Hagen. . Die Stadtredaktion fasst die größten Schäden und Ereignisse während des Sturmtiefs zusammen. Zwei Straßen müssen gesperrt bleiben.
Zuerst die gute Nachricht: Beim Sturmtief „Friederike“, das am Donnerstag mit Spitzengeschwindigkeiten von 135 km/h durch Hagen jagte, wurde niemand in Hagen schwer verletzt. Doch der Sachschaden, den die orkanartigen Böen anrichteten, war beträchtlich. Zwei wichtige Verkehrsachsen bleiben heute und wohl noch für den Rest der Woche gesperrt. Die Friederike-Bilanz in Hagen:
Die Sperrungen
Die Eugen-Richter-Straße bleibt noch bis mindestens Ende der Woche zwischen den Abzweigungen Rehstraße und Tunnelstraße gesperrt. Hier erwischte der Sturm die Dächer von Häusern heftig und fegte etliche Dachpfannen runter auf die Straße. Unter anderem die zweier versiegelter Häuser, die das Ordnungsamt als sogenannte Problem-Immobilien dicht gemacht hat. Wie die Umleitungen laufen werden, entscheidet sich erst heute Morgen. Gesperrt wird auch die Schwerter Straße im Bereich des Hellweg-Baumarktes. Der Dachstuhl eines Hauses nahm hier schweren Schaden. Die Verkehrsbehörde setzt darauf, dass der Verkehr sich neue Wege durch Kabel oder über die Dortmunder Straße sucht.
Gelbe Säcke Freitag wieder rausstellen
Der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) stellte seine Arbeit ein, Gelbe Säcke wurden nicht mehr abgeholt, Altpapier- und Restmülltonnen nicht mehr geleert.
„Wir bitten die Bürger, die Behälter und Säcke sturmfest zu verstauen und am Freitag wieder zur Leerung am Straßenrand bereit zu stellen“, sagte HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch. Auch die Annahme von Altpapier und Altglas am Betriebshof des HEB in der Fuhrparkstraße war zeitweise nicht möglich.
Der Regional- und Fernverkehr der Bahn wurde eingestellt. Die Hagener Straßenbahn stellte ihren Verkehr teilweise ein. Das galt sowohl für den Schulbus- als auch für den Linienverkehr.
Seine Kraft bewies der Sturm auch auf der A 45, wo auf der Brücke Sterbecker Siepen (zwischen Lüdenscheid-Nord und Hagen-Süd) ein Lastwagen an den Fahrbahnrand gedrückte wurde und umkippte. Die Autobahn war in beiden Richtungen blockiert.
Die Innenstadt
Durch die Fußgängerzone tobte der Sturm, auch wenn er hier keine Orkanstärke erreichte. So wurde ein Fußgänger in der Mittelstraße von einer Böe zu Boden geworfen und erlitt eine Platzwunde am Kopf. Einige Läden, darunter das Lederwarengeschäft Loubs am Friedrich-Ebert-Platz, schlossen wegen der widrigen Wetterverhältnisse und weil sich kaum noch Passanten in der Stadt aufhielten, ihre Türen. Auch Sascha Peters ließ am Obst- und Gemüsestand in der Kampstraße gegen 13 Uhr die Planen herunter: „Es macht keinen Sinn, hier draußen zu stehen.“
Die Rettungskräfte
Die Hagener Feuerwehr und das Technische Hilfswerk befanden sich im Dauerstress. Alle freiwilligen Einheiten waren alarmiert, sogar die Kameraden aus Wetter, Witten und Hattingen leisteten Nachbarschaftshilfe in Hagen. Bis 16.30 Uhr wurden die Rettungskräfte zu 210 Einsätzen gerufen, am häufigsten waren umgestürzte Bäume zu beseitigen.
Die Schulen und Kindergärten
Viele Schüler blieben gestern zu Hause, die Bezirksregierung Arnsberg hatte ihnen den Schulbesuch aufgrund des drohenden Unwetters freigestellt. Am Vormittag forderte die Feuerwehr alle Hagener Schulen und Kindergärten dazu auf, Schüler und Kinder bis 11 Uhr abholen zu lassen. Danach sollten wegen der möglichen Gefährdung durch den Sturm keine Kinder mehr abgeholt werden.
Bäume krachen zweimal auf Pkw
In Ambrock stürzte ein Baum auf ein Auto, in dem eine Frau am Steuer saß und wartete. Der Baum prallte auf die rechte Fahrzeugseite, die Fahrerin wurde dabei eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. Sie erlitt einen Schock, aber keine schwereren Verletzungen. Auch auf der Wehringhauser Straße traf ein abgebrochener Baum vom Hang am Straßenrand ein Fahrzeug. Zum Glück wurde auch hierbei niemand schwer verletzt. Die Wehringhauser Straße musste allerdings gesperrt werden.
Tatsächlich lichteten sich die Reihen in vielen Schulen schnell. „Wir rufen alle Eltern an und teilen ihnen die Lage mit“, berichtete Friederike Knoblauch, Leiterin der Goldberg-Grundschule: „Kinder, die nicht abgeholt werden, betreuen wir natürlich weiter.“ Auch an der Grundschule auf der Hestert war Vorsicht oberste Devise: „Es ist gewährleistet, dass kein Kind allein auf die Straße geht“, sagte Rektor Michael Schnücker. Aufgrund eines Sturmschadens fällt der Unterricht an der Grundschule Emil Schumacher in Wehringhausen auch heute aus. „Friederike“ beschädigte Teile des Dachs und des Kamins so stark, dass zunächst Aufräumarbeiten stattfinden müssen.
Zwei Drittel der knapp 700 Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) erschienen zum Unterricht. „Die Entscheidung liegt bei den Eltern“, so Hermann Kruse, stellvertretender Schulleiter. , ob die Kinder in die Schule gehen.“
Der Waldkindergarten der Johanniter im Deerth blieb am Donnerstag zwar nicht geschlossen, die Kinder gingen mit ihren Erzieherinnen angesichts der Vorhersage allerdings nicht in den Wald. Vielmehr wurden sie ausnahmsweise im Kindergarten am Römershof betreut.
Zwei Schulstandorte bleiben geschlossen
Zwei Hagener Schulen müssen auch am Tag nach dem Sturm Friederike geschlossen bleiben: Sowohl an der Emil-Schumacher-Grundschule in Wehringhausen als auch an der Karl-Ernst-Osthaus-Grundschule an der Berchumer Straße in Halden muss aufgrund von Sturmschäden der Unterricht am heutigen Freitag ausfallen. Der Standort Lützowstraße ist vom Ausfall des Unterrichts allerdings nicht betroffen.
Der Meteorologe
Auf einer seiner Messstationen auf den Höhen im Hagener Süden stellte Hagens Wetterexperte Bastian Rissling eine Windgeschwindigkeit von 135 km/h fest (ab 118 km/h spricht man von einem Orkan). Aber auch in den Niederungen maß Rissling bis zu 95 km/h.
Der Sturm habe sich auf dem Weg nach Hagen stärker intensiviert als die Modelle zunächst angenommen hätten, so Rissling. Deshalb seien die Warnungen am Donnerstagmorgen entsprechend heraufgestuft worden: „Das erklärt auch die etwas höheren Windgeschwindigkeiten in Hagen und Umgebung.“
In Eppenhausen wurden Böen von bis zu 85 km/h gemessen, in Hohenlimburg und im Innenstadtbereich sogar bis zu 95 km/h. In den höheren Lagen traten orkanartige Böen auf, an der Sternwarte am Eugen-Richter-Turm zum Beispiel 109 km/h. Von der Windgeschwindigkeit her lasse sich Friederike am ehesten mit Orkan Xynthia vom Februar 2010 vergleichen Damals erreichten die Spitzenböen auf den Hagener Höhen bis zu 141 km/h.
Dass erst vor gut zwei Wochen mit Burglind schon einmal ein schwerer Sturm über die Region hinweggefegt sei, kommentierte Rissling mit den Worten: „Die Wintermonate sind nun einmal bekannt für schwere Stürme.“ Dabei kommt es immer wieder zu sogenannten Sturmserien wie in den früheren 90er-Jahren, an die sich so mancher Hagener noch gut erinnern dürfte.