Hagen-Mitte. . Kollegah hat den Gangster-Rapper Nuhsan C. aus der Hagener Justizvollzugsanstalt abgeholt. Die Kaution von 40.000 Euro hatte er in bar dabei.

Menschenauflauf vor der Hagener Justizvollzugsanstalt: Zahlreiche Fans bauten sich am Freitagmorgen vor dem Gefängnis auf, um die Freilassung ihres Idols, des Hagener Gangster-Rappers Nuhsan C., zu bejubeln. Der nach einer Messerstecherei zu einer Haftstrafe verurteilte C. wurde gegen 40 000 Euro Kaution bis zur Berufungsverhandlung im August auf freien Fuß gesetzt.

Das Geld wurde von dem berüchtigten, mit Nuhsan C. befreundeten und bundesweit bekannten Rapper Kollegah (33), dessen Leibwächter sich am Eingang zum Knast breit machte und Passanten vertrieb, in bar bezahlt. Kollegah ließ sich in einer schwarzen Limousine vor den Eingang des Gefängnisses kutschieren, um die Banknoten im Bündel zu übergeben.

Kollegah: Kaution für Gangster-Rapper aus der "Portokasse" bezahlt

Er hatte in diesem Jahr den Musikpreis Echo erhalten, was wegen antisemitisch beurteilter Holocaustvergleiche heftige Kritik hervorgerufen hatte. Die Kaution für C. begleiche er „aus der Portokasse“, ließ er in Hagen wissen.

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Freigelassen wurde Nuhsan C. erst, nachdem eine Einsatzhundertschaft der Kripo aus Recklinghausen am Gefängnis eingetroffen war. Die Beamten trennten den Rapper von seinen Fans. Er umarmte Kollegah, musste dann jedoch in ein Auto steigen und kam erst mit seinen Anhägern zusammen, nachdem der Wagen den Polizeikordon umfahren hatte. Weil das Gedränge rund um den Wagen jedoch immer heftiger wurde, brauste der Fahrer mit dem Musikus schließlich in Richtung Düsseldorf davon.

Justiz sieht bei Nuhsan C. keine Fluchtgefahr

Die von Dieter Krause, Vorsitzender Richter am Landgericht, angeordnete Haftverschonung des Rappers war ohne ausführliche Begründung erfolgt. Offenbar sieht der Jurist keine Fluchtgefahr. Sollte Nuhsan C. dennoch untertauchen oder gegen andere Auflagen verstoßen, könnte die Kaution verfallen. Zudem würde der Haftbefehl wieder in Vollzug gesetzt.

Der Kölner Rechtsanwalt Dr. Christof W. Miseré, der Nuhsan C. vertritt, erklärte, er gehe davon aus, dass sein Mandant bei der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht im August freigesprochen werde. Obwohl Staatsanwaltschaft und Verteidigung bereits im ersten Verfahren Mitte April Freispruch gefordert hatten, war C. vom Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Manfred Kleeschulte zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Messerstecherei auf dem Wilhelmsplatz mit anschließender Flucht

Sie war die Folge einer Messerstecherei auf dem Wilhelmsplatz in Wehringhausen im Juli vergangenen Jahres. C. soll einen Polen im Streit schwer verletzt haben. Anschließend flüchtete er und lieferte sich ein wochenlanges Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei, die nach ihm fahndete.

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Zu dem Zeitpunkt sollte der heute 24-Jährige ohnehin in die Türkei abgeschoben werden. Er ist zwar in Deutschland geboren, hat aber nur die türkische Staatsbürgerschaft und sollte wegen diverser Vorstrafen und einer längeren Jugendhaft abgeschoben werden. Seine Familie gehört zur armenischen Minderheit in der Türkei. Das eigentliche Asylverfahren ist abgelehnt worden. „Wir haben aber einen Folgeantrag gestellt mit Verweis auf die zugespitzte Lage, die für Minderheiten inzwischen in der Türkei herrscht“, so Anwalt Miseré.

Neben der Kaution wurde C. als Auflage mitgegeben, sich einmal pro Woche bei der Polizeidienststelle seines Wohnortes zu melden. Ob er sich in Hagen eine Bleibe sucht, blieb offen. Kollegah kündigte an, mit Nuhsan C. umgehend im Studio an neuen Songs zu arbeiten.