Hagen-Mitte. . Die Stadtverwaltung hat das Haus am Märkischen Ring 87 für unbewohnbar erklärt. Bis Mitte August muss die Immobilie geräumt sein.

  • Hagener Stadtverwaltung hat Haus am Märkischen Ring 87 für unbewohnbar erklärt
  • Enervie hat in der Immobilie schon im Mai die Versorgung mit Gas, Wasser und Strom abgedreht
  • Aufgrund der fehlenden Energieversorgung hält die Stadt die hygienischen Zustände für unhaltbar

Abermals hat die Hagener Stadtverwaltung ein Haus für unbewohnbar erklärt. Bis Mitte August muss das Gebäude am Märkischen Ring 87 geräumt sein. Grund: Der heimische Energieversorger Enervie hat in der Immobilie schon im Mai die Versorgung mit Gas, Wasser und Strom abgedreht. Denn die Besitzerin der Immobilie bleibt ihre Rechnungen schuldig, inzwischen sollen sich die Außenstände auf 7000 Euro belaufen.

Aber auch einzelne Mieter, mit denen Enervie Stromlieferungsverträge abgeschlossen hatte, wollen oder können ihre Rechnungen nicht bezahlen. Zudem wurde an einigen Zählern und Leitungen manipuliert mit dem Ziel, illegal Strom abzuzapfen. „Das kann mitunter lebensgefährliche Folgen haben und ist daher nicht zu akzeptieren“, stellte Uwe Reuter, Sprecher der Enervie, klar.

Unhaltbare Zustände

Aufgrund der fehlenden Energieversorgung hält die Stadt, die das Objekt seit längerer Zeit im Auge und mehrere Kontrollen durchgeführt hat, die hygienischen Zustände inzwischen für unhaltbar. Deshalb müssen die sieben dort lebenden Familien mit insgesamt 41 Personen, die alle rumänischer Staatsangehörigkeit sind, in den nächsten Tagen ihre Sachen packen und ausziehen.

Der Hausbesitzerin wurde aufgetragen, ihnen eine neue Bleibe zur Verfügung zu stellen, denn dazu ist sie gesetzlich verpflichtet. Geschieht das nicht, wird die Stadt die Menschen in einer Notunterkunft unterbringen, der Vermieterin jedoch die Kosten in Rechnung stellen.

Dreck und Müll

Nach Informationen unserer Zeitung möchte die Besitzerin das Haus verkaufen, was sich jedoch als schwierig erweist. Vielen Bürgern waren die untragbaren Verhältnisse nicht verborgen geblieben. Ratsherr Werner König (SPD) hatte vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass die Bewohner ihre Notdurft wegen der fehlenden Wasserzufuhr auf öffentlichen Flächen verrichteten. Zudem seien die Müllbehälter überfüllt und der Dreck verteile sich in der Umgebung.

Nach Auskunft der Stadtverwaltung zählt das Haus zu den sogenannten Problemimmobilien in Hagen. Bei Kontrollen wurden Baumängel und herumliegender Müll dokumentiert, obwohl die den Bewohnern zur Verfügung gestellten Abfallbehälter fast doppelt so groß wie vorgeschrieben waren. Schon im Vorjahr mussten die städtischen Ämter wegen Rattenbefalls im Haus tätig werden. Eine Statikerin der Bauaufsichtsbehörde stellte Mängel an den Balkonen des Gebäudes fest.

Weitere Häuser geräumt

Erst vor zwei Wochen war unweit des Märkischen Rings in der Arndt­straße eine Wohnung wegen Kakerlakenbefalls für unbewohnbar erklärt worden. Die dort lebende siebenköpfige Familie mit rumänischer Staatsangehörigkeit wurde einer Hygienedusche unterzogen und in einer städtischen Wohnung untergebracht. Seitdem ist ein Schädlingsbekämpfer dabei, das Ungeziefer zu beseitigen, allerdings hat die Stadt die Wohnung bislang nicht wieder freigegeben.

Weiterhin unbewohnbar sind auch die beiden Häuser an der Eugen-Richter-Straße 94 und 102 in Wehringhausen, die Anfang April aufgrund hygienischer, technischer und baulicher Mängel versiegelt wurden. Die Bewohner, allesamt Familien aus Rumänien, mussten ausziehen. Auch diese Häuser sollen in Immobilienportalen zum Verkauf angeboten worden sein.

Derzeit überprüft die Stadt regelmäßig die Zustände in einem weiteren Haus in Wehringhausen. Sollte hier keine Wendung zum Besseren eintreten, könnte es ebenfalls zu einer Räumung kommen bzw. die Unbewohnbarkeit erklärt werden.

>>Hintergrund: Problemhäuser

  • Allein in Hagen-Mitte, Altenhagen und Wehringhausen sind weit über 70 Gebäude als Problemhäuser mit überwiegend südosteuropäischer Bevölkerung eingestuft, in denen die zuständigen Dienststellen des Staates in regelmäßigen Abständen Kontrollen durchführen.
  • Beteiligt an den Kontrollgängen sind die Polizei, das Ordnungsamt, das Ausländeramt und das Jobcenter.
  • Überprüft werden u. a. Personalien, die Rechtmäßigkeit von Sozialleistungen, Aufenthaltsberechtigungen und Schwarzarbeit.