Hagen. Derzeit ist die Lage in der Region nach Polizeiangaben ruhig – aber nicht harmlos, warnt Sebastian Fiedler vom Bund deutscher Kriminalbeamter.
- Zahl der Mitglieder von Rockergruppen in NRW stark angestiegen
- Lage in Südwestfalen nach Polizeiangaben ruhig
- Experte warnt dennoch vor Gefahrenpotential
700 Polizisten sind im Einsatz. Es geht gegen Rocker, konkret gegen die Gruppe „Hells Angels MC Concrete City“ sowie die Unterstützerorganisation „Clan 81 Germany“. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Rockervereine verboten. Es soll um Gewalt, Drogen, Waffen und Zwangsprostitution gehen.
Verdreifachung
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Beide Gruppierungen sind in Südwestfalen nicht vertreten. Razzien hat es hier mithin an diesem Morgen nicht gegeben. Was allerdings nicht bedeutet, dass andere Rockergruppen in der Region keine Standorte haben – und stärker werden. Derzeit, so zeigt die Antwort der damaligen rot-grünen Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des Olper CDU-Abgeordneten Theo Kruse aus dem Mai dieses Jahres, sind in Südwestfalen folgende Gruppen unterwegs: Hells Angels, Bandidos, Gremium MC, aber auch Brothers MC, Freeway Riders MC und Osmanen Germania BC. Die letzten drei Gruppen waren im Jahr 2010 in NRW und Südwestfalen noch nicht existent.
Damals gab es landesweit nach Angaben der Regierung sechs Hells-Angels-Gruppen mit 132 Mitgliedern. Heute sind es 15 Gruppen mit 345 Mitgliedern. Bei den Bandidos ist die Mitgliederzahl von 269 auf 785 gewachsen, bei Gremium MC von 93 auf 415.
Dennoch sei die Lage in Südwestfalen ruhig, heißt es aus Polizeikreisen in der Region. Es gebe keine konkreten Gefährdungssituationen. Persönliche Straftaten einzelner Mitglieder lägen zwar vor, aber keine Vergehen die im Namen der Rockergruppen begangen wurden, heißt es. „Wenn solche Taten nicht bekannt sind, heißt das noch lang nicht, dass Rocker in Südwestfalen nur Moped fahren“, warnt Sebastian Fiedler, Landesvorsitzender des Bundes deutscher Kriminalbeamter, der aus Wetter stammt. Menschen-, Rauschgift- und Waffenhandel, Schutzgelderpressung und Geldwäsche – das seien in unterschiedlicher Ausprägung die Felder aller Rockergruppen, sagt Fiedler.
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Besonders warnt Fiedler vor den Osmanen Germania, die derzeit am schnellsten wachsende Gruppierung. Sie ist in Lüdenscheid vertreten und war auch in Siegen aktiv, tritt dort aber nach Polizeierkenntnissen derzeit nicht in Erscheinung. Mitglieder seien rechtsextreme Türkischstämmige, auch Salafisten, so die Angaben von Sebastian Fiedler.
Die aktuell vom Innenminister verbotenen Gruppen seien also nicht etwa gefährlicher als die anderen noch nicht untersagten. Man könne diese Vereine aber nur verbieten, wenn man gerichtsfeste Beweise habe – dafür müsse man gründlich ermitteln können. „Das aktuelle Verbot ist das Ergebnis solcher intensiven Ermittlungen.“
2000 Beamte zu wenig
Wenn die Gruppen in Südwestfalen noch nicht aufgefallen seien, dann liege das womöglich nur daran, dass die Kriminalpolizei nicht mehr das Personal habe, um gründlich genug zu ermitteln und die Szene zu beobachten, vermutet Fiedler. Observationskräfte seien in diesem Bereich nicht mehr einsetzbar, sondern vor allem für die Beobachtung islamistischer Gefährder vorgesehen. Zudem werde in diesem und im kommenden Jahr sogar noch Personal bei der Kriminalpolizei abgebaut, lautet Fiedlers Vorwurf.
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Die Lage könne sich aber jederzeit und überall verschärfen, wenn sich neue Gruppen im Einflussbereich anderer Clubs bildeten. „Dann kann es schnell rappeln“, sagt Sebastian Fiedler. Dann würden Reviere gewaltsam abgesteckt.
Sebastian Fiedler fordert daher mehr Personal für die Kriminalpolizei. 8000 Beamte gebe es landesweit. 2000 mehr müssten es sein. Damit schnell mehr Kräfte zur Verfügung stehen, „muss der Innenminister einen schmerzhaften Weg gehen“ und Kräfte aus anderen Organisationseinheiten abziehen, zum Beispiel dem Objektschutz, fordert Fiedler. „Bisher fehlen uns die Ressourcen, um die Rocker nachhaltig zu schwächen.“
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