Altenhagen. . Eugen-Richter-Straße, Märkischer Ring, jetzt Altenhagener Straße: Die Stadt Hagen hat die nächste Schrottimmobilie für unbewohnbar erklärt.

  • 53 Menschen müssen sich kurzfristig nach einer neuen Bleibe umsehen.
  • Vermieter ist bei der Versiegelung seiner Immobilie nicht anwesend.
  • Brandschutz Mängel und Zweifel an der Standsicherheit geben den Ausschlag.

Die Stadt Hagen hat das Mehrfamilienhaus Altenhagener Straße 80 für unbewohnbar erklärt und das Gebäude versiegelt. 53 Bewohner des dreigeschossigen Hauses mussten sich kurzfristig nach einer neuen Bleibe umschauen.

„Einige sind bei Familienmitgliedern oder Bekannten untergekommen“, sagt Clara Berwe, Sprecherin der Stadt Hagen, „13 Personen wurden vorübergehend in kommunalen Notunterkünften untergebracht.“

Untersuchungen zeigen erhebliche Mängel

Bei einer Routinekontrolle am Dienstag, bei der Bewohner und Unterkünfte im Fokus von Ordnungsamt und Polizei stehen (unsere Zeitung berichtete), war den Kontrolleuren der Zustand des Gebäudes aufgefallen. Weitere Untersuchungen ergaben erhebliche Mängel. „Dabei geht es um den Brandschutz, aber auch um die Standsicherheit des Hauses“, so Clara Berwe. Letztlich sei die Stadt gezwungen gewesen, schnell zu handeln. Das Gebäude ist versiegelt.

Eines der gravierendsten Probleme an der auch äußerlich heruntergekommenen Immobilie, die sowohl von Zuwanderern als auch von deutschen Mietern bewohnt wird: Ein Hinterhaus, in dem sich mehrere Wohnungen befinden, hat keinen separaten Eingang und ist nur über das Treppenhaus des Hauptgebäudes zu erreichen. „Kommt es hier zu einem Feuer, sitzen die Bewohner in der Falle“, erklärt Clara Berwe. „Sie haben dann keine Möglichkeit, das Gebäude zu verlassen.“

Vermieter lässt sich bei Räumung nicht blicken

Im Vorfeld hatte die Stadt Kontakt zum Vermieter aufgenommen, der nach Informationen unserer Zeitung selbst nicht in Hagen wohnt. Der Mann war bei der Räumung des Gebäudes nicht zugegen. Dabei wurden die städtischen Mitarbeiter von der Polizei Hagen unterstützt. „Die Kollegen waren mit vier Streifenwagen vor Ort“, so Polizeisprecher Uli Hanki, „Probleme hat es bei der Räumung nicht gegeben.“

Für die ersten Stunden stand ein Bus zur Verfügung, in dem sich die Bewohner aufhalten konnten. Am kommenden Montag, so steht es auf einem Aushang, dürfen die Bewohner noch einmal kurz in ihre Wohnungen, um persönliche Dinge herauszuholen.

Vermieter ist jetzt in der Pflicht

Zuständig für die Unterbringung der Bewohner sei formal der Vermieter der Immobilie, so Clara Berwe. Durch den Abschluss von Mietverträgen hat er sich verpflichtet, Menschen Wohnraum zu geben. Jetzt, da sein Haus von der Stadt versiegelt worden ist, muss er formal für Ersatz sorgen.

Zumindest kurzfristig scheint er sich darum nicht geschert zu haben. Die Kosten, die für die Unterbringung in den kommunalen Unterkünften entstehen, will die Stadt Hagen ihm in Rechnung stellen. Ob er dafür zahlen wird, ist völlig offen.

Auch Haus am Märkischen Ring geräumt

Bereits im August hatte die Stadt Hagen ein Mehrfamilienhaus für nicht mehr bewohnbar erklärt. Vor zwei Monaten handelte es sich um die Immobilie Märkischer Ring 87 in der Innenstadt. Der Grund seinerzeit: Versorger Enervie hatte bereits im Mai in dem Gebäude die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas eingestellt.

Die Besitzerin des Hauses hatte über mehrere Monate hinweg offene Rechnungen nicht beglichen. Insgesamt beliefen sich die Außenstände auf rund 7000 Euro. Hinzu kamen nicht bezahlte Rechnungen einzelner Mieter. An Zählern und Leitungen war manipuliert und illegal Strom abgezapft worden.

41 Menschen stehen auf der Straße

Aufgrund der fehlenden Energieversorgung hielt die Stadt die hygienischen Zustände für nicht mehr haltbar. 41 Menschen standen auf der Straße. Sie alle hatten die rumänische Staatsangehörigkeit.

Ende September war bereits ein Haus an der Wehringhauser Straße versiegelt worden. In diesem Fall hatte der Vermieter allerdings im Vorfeld für Ausweichwohnungen gesorgt. Auch an der Eugen-Richter-Straße waren vor einiger Zeit die Häuser 94 und 102 durch die Stadt für unbewohnbar erklärt worden. In der Arndtstraße war Mitte Juli eine Wohnung wegen Kakerlakenbefalls geschlossen worden. Eine siebenköpfige Familie aus Rumänien musste sich einer Hygienedusche unterziehen.

>>HINTERGRUND: FÖRDERGELDER FÜR KAUF

  • Die Stadt Hagen nimmt an einem Förderprogramm des Landes NRW teil.
  • Insgesamt sieben Millionen Euro stehen zur Verfügung, um Schrottimmobilien anzukaufen.
  • Zwei Hauskäufe sind bislang über die Mittel finanziert worden.