Hagen-Mitte. . Unvorstellbare hygienische Zustände: In der Hagener Arndtstraße wird die von Kakerlaken befallene Wohnung einer siebenköpfigen Familie geräumt.
Eine Aufsehen erregende Hygienemaßnahme hat am Donnerstagmittag zahlreiche städtische Einsatzkräfte auf den Plan gerufen: In der Arndtstraße musste eine siebenköpfige Familie mit rumänischer Staatsangehörigkeit wegen massiven Kakerlakenbefalls einer Hygienedusche unterzogen werden. Die Stadt Hagen erklärte die Wohnung im Souterrain des Mehrfamilienhauses für unbewohnbar. „Ursache für das Auftreten der Kakerlaken ist fehlende Hygiene“, sagte Ordnungsdezernent Thomas Huyeng.
Die Wohnung der Familie soll in unvorstellbarem Maße von Kakerlaken bevölkert sein. Der Hausbesitzer hatte das Jugendamt am Mittwoch über die Zustände informiert und wegen Kindeswohlgefährdung Alarm geschlagen, woraufhin sich gestern zwei Sozialarbeiter auf den Weg machten und in der Wohnung umsahen. Da es dort von Ungeziefer wimmelte, mussten auch sie sich anschließend als Vorsichtsmaßnahme der Hygienedusche unterziehen. „Die Nester der Insekten können unbemerkt an Kleidung oder Schuhen kleben“, erläuterte Huyeng: „Wir müssen darauf achten, dass sie nicht weiter ausgetragen werden.“
Spezielles Schaummittel
Auf der Arndtstraße hatten die Löschgruppen Altenhagen, Boelerheide, Eckesey und Vorhalle, die für Dekontaminationen in Hagen zuständig sind, ein großes Zelt samt Container mit eingebauter Dusche aufgestellt, in dem sich die Familie und die beiden Sozialarbeiter mit einem speziellen Schaummittel säubern konnten. Ihre Anziehsachen mussten sie abgeben, sie wurden mit einem speziellen Reinigungsmittel abgerieben bzw. entsorgt. „Die betroffenen Personen werden mit Ersatzkleidung ausgestattet“, sagte Christian Reichelt, Chef der Löschgruppe Altenhagen.
Die Szenerie und die von Kopf bis Fuß in Schutzkleidung verpackten Einsatzkräfte erinnerten rein äußerlich an Bilder aus Katastrophenfilmen, wenngleich der Anlass vergleichsweise harmlos war. Die fünf Kinder sind in einem Alter von einem bis sieben Jahren.
Im Sinne der Kinder
Die Familie wurde nach der Hygienedusche in einer städtischen Wohnung untergebracht. Die Mutter hatte zunächst geglaubt, man würde ihr die Kinder wegnehmen und sie deshalb nicht zum Duschen aus dem Haus schicken wollen. Erst nachdem ein Dolmetscher hinzugezogen wurde, klärte sich die Situation. Nach Auskunft von Sabrina Dahl, Abteilungsleiterin im Fachbereich Soziales, besteht kein Anlass, die Kinder von den Eltern zu trennen, da es keine Hinweise dafür gebe, dass sie vernachlässigt worden seien. Mit Schuldzuweisungen bezüglich des Ungeziefers solle man zurückhaltend sein: „Wir haben im Sinne der Kinder eine andere Wohnung gesucht, damit die Familie zusammenbleiben kann.“
Auch andere Wohnungen des Hauses sind von Kakerlaken befallen, jedoch längst nicht in dem Ausmaß wie das Souterrain. Ein Schädlingsbekämpfer hat ein Fraßgift ausgelegt, an dem die Tiere zugrunde gehen. Huyeng erklärte, die Stadt werde die Wohnung erst wieder für bewohnbar erklären, wenn das Ungeziefer nachweisbar beseitigt sei.