Hagen. . In Hagen haben Polizei und Stadt am Mittwochmorgen das für unbewohnbar erklärte Haus am Märkischen Ring geräumt. Die Mieter waren aber schon weg.
Am Morgen waren Kräfte von Polizei, Ausländerbehörde, städtischer Wohnungsaufsicht und des Ordnungsamtes in die Problem-Immobilie am Märkischen Ring 87 (wir berichteten bereits) eingerückt. Mit Hilfe eines von der Hausbesitzerin beauftragten Schlüsseldiensts wurden nach und nach alle Wohnungen kontrolliert. Doch keiner der zuletzt 41 gemeldeten Bewohner, die alle rumänische Staatsangehörige sind, war zu diesem Zeitpunkt mehr da. Noch am Dienstagabend hatten die letzten Bewohner Möbel aus dem Haus abtransportiert.
Ersatz-Wohnungen in Iserlohn abgelehnt
Wo die sieben Familien nun untergekommen sind, ist unbekannt. „Die Hausbesitzerin war gesetzlich verpflichtet, den Mietern Ersatz-Wohnraum anzubieten“, so Stadtsprecher Michael Kaub. „Nach unseren Informationen hat sie dies in Iserlohn getan.“ Das hätten die anwaltlich vertretenen Bewohner aber wohl abgelehnt und sich selbst eine neuen Bleibe gesucht.
Wie berichtet, hatte die Stadt das Haus komplett für unbewohnbar erklärt, weil der heimische Energieversorger Enervie die Versorgung mit Gas,Wasser und Strom abgedreht hatte. Denn sowohl die Vermieterin als auch die einzelnen Mieter hatten über Monate nicht die Rechnung beglichen. Stattdessen waren manipulierte Zähler und Leitungen entdeckt worden, Strom war auf lebensgefährliche Weise abgezapft worden.
Stadt hatte Haus schon länger im Blick
Die Stadt hatte die Immobilien schon länger unter Beobachtung, immer wieder war bei Kontrollen auch die Müllproblematik aufgefallen – trotz ausreichend großer Behälter. Im vergangenen Jahr musste die Stadt wegen Rattenbefalls einschreiten, zudem gibt es Mängel an den Balkonen.
Nachdem die Stadt Fristen gesetzt hatte, um die Missstände zu beheben, die die Vermieterin aber verstreichen ließ, stand jetzt die Räumung an. Mitarbeiter von Enervie bautem sämtliche Stromzähler aus. Die Hausbesitzerin musste über den Schlüsseldienst sicherstellen, dass das Schloss ausgetauscht wird und so keiner der früheren Bewohner mehr das Haus betreten kann. Danach wird die Stadt das Haus versiegeln. „Das bleibt auch so lange so, bis die Missstände behoben und das Haus wieder für bewohnbar erklärt werden kann“, so Michael Kaub.
Weiteres Verfahren in Wehringhausen eingeleitet
Die Stadt Hagen fährt derzeit einen recht harten Kurs in Sachen Problem-Immobilien: Neben den regelmäßigen Kontrollen wurden im April bereits die schon lange in den Schlagzeilen stehenden Häuser an der Eugen-Richter-Straße 94 und 102 für unbewohnbar erklärt. Ebenso eine Wohnung in der Arndtstraße, die eine rumänische Familie wegen Kakerlakenbefalls verlassen musste.
Aktuell hat die Stadt ein weiteres Verfahren bei einer Immobilie im unteren Wehringhausen eingeleitet. „Hier laufen aber noch Fristen bis in den Herbst, die der Besitzer nutzen kann, um die Missstände zu beheben“, so Stadtsprecher Michael Kaub.
Am Märkischen Ring 87 kam am Mittwochmorgen noch eine Gerichtsvollzieherin vorbei, die bei einem der bisherigen Bewohner Forderungen vollstrecken wollte. Doch sie war zu spät: Der Schuldner war schon längst weg.