Wehringhausen. . Der Decken-Einsturz in der Eugen-Richter-Straße 98 in Hagen hatte für Schlagzeilen gesorgt. Doch der Hausbesitzer kommt strafrei davon.
In seinem Mehrfamilien-Haus an der Eugen-Richter-Straße 98 stürzte vor zwei Jahren die Decke ein. Dass dabei keiner der 28 Hausbewohner zu Schaden kam, war reines Glück.
Glücklich war gestern Nachmittag auch Hauseigentümer Horst Edel (78), als er im Amtsgericht vom Vorwurf der „vorsätzlichen Baugefährdung“ freigesprochen wurde. „Nach einem langwierigen Prozess“, wie Richterin Judith Krämer selbstkritisch befand. Denn dreimal hatte Edel aus dem Elsass, wo der ehemalige Schauspieler und Opernsänger seinen Ruhestand genießt, anreisen müssen, bis schließlich seine Unschuld durch Urteilsspruch festgestellt werden konnte.
Hausmeister entfernte Holzbalken
Zur Erinnerung: Bei einem Jahre zurückliegenden Brand war eine größere Menge Löschwasser in die Stützbalken seines Jugendstilhauses gelaufen. Deshalb war Eigentümer Edel später amtlich aufgegeben worden, den Zustand der Zwischendecke auf Spätfolgen überprüfen zu lassen. Dieser beauftragte seinen Hausmeister, den Fußboden in der ersten Etage aufzustemmen.
Amtsrichterin Krämer: „Der Hausmeister war nur mit der Freilegung des tragenden Holzbalkens beauftragt, aber nicht mit mehr.“ Doch er hätte einfach den morschen Holzbalken entfernt, „ohne Anweisung.“ Am 25. Juli 2013 krachte deshalb die Innendecke herunter.
Zehn Häuser als Altersversorgung
Tatsächlich hatte der ehemalige Hausmeister kurz vor Ende der Beweisaufnahme alle Schuld auf sich genommen: „Ich habe den Balken aus eigenem Antrieb abgesägt“, erklärte der nunmehr Arbeitslose im Zeugenstand, „eigenmächtig und ohne Auftrag. Ich musste dafür später auch die Konsequenzen tragen.“ Der 44-Jährige spielt darauf an, dass er bereits rechtskräftig zu 1050 Euro Geldstrafe verurteilt wurde.
Horst Edel hingegen wird nach seinem Freispruch aus der Landeskasse entschädigt. So hat er auch Anspruch auf Fahrtkostenerstattung — für insgesamt 3000 Kilometer.
Viele Problem-Immobilien
In den 80-er Jahren hatte sich der damals erfolgreiche Schauspieler, der Kinofilme drehte und in TV-Serien spielte, stolze zehn Mehrfamilienhäuser „als Altersversorgung“ zugelegt: In Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Hagen. Die meisten seiner Häuser gelten heute als Problem-Immobilien. Edel selbst bezeichnet viele Mieter als „zahlungsunwillige Rumänen und Bulgaren“, als „Miet-Nomaden und Arge-Betrüger“, während er sich nach dem gewonnenen Strafprozess im Café Flores erst mal zwei Bockwürste und eine Portion Kartoffelsalat bestellt.
„Seit zwei Jahren ist mein Haus Eugen-Richter-Straße 98 amtlich gesperrt“, beklagt der Hausbesitzer rund 150. 000 Euro Schaden. „In den nächsten Wochen fangen wir an, zwei Eisenträger dort einzuziehen“, erklärt er optimistisch, „im Dezember ist das Haus dann wieder bewohnbar. Ich hoffe auf gute Mieter.“