Hagen. . Testfahrten mit E-Bussen hat es schon gegeben. Jetzt arbeitet die Straßenbahn an einem Konzept. Mit der Umsetzung will man sich Zeit lassen.

Die Hagener Straßenbahn arbeitet an einem Konzept, um reine Elektrobusse in den Öffentlichen Personennahverkehr zu integrieren. Gleichzeitig warnt das Verkehrsunternehmen aber davor, Hals über Kopf Fahrzeuge anzuschaffen, die eine Serienreife noch nicht erreicht haben.

Auch eine ausufernde Lade-In­frastruktur aufzubauen, die bei moderneren Batterien in einigen Jahren nicht mehr gebraucht werde, sei nicht sinnvoll. Solche Schnellschüsse, so Betriebsdirektor Werner Flockenhaus, würden die Stadttochter Millionen von Euro kosten. Mit dem Schritt hin zur E-Mobilität würde sich das Unternehmen auf Jahre hinweg auf eine Antriebsart festlegen.

Erste Erfahrungen schon 2015

Köln schafft 50 neue Elektrobusse an

Mit 13,28 Millionen Landesförderung hat die Stadt Köln jetzt 50 E-Busse angeschafft.

Kritisch sieht man den Einsatz von E-Bussen in Bonn. Sechs Busse fahren dort seit Frühjahr 2016. Eine komplette Umrüstung der Flotte komme nicht in Frage.

Dabei hat die Hagener Straßenbahn erste Erfahrungen bereits im Jahr 2015 gesammelt. Ein reiner Elektrobus der Firma Solaris rollte zu Testzwecken durch die Stadt und schaffte nur eine Reichweite, die unterhalb von 100 Kilometern lag. Fazit: Für den Alltag in Hagen ist das nicht ausreichend.

Dabei gibt es durchaus eine Vision: „25 Prozent der Fahrten in Hagen könnten wir rein elektrisch erbringen“, so Werner Flockenhaus. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Hersteller an der Technik feilen. Das gelte insbesondere für die deutschen Produzenten wie Mercedes, die sich noch „sehr zögerlich“ zeigten. „Für 2019 sind die ersten Modelle angekündigt“, so Flockenhaus. „Wir in Hagen könnten die ersten E-Busse im Jahr 2020 erhalten.“

Energiefresser an Bord machen Probleme

Am zentralen Omnibusbahnhof vor dem Hauptbahnhof treffen viele Linien aufeinander.
Am zentralen Omnibusbahnhof vor dem Hauptbahnhof treffen viele Linien aufeinander.

Neben der mangelnden Reichweite gibt es ein weiteres Manko, das auch die Hagener Straßenbahn zögern lässt: „Heizung, Lüftung und die Klimaanlage fressen zu viel Energie“, so Flockenhaus, „eine Lösung ist auf diesem Gebiet noch nicht in Sicht.“

Hinzu kommt: Die Busse sind in der Anschaffung doppelt so teuer wie ein Dieselfahrzeug, das die modernsten Abgasstandards erfüllt. „Entsprechend müssten wir auch die Nutzungsdauer erhöhen“, so Flockenhaus. Und: Wegen der Ladezeiten braucht das Unternehmen mehr Fahrzeuge im Einsatz auf den einzelnen Linien.

Modern Busse haben Schadstoffausstoß eines Golf

Dabei betont der Betriebsdirektor, dass die Hagener Busflotte schon jetzt zu den modernsten Deutschlands zähle. „40 Prozent unserer Busse erfüllen schon die Euro-VI-Abgasnorm“, so Flockenhaus, „Euro-IV-Fahrzeuge haben wir nicht mehr in unserer Flotte.“

Ein moderner Linienbus, der im Betrieb und nicht auf einem Prüfstand getestet werde, stoße lediglich so viel Stickstoffdioxid aus, wie ein Golf Diesel. „Rechnet man das auf die Personen, die darin befördert werden, ergeben sich allerdings ganz andere Werte“, so Flockenhaus.

Beschleunigung mindert Schadstoffe

Bus-Caps - wie hier am Remberg - beschleunigen den Nahverkehr.
Bus-Caps - wie hier am Remberg - beschleunigen den Nahverkehr.

Dabei ergibt sich ein weiterer Ansatz: Wer den Schadstoffausstoß der Busse weiter senken will, kommt nicht um eine Beschleunigung umhin. „Je schneller ein Bus unterwegs ist, desto weniger NOx stößt er aus“, erklärt Werner Flockenhaus. Das Durchschnittstempo der Hagener Busse liegt aktuell bei lediglich 19 Stundenkilometern – damit sind die Busse in Hagen langsamer unterwegs als in anderen Kommunen.

„Wir haben kaum Bevorrechtigungsspuren für Busse“, hatte auch Straßenbahn-Vorstand Christoph Köther gegenüber unserer Zeitung beklagt. „Eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit würde den Komfort erhöhen und Kosten sowie Schadstoffausstoß senken.“