Hagen. . Am Mittwoch beginnt der Unterricht wieder. Doch Janik Brinker (14) weiß noch nicht, welche Hagener Schule er künftig besuchen darf.

  • 14-jähriger Realschüler weiß noch nicht, welche Schule er zukünftig besuchen darf
  • An der Realschule Haspe gibt es derzeit keine achten Klassen
  • Aufnahmekapazitäten der meisten Schulen in Hagen sind erschöpft

Die Sommerferien gehen zu Ende, am Mittwoch beginnt an den Schulen in Hagen der Unterricht. Auch Janik Brinker (14) würde sich gern wieder auf den Weg zur Schule machen, doch er weiß bis heute nicht, welche Lehranstalt er zukünftig besuchen darf. „Ich kann nur noch beten und hoffen, dass sich eine Schule für ihn findet“, sagt seine Mutter Claudia Brinker-Börsch nach Nerven aufreibenden Tagen.

Janik war bis zum Ende des vergangenen Schuljahres Schüler an der Realschule Haspe, doch die kann er nicht mehr besuchen. Der Achtklässler ist sitzen geblieben und muss das Schuljahr wiederholen. Doch in Haspe ist das nicht möglich, denn die Realschule in Haspe kann derzeit keinen achten Jahrgang bilden.

Am seidenen Faden

Der Grund dafür reicht in die Vergangenheit zurück und hat mit der Hagener Schulpolitik zu tun. Als infolge des 2011 erstellten Biregio-Gutachtens darüber diskutiert wurde, alle Real- und Hauptschulen in Hagen zugunsten von Sekundarschulen abzuschaffen, durfte die Realschule Haspe 2014 und 2015 laut Ratsbeschluss keine Eingangsklassen mehr bilden. Die Zukunft der Schule hing am seidenen Faden, erst nach heftigen Elternprotesten vollzogen Politik und Verwaltung eine Kehrtwende. Die Realschule durfte wieder Fünftklässler aufnehmen, ihre Existenz scheint seitdem langfristig gesichert.

Doch die Lücke, die die zwei fehlenden Jahrgänge in das Schulgefüge gerissen haben, schließt sich nur allmählich. Erst 2021 werden an der Realschule Haspe wieder alle Jahrgänge von fünf bis zehn belegt sein. In diesem Schuljahr gibt es keine siebten und achten Klassen. Und so kommt es, dass Janik das achte Schuljahr nicht in Haspe wiederholen kann, sondern seine „Ehrenrunde“ anderswo drehen muss. Aber wo? „Ich habe alle Real- und Gesamtschulen in Hagen angerufen, wurde aber entweder abgewiesen oder vertröstet“, berichtet seine Mutter.

Opfer der Schulpolitik?

Wird der Jugendliche also zum Opfer der Hagener Schulpolitik? Die meisten Schulen in Hagen sind bis an den Rand ausgelastet, haben keine freien Plätze mehr zur Verfügung. Vor allem die Kapazitäten der Real- und Gesamtschulen waren schon kurz nach dem Anmeldeverfahren im Winter erschöpft; wie es aussieht, ist Janik zwischen alle Stühle geraten.

Dabei hat der Junge einen Rechtsanspruch darauf, seine Laufbahn an einer Realschule in Hagen fortzusetzen. Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg, bestätigte denn auch, dass sich alle Beteiligten, allen voran Haspes Schulleiterin Sandra Willenberg, dafür einsetzten, einen Platz für Janik zu finden: „Ich kann verstehen, dass die Situation für die Familie belastend ist, aber wir werden das hinkriegen, in welcher Form auch immer.“ Möglicherweise zeichnet sich am heutigen Dienstag im Rahmen einer Besprechung der Hagener Realschulleiter eine Lösung ab.

Janik selbst hat sich fest vorgenommen, keine weitere „Ehrenrunde“ einzulegen, denn die jetzige Hängepartie gefällt auch ihm ganz und gar nicht: „Hauptsache, es findet sich eine Realschule für mich. Dann werde ich das durchziehen, denn ich möchte nicht noch einmal die Schule wechseln müssen.“

>>> Derzeit elf Klassen an Realschule Haspe

  • Die Realschule Haspe durfte 2014 und 2015 keine Fünftklässler aufnehmen. Daher gibt es derzeit insgesamt lediglich elf Klassen – drei fünfte, zwei sechste, drei neunte und drei zehnte Klassen. Ein siebter und achter Jahrgang fehlen.
  • Diese Lücke wird erst mit den Jahren zuwachsen und 2021 vollständig geschlossen sein. Rektorin Sandra Willenberg, die die Schulleitung 2016 übernahm, ist optimistisch: „Unsere Schule hat ihre alte Anziehungskraft zurückgewonnen.“