Mannschaft und sind souverän zum Aufstieg marschiert“, blickt der Neu-Hagener zurück, „ähnlich wie hier der Bergische HC in der vergangenen Zweitliga-Saison.“
„In Hagen bewegt sich etwas“
Im französischen Oberhaus, das der Ostwestfale also mit einem Jahr Verspätung erreichte, wurden die Pariser Vorstädter Zehnter. „Die zwei Jahre in Frankreich waren eine tolle Erfahrung“, blickt der VfL-Zugang zurück. Aber er wollte nach Deutschland zurück.
Ehefrau Ronja, die Nils im vergangenen Dezember geheiratet hat, wohnt und studiert noch in Bielefeld, wo die Dresrüsses ein Haus haben. „Wenn man mal frei hat, ist man schnell da“, freut sich der Schlussmann, der es von seinem Hagener Domizil in Boele nicht weit zur Autobahn A1 hat. Ein Punkt, der beim Werben des VfL Eintracht für die Grüngelben sprach. Ebenso wie der bekannte Trainer („Niels Pfannenschmidt geht auf jeden Spieler ein und kann gut mit jungen Leuten arbeiten“) und das Gesamtkonzept des Vereins. „Hier bewegt sich etwas“, davon ist Dresrüsse überzeugt, „es macht Spaß, daran teilzunehmen.“
Mit Mahncke ganz starkes Gespann
Und das auf einer zentralen Position. „Mit ihm und Tobi Mahncke werden wir in der kommenden Saison aller Voraussicht nach eines der besten Torwartgespanne der zweiten Liga haben“, davon geht Coach Pfannenschmidt aus, „das ist auch ein wichtiger Bestandteil meiner Saisonplanung.“
Durchaus gewollt ist, dass beide Schlussleute, hinter denen mit Steffen Vogt und Giuseppe Mossuto noch zwei talentierte A-Jugendliche für den Notfall bereit stehen, unterschiedliche Torhüter-Typen darstellen. „Tobi ist eher der ruhige Vertreter, Nils macht auch schon mal unkonventionelle Sachen“, so beschreibt Pfannenschmidt die Spielweise des Duos. Damit sich beide auch menschlich besser kennenlernen, teilen sie sich im aktuellen Trainingslager ein Zimmer. „Die Saison mit fünf Absteigern wird lang und schwer, da wird jeder gebraucht“, darauf stellt sich Nils Dresrüsse ein, „wichtig ist, dass wir gut miteinander klarkommen. Von meiner Seite ist das auf jeden Fall so, und wie ich Tobi jetzt kennengelernt habe, von seiner Seite auch. Ich bin sicher, das wir gut harmonieren werden. “
Gefühlt kein Neuzugang
Angetan ist der 28-Jährige, der mit Dominik Waldhof und VfL-Kapitän Sebastian Schneider schon in Lemgo zusammenspielte, von der Atmosphäre beim VfL: „Der Teamgeist ist gut, besser als ich es bei meinen letzten Vereinen kennengelernt habe. Da war es schon mal eine Art Arbeit. Man ist gekommen, hat trainiert und ist wieder nach Hause gefahren. Hier ist es ein bisschen anders, weil wir auch außerhalb des Trainings schon mal etwas miteinander unternehmen.“
Dass er sich in der neuen Handball-Heimat aber auch ganz gut alleine beschäftigen kann, glaubt Dresrüsse auch: „Ich bin Hobbyangler“, erzählt der Ostwestfale, „und die Ruhr ist ja nicht weit weg. Also werde mich mal informieren, was man da so machen kann.“ Um die Seele baumeln zu lassen, wie der Neu-Eintrachtler seine Angelleidenschaft begründet.
Abseits des Handballtores und des Kreises davor ist Nils Dresrüsse tatsächlich ein eher ruhiger Vertreter, wie sein Chefcoach zu berichten weiß: „Unkompliziert, ein sympathischer Mensch!“ Und jemand, dem die Integration in einer neuen Umgebung nicht schwer fällt: „Es kommt einem gar nicht so vor, dass er ein Neuzugang ist“, findet Niels Pfannenschmidt. Und dies nicht nur, weil er den neuen Eintracht-Schlussmann schon lange kennt.
Zur Person
Der gebürtige Bielefelder Nils Dressrüsse startete seine Handball-Laufbahn als Zwölfjähriger bei CVJM Quelle/Ummeln. Bis dahin hatte er Fußball gespielt. 2005 wechselte er zu GWD Minden, spielt zunächst in der Jugend, später im Bundesliga-Team. 2011 ging es zum TBV Lemgo. Von 2016-18 spielte er in Frankreich für Trembley-en-France Handball, erst in der zweiten, dann in der ersten Liga.
2008 wurde der neue Eintracht-Schlussmann Jugend-Europameister, 2011 als bester Torhüter des WM-Turniers Junioren-Weltmeister.