Hagen. . Die einen haben genug Bewerber, die anderen suchen händeringend: Die Ausbildungssituation im Hagener Handwerk ist sehr unterschiedlich.

  • Ausbildungssituation im Hagener Handwerk sehr unterschiedlich
  • Bei Elektrotechnikern werden für ein Lehrjahr 15 bis 20 Auszubildende benötigt
  • Bei Ausbildungsmesse Hagen am Freitag, 7. Juli, stellen sich verschiedene Betrieb vor

„Handwerk hat goldenen Boden.“ Es ist ein alter Spruch, aber ganz offensichtlich einer, den viele Jugendliche nicht mehr kennen. Es gibt Handwerks-Innungen in Hagen, die suchen händeringend nach Nachwuchs – die WESTFALENPOST hatte erst jüngst über den eklatanten Azubi-Mangel bei den Maurern berichtet. Am Freitag, 7. Juli, wird sich auch das Handwerk (8.30 bis 16 Uhr) bei der Ausbildungsmesse in Kückelhausen präsentieren. Da gibt es die Chance, mehr über die Berufe zu erfahren.

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Michael Plohmann, der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, weiß, dass die Situation im Hagener Handwerk ganz unterschiedlich aussieht. „Vertreter des Kfz-Gewerbes und des Tischler-Handwerks sehen die Situation eher entspannt, da sie für ihre Bereiche mehr Bewerbernachfrage als Ausbildungsstellenangebote haben.“ Die Tischler fürchteten aber zunehmenden Abwanderungstendenzen von Gesellen hin zu einem Studium, wie etwa (Innen-)Architektur.

Problematischer stelle sich die Situation bei anderen Gewerken wie Elektro, Friseure oder Maler dar. „Hier gibt es schon zu geringe Bewerberzahlen.“ Grund hierfür, so Plohmanns Einschätzung, sei die scheinbar mangelnde Attraktivität der Berufe (insbesondere Maler und Friseure) und das fehlenden Wissen junger Menschen und deren Eltern im Hinblick auf Ausbildungs- und Berufsperspektiven des Handwerks.

>>> INTERVIEW: Azubis werden gesucht

Matthias Rapp, Lehrlingswart der Elektroinnung Hagen, zur Azubi-Situation in seinem Gewerk.

 Matthias Rapp.
Matthias Rapp. © Sandra Krosa

Wie hoch schätzen Sie den Azubi-Bedarf in der Elektroinnung in Hagen ein?

Rapp: Für ein Lehrjahr werden 15 bis 20 Auszubildende benötigt. Derzeit gibt es einen Mangel an Azubis. Bei der letzten Freisprechungsfeier habe ich mit Ausbildern gesprochen, die mir sagten, dass dieser Azubi der letzte im Betrieb war. Sie haben keine Bewerber gefunden, die den Anforderungen entsprachen. Auch andere Kollegen haben mir gesagt, dass sie jemanden einstellen würden. Aber leider ist die Zahl der Bewerber im Elektrohandwerk rückläufig.

Welche konkreten Schwierigkeiten sehen Sie?

Rapp: Viele Eltern und Schüler sind der Meinung, dass sie das Abitur oder ein Studium brauchen, um später eine Anstellung bekommen zu können. Das trifft für das Handwerk nicht so richtig zu. Im Elek­trohandwerk ist theoretisch ein Hauptschulabschluss ausreichend. Es wird aber von den Betrieben erwartet, dass es in den Fächern Mathematik, Physik, Deutsch und Englisch die Note zwei oder besser gibt. Viele Eltern und Schüler habe von unserem Berufsbild und den Weiterbildungsmöglichkeiten keine richtige Vorstellung. Der Beruf des Elektrotechnikers beinhaltet viele Bereiche. Ich kann nur jedem den Besuch der Ausbildungsmesse nahe legen.

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Warum wird nicht mehr ausgebildet?

Rapp: Es gibt immer mehr Betriebe, die nicht mehr ausbilden. Grund hierfür ist auch die persönliche Einstellung zum Beruf. Viele Azubis, mit denen ich gesprochen habe, sehen die Ausbildung nur als Job. Sie machen sich keine Gedanken darüber, dass sie einen Beruf wählen sollten, der ihnen die nächsten 45 Jahren Spaß macht.