Lennetal. . Bei der Breitbandversorgung für das Industriegebiet Lennetal hat die Genossenschaft die Abkehr vom Glasfaserkabel vollzogen und baut auf Richtfunk.

  • Breitbandgenossenschaft für leistungsstarkes Internet im Lennetal setzt auf Richtfunk statt Glasfasertechnik
  • Vorstand und Aufsichtsrat der „Breitbandnetz Lennetal eG“ beschließen Abkehr vom ursprünglich angedachten Vollausbau
  • Richtfunksystem gilt als technisch gleichwertig und ebenso wenig störanfällig wie das Kabel

Die Breitbandgenossenschaft, die für ein leistungsstarkes, schnelles Internet im Industriegebiet Lennetal sorgen soll, setzt nicht länger auf Glasfasertechnik, sondern auf Richtfunk. Vorstand und Aufsichtsrat der „Breitbandnetz Lennetal eG“ haben sich für eine Abkehr vom ursprünglich angedachten Vollausbau entschieden und wollen ihren 25 Mitgliedern stattdessen schon Ende August Datenübertragungsmöglichkeiten von bis zu 1 Gigabit/sek. per Richtfunk ermöglichen: „Die Technologie ist gleichwertig, dafür aber preislich deutlich attraktiver als Glasfaser und kurzfristig umsetzbar. Es ist die beste Lösung, die wir finden konnten“, so Vorstandsmitglied Michael Hösterey.

Der Strategiewechsel in Sachen Digitalisierung kommt dennoch überraschend. Denn die Glasfasertechnologie wurde von der im Februar 2016 mit großem Bahnhof gegründeten Genossenschaftsinitiative zunächst als allein zukunftsfähige Internetanbindung gepriesen. Die Erkenntnis, dass die Ziele per Richtfunk ebenso gut zu erreichen sind, sei erst in den letzten Wochen gereift, so Hösterey: „Wir haben lange eine zu konservative Sichtweise verfolgt.“

Parabolantennen

Das Richtfunksystem sei keineswegs eine abgespeckte Variante, sondern technisch gleichwertig und ebenso wenig störanfällig wie das Kabel.

Beim Richtfunk werden die Informationen mittels Parabolantennen übertragen, zwischen denen Sichtverbindung herrschen muss. Die Voraussetzungen dafür sind im flachen Lennetal gegeben, für andere Bereiche des hügeligen Stadtgebietes käme diese Technologie dagegen nicht in Frage. Übertragungsqualität und Verfügbarkeit sind der von Glasfaserkabeln ebenbürtig. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die Breitbandpläne auf diese Weise umsetzen lassen und demnächst noch weitere Unternehmen zu der Genossenschaft stoßen“, kommentierte Michael Ellinghaus, Geschäftsführer der für die Wirtschaftsförderung zuständigen Hagen-Agentur, die neue Entwicklung.

Erst 25 Mitglieder

Das notwendige Kapital für die Glasfaser-Autobahn hätte die Genossenschaft wohl nicht aufbringen können. Von den 247 im Lennetal angesiedelten Firmen haben bis heute erst 25 ihre Mitgliedschaft avisiert – dreimal so viele wären nötig gewesen, um die Investitionskosten von zwei bis drei Millionen Euro für die angepeilten 42,5 Kilometer Glasfaserkabel zu stemmen. Obwohl die Landesregierung das Lennetal als Modellregion für das privatwirtschaftliche Geschäftsmodell einer Breitbandgenossenschaft ausgeguckt hatte und Wirtschaftsminister Garrelt Duin persönlich in Hagen für das Vorhaben warb, hielten sich viele Unternehmer zurück.

Andererseits haben sich große Firmen wie CD Wälzholz längst für teure Einzellösungen entschieden. Für kleinere Betriebe ist ein schneller Internetanschluss im Alleingang dagegen kaum finanzierbar, der Firma Edelstahl Zwick in der Bandstrahlstraße nannte die Telekom zum Beispiel einen Preis von 44 000 Euro.

Satzung wird geändert

Die Genossenschaft hat also weiterhin ihre Vorteile. Zwischen 1750 und 2250 Euro koste ein Anteil unter den neuen Voraussetzungen, teilte Hösterey mit: „Das hängt von der Unternehmensgröße ab.“ Die Satzung soll nun entsprechend geändert werden, wobei auch der Passus, dass Firmen, die zu einem späteren Zeitpunkt beitreten, eine Art Zusatzbeitrag aufgebrummt bekommen sollen, gestrichen wird: „Es wird kein Reue-Geld mehr geben.“

Ansonsten bleibt es beim ursprünglichen Plan: Die Genossenschaft baut das Richtfunknetz und vermietet es anschließend an ein Mobilfunkunternehmen, das als Netzbetreiber und Provider auftritt. Dass auch Privatleute aus dem nahen Fley, wie anfangs erwogen, der Genossenschaft beitreten könnten, ist derzeit kein Thema. Grund: Die Nachfrage tendiert gegen Null.

>>Hintergrund: Gründungsphase

  • Die Breitbandnetz Lennetal eG befindet sich derzeit in der Gründungsphase, ist aber noch nicht konstituiert.
  • Dazu muss der Geschäftsplan zunächst von einem Wirtschaftsprüfer unter die Lupe genommen und abgesegnet werden. Erst dann kann die Regi­strierung erfolgen.
  • Mit welchem Netzbetreiber beziehungsweise Provider die Lennetaler Genossenschaft kooperieren will, steht noch nicht fest. Es gibt mehrere Verhandlungspartner.