Hagen. . Die Bandidos-Gruppe in Hagen hat bislang wohl nur wenige Mitglieder, aber auch eine Nachwuchsgruppe. Die Freeway-Riders sind indes schweigsam.
Die umstrittene Rockergruppe Bandidos hat in Hagen endgültig Fuß gefasst. Es gibt eine eigene Gruppe mit einem Clubhaus an der Delsterner Straße. Dieses wurde gestern Morgen ebenso von einem Großaufgebot der Polizei durchsucht wie die Wohnung eines 51-Jährigen in Wehringhausen. Der gilt als „Präsident“ der Hagener Gruppe und wurde gestern vorübergehend festgenommen.
Der Anlass für die frühmorgendliche Polizeiaktion: Fünf mutmaßliche Bandidos-Mitglieder sollen bereits am 16. Juni in einer Shisha-Bar in der Hindenburgstraße einen Mann bedrängt haben, der wohl Mitglied oder Sympathisant der konkurrierenden Rockergruppe Hells Angels ist. Die Bandidos sollen ihn mit Pfefferspray attackiert und ihm sein T-Shirt vom Leib gerissen haben.
Vier weitere Verdächtige
Der Mann selbst ging danach nicht zur Polizei, wohl aber Augenzeugen. Das Kommissariat für Organisierte Kriminalität nahm die Ermittlungen auf, wertete den Angriff als räuberische Erpressung, die Staatsanwaltschaft erwirkte einen Durchsuchungsbeschluss für das Clubhaus und die Wohnung des 51-Jährigen. „Ihn konnten die Ermittler als Hauptverdächtigen identifizieren“, so Polizeisprecher Ralf Bode. „Wir ermitteln aber auch weiter gegen die vier anderen Männer, die uns aber noch nicht namentlich bekannt sind.“
Am Wochenende großes Freeway-Riders-Treffen
Dass die Bandidos in Hagen präsent sind, wollen die Freeway Riders nicht kommentieren. Sie halten am Wochenende das lange geplante Jahrestreffen in Kückelhausen ab. Dies sei keine Reaktion auf die Bandidos.
Ob die Bandidos-Gruppierung offiziell von der Rockergruppierung als Chapter anerkannt wird, ist auch noch unklar. Der Pressesprecher der Bandidos Deutschland stellte eine Antwort für die nächsten Tage in Aussicht.
Gestern Morgen um 6 Uhr folgte dann zeitgleich die Aktion: In Wehringhausen nahm ein Spezialeinsatzkommando den 51-Jährigen vorläufig fest. Zu dem Clubhaus in einem Hinterhof einer Industriebrache an der Delsterner Straße rückte unter anderem auch Bereitschaftspolizei an.
Der mutmaßliche Präsident des Hagener Chapters wurde jedoch bereits am Vormittag wieder auf freien Fuß gesetzt. Spektakuläre Funde gab es nach den ersten Erkenntnissen bei den Durchsuchungen nicht: „Es wurden Pfeffersprays sichergestellt“, so Polizeisprecher Bode. Die könnten nun aber Rückschlüsse auf die Tat in der Shisha-Bar ermöglichen.
Hagen galt lange als Sperrzone für eine offizielle Abteilung von Bandidos und Hells Angels. Denn hier ist der Stammsitz des Motorradclubs Freeway Riders. Vor zwei Jahren gab es aber einen Versuch der Bandidos: Ein so genanntes „Prospect Chapter“ wurde gegründet. Die Freeway Riders unternahmen unter anderem einen Fußmarsch vom Clubhaus in Kückelhausen in die Innenstadt, um ihre Vormachtstellung zu demonstrieren. Die Hagener Polizei geht davon aus, dass der feste Kern der Hagener Bandidos-Gruppierung nur aus fünf bis sieben Männern besteht. Allerdings gibt es mit „Iron Blood 58“ noch eine Unterstützer-Organisation („Supporters“) mit mehreren Mitgliedern, die sich dort für eine Mitgliedschaft bei den Bandidos bewähren müssen.
Feste Hells-Angels-Strukturen sieht die Polizei in Hagen indes nicht. „Wir wissen, dass es Mitglieder gibt, die in Hagen leben, aber es gibt keine Gruppierung“, so Polizeisprecher Ralf Bode.