Hagen. Die Eugen-Richter-Straße in Hagen ist nach Sturm “Friederike“ gesperrt. Für Wehringhausen bedeutet das ein tagelanges Verkehrschaos.

Es war am Donnerstag, als den Wehringhausern fast das passierte, was die Bewohner eines gallischen Dorfes vor 2000 Jahren immer fürchteten: Der Himmel fiel ihnen quasi auf den Kopf. Sturm Friederike fegte über Hagen hinwegund blies die Dachziegel von einem der Problem-Häuser an der Eugen-Richter-Straße ­hinab.

Sie landeten auf dem Bürgersteig, brachen auseinander, und die Splitter verteilten sich über die Fahrbahn. Die Hauptverkehrsachse, die den Stadtteil mit Haspe und der Innenstadt verbindet, ist zwischen Franklinstraße und Rehstraße gesperrt. Auf den Straßen breitet sich das Chaos aus.

Anwohner sind sauer auf die Stadt Hagen

Horst Edel will seine beiden Häuser mit einem Partner sanieren lassen

Horst Edel, Besitzer der Häuser Eugen-Richter-Straße 98 und 102, hat gegenüber unserer Zeitung angekündigt, gemeinsam mit einem Partner die Schrott-Immobilien zu sanieren . Start der Arbeiten soll im Frühjahr sein.

Neben den Immobilien an der Eugen-Richter-Straße (Hausnummern 98 und 102) gibt es weitere gesperrte Häuser in Hagen.

Versiegelt sind auch die Mehrfamilienhäuser Märkischer Ring 87, Wehringhauser Straße 97 und Altenhagener Straße 80 (Fotos zu sehen von links nach rechts).

Keiner der Besitzer der versiegelten Immobilien hat bislang bei der Stadt angezeigt, sein gesperrtes Wohnhaus sanieren zu wollen. Es liegen keine Anfragen nach Betretungserlaubnissen vor.

Die Stadt hat die Häuser Reh­straße 34 und Wehringhauser Straße 95 per Kauf vom Markt genommen und will sie abreißen.

Ein Chaos, das den Anwohnern stinkt. „Nur weil bei Sturm ein paar Ziegel hinabfallen, wird tagelang eine ganze Straße gesperrt“, wettert Frank Fischer, der an der Reh­straße wohnt und vor dessen Haustür sich nun die Autokarawane den Berg wieder hinauf quält. „Dabei schafft es die Stadt nicht einmal, die Ampel am Ende der Rehstraße abzuschalten, obwohl ja von links aus dem gesperrten Teilstück gar kein Auto mehr kommen kann.“

Dass der Verkehr ausgerechnet durch die enge Franklinstraße fließen soll, in der aufgeschultertes Parken nicht mehr erlaubt ist, kann Beate Findeisen nicht nachvollziehen: „Teilweise geht hier gar nichts mehr“, sagt sie, „dazu kommen die dauernden Hupkonzerte einiger Autofahrer.“ Zwei kleinere Unfälle haben sich laut Polizei seit Donnerstag in der Straße ereignet. Auch in der Ewaldstraße geht nichts mehr. „Auf so viele Autos ist die Straße nicht ausgelegt“, so Birgit Madry. „Zu den Stoßzeiten kann man kaum aussteigen, wenn man geparkt hat.“

Opernsänger Edel will Dachschaden beseitigen lassen

Vom Dach dieses Hauses sind die Ziegel am Donnerstag herabgefallen.
Vom Dach dieses Hauses sind die Ziegel am Donnerstag herabgefallen. © Michael Kleinrensing

Horst Edel ist Eigentümer des Mehrfamilienhauses mit der Nummer 102. Der schillernde Senior, einst Opernsänger und Schauspieler, hatte in der Vergangenheit immer wieder mit seinen heruntergekommenen Immobilien, in denen vor allem Zuwanderer aus Südosteuropa wohnten, für Ärger im Viertel gesorgt.Zuletzt hatte die Stadt Hagen die Immobilien zwangsgeräumt. Seither stehen die Häuser leer und gammeln vor sich hin.

Den Dachschaden will Edel, der bei der Stadt in der Kreide steht, nach eigener Aussage schleunigst beseitigen lassen. „Es ist nicht einfach, nach dem Sturm an Handwerker zu kommen“, sagt er, „aber ein Dachdecker und ein Fensterbauer sind beauftragt.“ Er hoffe, dass die Arbeiten in den nächsten zwei Tagen erledigt seien.

Stadt Hagen hat Verfahren in Gang gesetzt

Großes Loch im Dach. Hier hat Sturm Friederike zugeschlagen.
Großes Loch im Dach. Hier hat Sturm Friederike zugeschlagen. © Michael Kleinrensing

Bei der Stadt scheint man sich aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheitnicht sicher zu sein, ob man dem Braten trauen kann. Das übliche Verfahren ist angelaufen: „Wir haben uns an den Eigentümer gewandt“, sagt Stadtsprecher Karsten-Thilo Raab, „er muss nun einen Dachdecker beauftragen, der wiederum bestätigen muss, dass die Ziegel fest sitzen.“ Erst dann könne der gesperrte Straßenabschnitt wieder freigegeben werden. „Feuerwehr und Ordnungsamt waren vor Ort“, so Raab. „Im Zuge der Gefahrenabwehr gab es keine andere Möglichkeit, als die Straße zu sperren.“

Kommt Edel der städtischen Aufforderung innerhalb einer Woche nicht nach, hat die Stadt die Möglichkeit, den Schaden reparieren zu lassen. Ersatzvornahme heißt das im feinsten Verwaltungsdeutsch. Die Rechnung landet dann auf dem Tisch von Edel.