Hohenlimburg/Hagen. . Mit Beginn des neuen Schuljahres wird das Ganztagsangebot der Wilhelm-Busch-Schule dauerhaft reduziert.

  • Mit Beginn des neuen Schuljahres wird das Ganztagsangebot der Wilhelm-Busch-Schule dauerhaft reduziert. Montagnachmittag wird es keinen gebundenen Ganztag mehr geben.
  • Eine Ursache ist der Lehrermangel, vor allem jedoch das Frustrationspotenzial der Schüler, das nach einem Wochenende besonders hoch ist.
  • Die Wilhelm-Busch-Schule hat zwei Standorte - die Primarstufe ist in Oege, die Sekundarstufe in der Obernahmer.

Die Förderschule Wilhelm Busch greift zu einer ungewöhnlichen pädagogischen Maßnahme: Mit Beginn des neuen Schuljahres wird das Ganztagsangebot dauerhaft reduziert, Montagsnachmittags wird es keinen gebundenen Ganztag mehr geben. Grund ist zum einen der Lehrermangel an der Schule, vor allem jedoch das Frustrationspotenzial der Schüler, das nach einem Wochenende besonders hoch ist. „Der Montag ist immer ein besonders kribbeliger Tag und an einer Förderschule extrem schwierig zu handhaben“, berichtet Schulrätin Vera Besser.

Bislang erstreckte sich das Ganztagsangebot der Wilhelm-Busch-Schule an beiden Standorten (die Primarstufe, also die Klasse 1 bis 4, ist in Oege, die Sekundarstufe in der Obernahmer untergebracht) montags bis donnerstags jeweils von 8 bis 15 Uhr. Freitags endet der Unterricht bereits um 13.15 Uhr.

Unterrichtsende um 13.15 Uhr

Seit Anfang Februar, so hatten es Schulaufsicht und Schulleitung vereinbart, endet der Unterricht auch montags bereits um 13.15 Uhr. Damit sollte der erhebliche Lehrermangel wenigstens teilweise kompensiert werden, denn in das erweiterte Ganztagsangebot der Förderschule seien zahlreiche Lehrerstunden eingebunden, so Schulrätin Besser: „Aber das ist ja kein spezielles Hagener Problem, sondern damit haben zahlreiche Schulen in Nordrhein-Westfalen zu kämpfen.“

Die positiven Erfahrungen, die die Schule mit der Verkürzung des Unterrichts gemacht hat, führten dazu, dass die Schule auch zukünftig Montagsnachmittags geschlossen bleibt. Denn durch den Wegfall des Nachmittagsangebots gelang den Schülern, die oftmals aus schwierigen Verhältnissen stammen, ein besseres Eingewöhnen in die Schulwoche. Die Schüler könnten sich maximal bis zur Mittagszeit konzentrieren: „Sie brauchen diesen Tag nach dem Wochenende vor allem dazu, um erstmal in der Schule anzukommen“, sagt Vera Besser.

Politik äußert Verständnis

Bei den zuständigen Schulpolitikern in Hagen stößt die Entscheidung auf Verständnis. „Für mich ist das nachvollziehbar“, so Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses: „Seit der Verkürzung des Unterrichts verlaufen die Montage an der Schule offenbar wesentlich entspannter.“

Dass viele Förderschüler nach den Wochenenden besonders angespannt sind, hat mehrere Gründe. Dazu gehört ein erhöhter Medienkonsum ebenso wie das Aussetzen notwendiger Medikamente oder ein problematisches Elternhaus. Durch den verkürzten Unterricht sollen die Kinder und Jugendlichen die Chance erhalten, den Wochenstart positiv zu beenden. Mit den Eltern wurde die Änderung abgestimmt. Wenn sie, zum Beispiel aus beruflichen Gründen, darauf angewiesen seien, dass ihr Kind montags nachmittags betreut werde, könnten sie sich mit der Schulleitung in Verbindung setzen, so die Schulrätin: „Dann wird man gewiss eine Lösung finden.“

Die Schulrätin hob hervor, dass die Unterrichtsverkürzung im Sinne der Kinder und Jugendlichen beschlossen worden sei. Die Wilhelm-Busch-Schule biete hervorragende Ganztagsangebote, doch diese müssten von den Schülern freiwillig angenommen werden: „Wenn man ihnen etwas aufdrängt, sind sie nur noch mehr auf Krawall gebürstet.“

Sie wies auch darauf hin, dass manche Kinder heutzutage immer auffälliger würden und nannte als Beispiel den schrecklichen Vorfall in den USA, wo Jugendliche einen Ertrinkenden verspottet hätten, anstatt ihm zu helfen: „Es ist eine Veränderung da. Und wir müssen rea­gieren.“

Hintergrund

Die Wilhelm-Busch-Schule ist eine Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung in der Primarstufe und Sekundarstufe I der Stadt Hagen.

Der Standort für die Primarstufe war bis zum Herbst 2015 in Halden, danach zogen Schüler und Lehrer in das ehemalige Gebäude der Pestalozzi-Schule nach Oege um. Seitdem liegen die beiden Standorte nur knapp zwei Kilometer auseinander.